
Benneckenstein im Oberharz – Mitten im dichten Mischwald zwischen Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Thüringen entsteht jeden Sommer ein einzigartiges Kulturerlebnis. Das Theaternatur Festival auf der Waldbühne Benneckenstein vereint Theater, Tanz, Musik und Natur in einer Weise, wie sie in Deutschland kaum ein zweites Mal zu finden ist. Die elfte Ausgabe im Jahr 2025 verspricht erneut ein künstlerisches Ereignis der besonderen Art – mit neuen Formaten, überraschenden Inszenierungen und einem solidarischen Zugang für alle.
Ein Festival zwischen Bäumen und Bühnenlicht
Seit 2015 hat sich das Theaternatur Festival der Darstellenden Künste zu einem kulturellen Fixpunkt im Harz entwickelt. Austragungsort ist die Waldbühne Benneckenstein, eine Freiluftarena mit rund 400 Plätzen, eingebettet in den Naturpark Harz. Inmitten der Wälder entstehen hier jedes Jahr neue künstlerische Räume – zwischen Wurzelwerk und Scheinwerferlicht, zwischen klassischem Schauspiel und experimenteller Performance.
Im Jahr 2025 steht das Festival unter dem Motto „Im Hall des Waldes“. Dieses Thema zieht sich als roter Faden durch das gesamte Programm und spiegelt sich sowohl in den Inszenierungen als auch in den Austauschformaten und Workshops wider. Veranstaltet wird das Festival vom gemeinnützigen Kulturrevier Harz e. V., der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kunst im ländlichen Raum sicht- und erlebbar zu machen.
Vielfalt auf der Bühne: Programmhighlights 2025
Das Festival präsentiert rund 18 Produktionen – von Schauspiel über Tanz bis hin zu Kindertheater und musikalischen Formaten. Besonders hervorzuheben sind die Eigenproduktionen, die jedes Jahr eigens für das Festival entwickelt werden, sowie mehrere Uraufführungen mit gesellschaftspolitischem Tiefgang und künstlerischem Mut.
So erwartet die Besucherinnen und Besucher im Sommer 2025 unter anderem das Stück „Wenn kein Baum mehr fällt“ – eine Produktion, die mit Kettensägen, Drag-King-Elementen und Insektenkrimi ungewöhnliche Wege geht. Auch ein Kafka-Konzert und internationale Gastspiele finden ihren Platz im Spielplan. Die Stücke greifen Themen wie Nachhaltigkeit, Transformation und gesellschaftliche Vielfalt auf – immer mit einem Blick in die Zukunft.
Livemusik und Performancekunst
Ein besonderer Akzent liegt in diesem Jahr erneut auf der Livemusik. Neben Schauspiel und Tanz sind musikalische Formate fester Bestandteil des Programms. Persönliche Liederabende, experimentelle Klangperformances und interaktive Musiktheaterstücke schaffen akustische Erlebnisse, die sich nahtlos in die Waldkulisse einfügen. Einige Aufführungen werden zudem online per Livestream übertragen – ein Angebot, das besonders für Kulturinteressierte außerhalb der Region attraktiv ist.
Ein Preis für alle – das solidarische Ticketsystem
Wie funktioniert das solidarische Preissystem beim Theaternatur Festival? Ganz einfach: Statt fester Eintrittspreise können Besucher zwischen verschiedenen Preiskategorien wählen – je nach eigenen Möglichkeiten. Einzelkarten gibt es bereits ab 14 €, ermäßigt ab 6 €. Wer das gesamte Festival erleben möchte, greift zur „All-You-Can-Watch“-Flatrate für 111 € bzw. 55 € ermäßigt. Für Wochenenden werden spezielle Pässe angeboten.
Diese Form der Preisgestaltung soll möglichst vielen Menschen den Zugang zu Kultur ermöglichen – unabhängig von ihrer finanziellen Situation. Besonders Familien und junge Menschen profitieren von dieser Offenheit. Zusätzliche Formate wie das „Wald|Luft|Spektakel“ – ein Tag der offenen Tür – bieten sogar kostenfreien Zugang zum Festivalgelände.
Die Waldbühne: Ein Ort mit Charakter
Die Waldbühne Benneckenstein ist weit mehr als ein Veranstaltungsort. Sie ist Identifikationsraum, Treffpunkt und kreativer Möglichkeitsraum zugleich. Das Amphitheater mit offener Bühne liegt etwa einen Kilometer südlich der Ortschaft Benneckenstein – umgeben von dichtem Mischwald, Vogelstimmen und frischer Höhenluft auf rund 500 Metern über dem Meeresspiegel.
Im Zusammenspiel mit den kleineren Spielorten – wie dem Wald|Studio für kleinere Produktionen oder der Rast|Stätte für gastronomisch begleitete Formate – entsteht ein kulturelles Dorf auf Zeit. Besucher können so nicht nur Kunst erleben, sondern sich aktiv ins Geschehen einbringen.
Ein Festival von vielen für viele
Ein besonderes Merkmal des Festivals ist seine starke lokale Verankerung. Von Anfang an setzt das Team auf partizipative Formate und eine direkte Einbindung der Menschen aus der Region. So wird das Programm beispielsweise nicht allein von einer künstlerischen Leitung bestimmt, sondern auch von einer Bürgerjury, die aus Harzerinnen und Harzern besteht. Die Auswahl ist somit nicht nur künstlerisch, sondern auch gesellschaftlich relevant.
„Gerade in der unterschiedlichen Wahrnehmung von Kunst steckt ein gigantischer Schatz“, erklärte eine Teilnehmerin des Austauschformats „Austausch: Danach“, das regelmäßig nach Vorstellungen angeboten wird. Hier können Besucher Gedanken teilen – am Lagerfeuer, per Text oder künstlerisch – und so das Gesehene weiterdenken.
Ehrenamt und Engagement
Wie stark ist engagiertes Ehrenamt beim Festival eingebunden? Die Antwort zeigt sich an vielen Stellen: Lokale Helfer unterstützen nicht nur beim Auf- und Abbau der Bühne, sondern auch in der Gastronomie, beim Empfang oder bei der Gestaltung des Geländes. Zahlreiche Social-Media-Posts dokumentieren diese Einsätze – mit Dank an die „fleißigen Hände“, die das Festival möglich machen.
Workshops, Labs und Mitmachangebote
Gibt es beim Theaternatur Festival auch Workshops oder Mitmachangebote? Ja – und das gleich auf mehreren Ebenen. Vor dem offiziellen Festivalbeginn werden sogenannte „Labs“ durchgeführt, in denen sich Künstlerinnen und Künstler mit lokalen Gruppen austauschen und künstlerische Konzepte entwickeln. Hier entstehen Ideen, die später auf der Bühne sichtbar werden.
Während des Festivals gibt es zudem kostenfreie Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ziel ist es, Kunst nicht nur zu zeigen, sondern zum Mitmachen einzuladen. Dabei reicht die Bandbreite von Schauspiel- und Schreibworkshops bis hin zu Tanz- und Performanceformaten.
Ein Kulturmodell mit Zukunft
Das Theaternatur Festival ist nicht nur ein kulturelles Ereignis, sondern auch ein Modellprojekt für nachhaltige Kulturarbeit im ländlichen Raum. Es ist Mitglied im bundesweiten Netzwerk FestivalFriends und wurde in mehreren Studien als „Leuchtzeichen der darstellenden Kunst“ bezeichnet. Insbesondere die Verbindung von professioneller Kunst, Ehrenamt und regionaler Identität macht das Festival zu einem Vorbild für andere Regionen.
Auch wissenschaftliche Untersuchungen wie die Harz-Studie des Thünen-Instituts zeigen: Kulturelle Angebote wie Theaternatur tragen dazu bei, Abwanderung zu bremsen und neue Perspektiven im ländlichen Raum zu eröffnen. Sie fördern nicht nur Bildung und Begegnung, sondern auch regionale Bindung und Identität.
Fragen, die Menschen bewegen
Viele Besucher stellen sich vorab Fragen wie: Was ist das Theaternatur Festival Harz und wo findet es statt? oder Kann ich Aufführungen vom Theaternatur Festival digital verfolgen? Die Antworten liegen klar auf der Hand: Das Festival findet jährlich im August auf der Waldbühne in Benneckenstein statt, ist sowohl live vor Ort als auch digital erlebbar – und bietet einen besonderen Zugang zu Kunst im Wald. Es richtet sich an Theaterfans, Familien, Kunstschaffende, Naturfreunde und alle, die Kultur abseits urbaner Räume erleben wollen.
Ein Festival mit Anziehungskraft
Auch wenn konkrete Besucherzahlen vom Veranstalter nicht öffentlich gemacht werden, zeigt der Blick in vergleichbare Formate das Potenzial: Das Rockharz-Festival, ebenfalls im Harz, lockte 2024 rund 24.000 Besucher an. Theaternatur bewegt sich zwar in einem ganz anderen Genre – dennoch wächst die Zahl der Gäste Jahr für Jahr. Die Kombination aus anspruchsvollem Programm, einladender Atmosphäre und landschaftlicher Schönheit spricht sich herum.
Verwurzelt und offen – der Harz als Kulturregion
Der Oberharz entwickelt sich zunehmend zu einer Kulturregion mit Ausstrahlung. Hochschulen, Museen, Theater und Festivals arbeiten über Ländergrenzen hinweg zusammen. Theaternatur ist dabei nicht nur künstlerischer Impulsgeber, sondern auch aktiver Partner in einem Netzwerk regionaler Kulturakteure.
Veranstaltungen wie die „Frei|Luft|Kultur“-Initiative Ende Juli bringen bereits Wochen vor dem Festival Kunst in die Dörfer der Umgebung. So entsteht eine kulturelle Welle, die sich von Benneckenstein über Wernigerode bis nach Nordhausen ausbreitet.
Ein Sommerereignis, das bleibt
Wenn sich im August wieder der Vorhang zwischen den Bäumen hebt, die Scheinwerfer Schatten auf den Waldboden werfen und Stimmen durch das Blätterdach hallen, dann ist wieder Theaternatur. Es ist dieses besondere Zusammenspiel aus Ort, Idee und Menschen, das das Festival zu etwas Einzigartigem macht.
Ein Besuch lohnt sich nicht nur für Theaterfans, sondern für alle, die Kultur neu erleben wollen. Ob bei einer Uraufführung im Wald, einem Gespräch am Lagerfeuer oder einem Mitmachworkshop im Studio – das Theaternatur Festival 2025 bietet unvergessliche Momente, neue Perspektiven und ein starkes Gefühl von Gemeinschaft. Und genau das braucht der ländliche Raum: Kultur, die verbindet.