
Ein besonders ärgerliches Phänomen ist das Zurücklassen von Hundekotbeuteln, die oft an Ästen aufgehängt oder einfach auf den Boden geworfen werden. Eine empörte Wanderin kommentierte: „Das nenne ich mal eine Riesen-Sauerei.“
Die Umweltauswirkungen dieser Müllentsorgung sind erheblich. Selbst vermeintlich harmlose Abfälle wie Bananenschalen benötigen etwa drei Monate, um zu verrotten. Zigarettenkippen hingegen brauchen bis zu 60 Jahre und können bis zu 40 Liter Wasser mit ihren rund 4.000 enthaltenen Chemikalien verunreinigen. „Dabei muss man auch bedenken, dass der Harz das größte Trinkwassereinzugsgebiet Deutschlands ist“, betonte der Sprecher des Nationalparks.
Um dem Müllproblem entgegenzuwirken, hat der Nationalpark die #NoTrash-Aktion ins Leben gerufen. Besucher können in verschiedenen Einrichtungen wie dem Nationalpark-Besucherzentrum Torfhaus oder dem Brockenhaus biologisch abbaubare Mülltüten und Müllgreifer ausleihen. Als Dankeschön erhalten engagierte Helfer einen Sonderstempel der Harzer Wandernadel.
Zusätzlich engagieren sich Geocacher im Rahmen der Aktion „Cache in, trash out!“ für die Sauberkeit des Nationalparks. Bis zu 100 Teilnehmer sammeln dabei Müll in ausgewiesenen Gebieten und bringen ihn zu zentralen Sammelstellen. „Uns geht es konkret darum, Vorurteile zu überwinden und der Natur, die die Grundlage des Geocachens bildet, etwas zurückzugeben“, erklärte Initiator Markus Gründel.
Der Nationalpark appelliert eindringlich an alle Besucher, ihren Müll wieder mit nach Hause zu nehmen. „Leider scheint unser heutiger Zeitgeist nach wie vor von einer Wegwerfkultur geprägt zu sein und viele Menschen verhalten sich rücksichtslos und denken nicht über die Folgen ihres Handelns nach“, so der Sprecher.
Aufklärung und Umweltbildung
Mit gezielten Informationskampagnen wie #NimmsWiederMit versucht der Nationalpark Harz, das Bewusstsein der Wanderer und Naturfreunde zu schärfen. Besonders wirkungsvoll zeigt sich dabei der Müllverrottungssimulator im Natur-Erlebniszentrum HohneHof, der verdeutlicht, wie lange bestimmte Abfälle in der Natur verbleiben. Besucher können hier selbst erleben, dass eine Orangenschale bis zu zwei Jahre braucht, bis sie vollständig abgebaut ist. Solche Aufklärungsmaßnahmen sollen insbesondere Familien mit Kindern erreichen und langfristig ein anderes Umweltverhalten fördern.
Gemeinschaftliche Verantwortung stärken
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Förderung der gemeinsamen Verantwortung. Der Nationalpark Harz arbeitet vermehrt mit Schulen, Vereinen und lokalen Unternehmen zusammen, um sogenannte Müll-Patenschaften zu etablieren. Gruppen übernehmen dabei für bestimmte Wanderabschnitte oder Plätze die Verantwortung für die Sauberkeit. Dieses Modell stärkt das Gemeinschaftsgefühl und bringt die Menschen näher an die Herausforderungen des Naturschutzes heran. Erste Rückmeldungen aus Pilotprojekten zeigen: Wo persönliches Engagement gefördert wird, sinkt das Müllaufkommen spürbar.
Digitale Helfer für eine saubere Natur
Auch digitale Lösungen sollen künftig eine größere Rolle spielen. Eine geplante App des Nationalparks soll Besuchern nicht nur Wanderrouten und Tierbeobachtungstipps bieten, sondern auch das Melden von illegalen Müllablagerungen erleichtern. Mittels GPS und Foto kann Müll direkt an die zuständigen Stellen weitergeleitet werden. Zudem wird darüber nachgedacht, ein Belohnungssystem zu integrieren, das fleißige Helfer mit Punkten oder Rabatten für lokale Partnerbetriebe belohnt. So wird der Naturschutz auch digital zugänglich und fördert das nachhaltige Verhalten unterwegs.