
Falkenstein/Harz, 14. Juni 2025, 14:00 Uhr
Die Burg Falkenstein im Harz bleibt bis mindestens Ende Juli 2025 für Besucher geschlossen. Grund dafür sind umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an der historischen Anlage aus dem 12. Jahrhundert. Die Arbeiten sind Teil eines groß angelegten Sonderinvestitionsprogramms und markieren einen bedeutenden Meilenstein für den Erhalt eines der meistbesuchten Kulturdenkmäler Sachsen-Anhalts. Inmitten der Wälder des Harzes gelegen, soll die Burg künftig nicht nur sicherer und baulich stabiler sein, sondern auch technisch modernisiert, energetisch optimiert und langfristig besser museal genutzt werden.
Warum die Burg geschlossen bleibt
Seit dem 7. Januar 2025 ist die Anlage für die Öffentlichkeit nicht mehr zugänglich. Die vollständige Schließung betrifft das Museum, die Ausstellungen sowie die frei zugänglichen Innenräume. Lediglich die Außenbereiche und der Gastronomiebereich „Krummes Tor“ sind – in reduzierter Form – weiterhin geöffnet. Auch die bekannte Harzer-Wandernadel-Stempelstelle bleibt erreichbar.
Nach aktuellen Planungen soll die Wiedereröffnung spätestens Ende Juli 2025 erfolgen. Ob der Zeitplan eingehalten werden kann, hängt von der weiteren Schadensbewertung und dem Fortschritt der Sanierungsarbeiten ab.
Der Fokus: Nord- und Westflügel der Kernburg
Im Zentrum der Sanierung stehen der Nord- und Westflügel der Kernburg. Dabei geht es nicht nur um kosmetische Reparaturen, sondern um substanzielle Eingriffe an der Bausubstanz. Folgende Bereiche werden konkret bearbeitet:
- Statische Sicherung der Dachkonstruktionen und Fachwerke
- Erneuerung alter Dachsparren und Deckenbalken
- Sanierung historischer Holzbauteile
- Installation moderner Brandschutzsysteme
- Nachrüstung technischer Infrastruktur (Klima, Energie, Lichtführung)
Für diese Arbeiten mussten im Vorfeld drei umfangreiche Depoträume auf dem Dachboden mit einer Fläche von rund 600 m² geräumt werden. Über 1.500 museale Objekte wurden dafür gesichtet, katalogisiert und entweder ausgelagert oder temporär in anderen Bereichen untergebracht. Darunter befanden sich historische Möbel, Betten, Kisten und wertvolle Originalstücke aus mehreren Jahrhunderten.
Restaurierung unter Vollschutz
Einige der Exponate wurden bei dieser Gelegenheit nicht nur bewegt, sondern auch auf Schadstoffe untersucht und in speziellen Arbeitsumgebungen gereinigt. Restauratoren mussten teilweise unter Vollschutz arbeiten, da Materialien wie Bleifarben, Holzschutzmittel oder Schimmelsporen in alten Ausstellungsstücken gefunden wurden.
„Es ist eine seltene Chance, Sammlungsbestände dieser Größenordnung so intensiv zu prüfen und zu pflegen“, erklärte ein Projektleiter der Kulturstiftung. Die Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit Fachleuten aus Denkmalpflege, Restaurierung und Museumswissenschaft.
Langfristige Investitionen für kulturelles Erbe
Die Sanierung ist Teil des Sonderinvestitionsprogramms von Bund und Ländern, das insgesamt elf zentrale Kulturstandorte in Sachsen-Anhalt umfasst. Für Burg Falkenstein sind bereits 15 Mio € Fördermittel fest zugesichert. Insgesamt stellt das Programm 200 Mio € bereit, um bedeutende Kulturstätten denkmalgerecht zu sanieren, energetisch zu modernisieren und zukunftssicher zu machen.
In diesem Kontext erhält Burg Falkenstein eine besondere Stellung. Sie gehört zu den am stärksten frequentierten Ausflugszielen im Harz mit jährlich rund 70.000 Besuchern. Die neue Nutzungsperspektive sieht neben der Bausicherung eine verbesserte museale Präsentation, barrierearme Zugänge sowie zeitgemäße Infrastruktur vor.
Tabelle: Maßnahmenüberblick der Sanierung
Maßnahme | Status | Voraussichtlicher Abschluss |
---|---|---|
Statische Sicherung Nordflügel | In Umsetzung | Juli 2025 |
Dachsanierung Westflügel | Laufend | Sommer 2025 |
Depotleerung & Umzug | Abgeschlossen | März 2025 |
Restaurierung der Exponate | Laufend | Oktober 2025 |
Technikmodernisierung (Brandschutz/Klima) | In Planung | 2026 (2. Phase) |
Filmkulisse mit Geschichte
Weit über den Harz hinaus ist Burg Falkenstein auch wegen ihrer Rolle in Film und Fernsehen bekannt. Über 30 Produktionen nutzten die eindrucksvolle Kulisse, darunter Klassiker wie „Schneeweißchen und Rosenrot“ der DEFA oder Folgen von „Polizeiruf 110“. Dieser kulturelle Wiedererkennungswert trägt wesentlich zur touristischen Attraktivität der Anlage bei und erklärt das große öffentliche Interesse am Erhalt der Burg.
Langfristige Planungen und Bauhistorie
Die aktuellen Baumaßnahmen stehen am Ende einer langen Kette vorbereitender Planungen. Bereits 2011 wurden technische Gutachten erstellt, die damals bereits auf Schwächen im Dachbereich hinwiesen. Maßnahmen wie Trocknungsleitungen, Brandschutzvorrichtungen und Blechabdichtungen wurden diskutiert, aber aus finanziellen Gründen aufgeschoben. Mit dem heutigen Sonderinvestitionsprogramm erhalten diese Pläne nun ihre konkrete Umsetzung.
Barrierefreiheit bleibt eingeschränkt
Obwohl einige infrastrukturelle Modernisierungen vorgesehen sind, bleibt die vollständige Barrierefreiheit aus baulichen Gründen weiterhin eine Herausforderung. Insbesondere die oberen Etagen des Museums sowie der historische Wehrgang bleiben für mobilitätseingeschränkte Personen nur eingeschränkt zugänglich.
„Man kann ein Gebäude aus dem 12. Jahrhundert nicht einfach mit Aufzügen versehen – das wäre denkmalrechtlich wie bautechnisch ein Widerspruch.“
Rückzug der Falknerei
Ein eher unerwarteter Nebeneffekt der Sanierung betrifft die Falknerei, die seit über zwei Jahrzehnten fest zur Burg gehörte. Der Betreibervertrag wurde nicht verlängert – die Flächen werden derzeit für die Lagerung von Exponaten genutzt. Ob die Falknerei nach Abschluss der Bauarbeiten zurückkehren kann, bleibt offen.
Touristische Stimmen und Besucherfeedback
In der Online-Gemeinde zeigt sich ein gemischtes Bild: Die Schließung selbst wird weitgehend mit Verständnis aufgenommen, da die Sicherung historischer Substanz als vorrangig gilt. Jedoch äußerten Besucher vereinzelt Kritik an Preisstrukturen und Zusatzkosten wie Parkplatzgebühren oder Transfers. Der Eintrittspreis von 14 € für Erwachsene wurde wiederholt als „nicht familienfreundlich“ kommentiert.
Archäologische Entdeckungen mit Seltenheitswert
Bereits in früheren Jahren hatte die Burg für archäologische Sensationen gesorgt. Zwischen 2017 und 2020 entdeckten Bauarbeiter zufällig einen Hohlraum im Mauerwerk, der wertvolles Meissener Porzellan und eine Sammlung früher Gebrauchsgegenstände enthielt. Bereits 1990 war ein verstecktes Depot mit über 3.000 Einzelobjekten aufgefunden worden. Diese Funde unterstreichen die Bedeutung der Burg nicht nur als Besuchsziel, sondern auch als Forschungsstätte.
Die Zukunft der Burg ist gesichert
“Burg Falkenstein ist mehr als nur ein beliebtes Ausflugsziel im Harz – sie ist ein identitätsstiftendes Bauwerk mit nationaler Strahlkraft. Die aktuellen Sanierungsmaßnahmen sind ein entscheidender Schritt, um dieses kulturelle Erbe für kommende Generationen zu erhalten und gleichzeitig technisch zukunftsfähig aufzustellen.”
Mit einem gut abgestimmten Sanierungskonzept, professioneller Restaurierung und breiter öffentlicher Förderung ist sichergestellt: Die Burg wird nicht nur erhalten, sondern aufgewertet. Besucher dürfen sich ab Sommer 2025 auf ein rundum erneuertes und dennoch authentisches Erlebnis freuen – und auf eine Festung, die ihre Geschichte selbstbewusst ins 21. Jahrhundert trägt.