Wernigerode

Das sind die Sperrzeiten Brockenbahn im Stillstand – Gleisarbeiten sorgen im November für Fahrplanchaos im Harz

Wernigerode, 3. November 2025. Nebel zieht über die Schienen, feuchter Herbstduft liegt in der Luft, als am Bahnhof Schierke die Dampflok pfeift – zum letzten Mal an einem Montag in diesem Monat. Die Brockenbahn, sonst Herzstück des Tourismus im Harz, steht an vielen Tagen im November still. Zwischen Wernigerode, Drei Annen Hohne und dem Gipfel des Brockens müssen Besucher auf Ersatzbusse oder alternative Ausflüge ausweichen.

Umfangreiche Gleisarbeiten lähmen den Fahrbetrieb

Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) hat für den gesamten Monat November 2025 weitreichende Einschränkungen angekündigt. Grund sind dringend notwendige Gleis- und Instandhaltungsarbeiten, die an mehreren Abschnitten des rund 140 Kilometer langen Streckennetzes durchgeführt werden. Besonders betroffen ist die legendäre Brockenbahn, die täglich Hunderte Touristen und Einheimische auf den höchsten Gipfel Norddeutschlands befördert.

Nach Angaben des Unternehmens verkehren im Zeitraum vom 3. bis 27. November montags bis donnerstags keine Züge zwischen Schierke und dem Brocken. Zusätzlich entfallen vom 10. bis 13. sowie vom 17. bis 18. November sämtliche Verbindungen zwischen Wernigerode, Drei Annen Hohne und Schierke. Ein Ersatzverkehr wurde nicht eingerichtet, wie die HSB mitteilt. Stattdessen wird auf bestehende Buslinien, insbesondere die HVB-Linie 264, verwiesen.

„Diese Sperrzeiten sind für uns notwendig, um den dauerhaften Betrieb zu sichern“, erklärt ein Unternehmenssprecher in einer Mitteilung. „Gerade vor dem Winter müssen Schienen, Schwellen und Weichen überprüft werden – sonst drohen Schäden, die im laufenden Betrieb kaum reparabel wären.“

Gezielte Arbeiten in vier November-Wochen

Die Baumaßnahmen folgen einem klaren Zeitplan. In vier aufeinanderfolgenden Wochen – jeweils von Montag bis Donnerstag – bleibt der Verkehr auf der Strecke Schierke–Brocken ausgesetzt. Die Züge verkehren nur an Wochenenden, also freitags bis sonntags. Auch auf den Nebenstrecken, der Selketalbahn und der Harzquerbahn, kommt es bis zum 27. November zu kompletten Sperrungen zwischen Ilfeld Neanderklinik und Drei Annen Hohne. Die HSB nutzt die ruhige Jahreszeit, um große Projekte umzusetzen, die während der touristisch stark frequentierten Sommermonate kaum möglich wären.

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Zeitraum Betroffene Strecke Maßnahme
3.–6. November Schierke – Brocken Gleisstopf- und Schienenprüfung
10.–13. November Wernigerode – Schierke Komplettsperrung für Instandhaltung
17.–20. November Schierke – Brocken Schwellen- und Weichenarbeiten
24.–27. November Schierke – Brocken Abschlussarbeiten und Tests

Warum gerade im November?

Viele Reisende fragen sich, warum ausgerechnet im November die Brockenbahn so häufig stillsteht. Laut einer Analyse der Mitteldeutschen Zeitung nutzt die HSB bewusst diese Zeit, weil die Besucherzahlen im Spätherbst deutlich niedriger sind als in den Ferien- oder Feiertagswochen. „Im November ist der Harz ruhiger, die Nachfrage nach Fahrten zum Brocken sinkt spürbar“, heißt es dort. Dadurch lassen sich Bauarbeiten konzentriert durchführen, ohne den Tourismus im Harz übermäßig zu beeinträchtigen.

Die Wartungsfenster umfassen neben Gleisarbeiten auch Fahrzeugüberholungen, Dampflokprüfungen und Wartungen an Weichenanlagen. In diesem Jahr kommen zudem Spezialmaschinen zum Einsatz, darunter eine Gleisstopfmaschine, die mehrere Hundert Meter Schienen neu ausrichtet. Zwischen Albrechtshaus und Stiege werden rund 1000 Meter Gleis erneuert – eine der größten Einzelmaßnahmen seit Jahren.

Ein Netzwerk unter Druck

Die Harzer Schmalspurbahnen gelten als eines der traditionsreichsten und zugleich komplexesten Schmalspurnetze Europas. Mit über 140 Kilometern Länge verbindet das Netz zahlreiche Harzer Orte, darunter Wernigerode, Nordhausen und Quedlinburg. Doch die Instandhaltung dieses historischen Verkehrssystems ist aufwendig und teuer. Ein Gutachten schätzt den Investitionsbedarf bis 2045 auf rund 800 Millionen Euro. Gleichzeitig schreibt die HSB seit Jahren Verluste – 2024 betrug das Defizit rund 5,6 Millionen Euro.

Diese finanzielle Lage führt dazu, dass Instandhaltungsarbeiten immer enger geplant und über Monate vorbereitet werden müssen. Die HSB erhält Zuschüsse von Landkreisen und Tourismusförderungen, ist aber auch auf Einnahmen aus dem Ticketverkauf angewiesen. In schwachen Monaten wie dem November sinken diese Einnahmen drastisch – ein weiterer Grund, warum in dieser Zeit Reparaturen gebündelt werden.

Touristen reagieren mit Verständnis – und Frust

Auf sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram zeigen sich gemischte Reaktionen. In der Gruppe „Freunde, denen die Harzer Schmalspurbahnen gefällt“ teilen viele Eisenbahnliebhaber Verständnis: „Wartung gehört einfach dazu, sonst gäbe es bald keine Brockenbahn mehr“, schreibt ein Nutzer. Andere beklagen mangelnde Informationen: „Wir standen in Schierke und wussten nicht, dass keine Züge fahren. Kein Aushang, kein Hinweis!“

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Auch in einschlägigen Foren wird diskutiert, dass der Fahrplan für Außenstehende schwer verständlich sei. Manche Beiträge kritisieren, dass Ersatzverkehr fehle und Touristen auf eigene Faust improvisieren müssen. Besonders für spontane Tagesausflügler aus Städten wie Magdeburg, Braunschweig oder Göttingen sei dies problematisch. Die Kommunikation über kurzfristige Änderungen soll nach Aussagen mehrerer Nutzer verbessert werden.

Wie können Reisende jetzt planen?

Reisende, die im November den Harz besuchen, sollten ihre Ausflüge im Voraus planen. Die Brockenbahn verkehrt an den Wochenenden regulär, sodass Freitags- bis Sonntagsfahrten möglich bleiben. Wer werktags unterwegs ist, kann stattdessen auf Buslinien oder Wanderwege ausweichen. Der Nationalpark Harz bietet zahlreiche Alternativen – etwa Wanderungen vom Torfhaus über den Goetheweg oder geführte Touren entlang alter Bahntrassen.

Auch touristische Betriebe in Wernigerode und Schierke stellen sich auf den eingeschränkten Bahnverkehr ein. Einige Hotels bieten in dieser Zeit Ermäßigungen an, um den Rückgang der Besucherzahlen auszugleichen. Der örtliche Fremdenverkehrsverein informiert über aktuelle Verbindungen und verweist auf das Busnetz, das während der Sperrzeit den Großteil des Verkehrs übernimmt.

Praktische Übersicht: Wann fährt die Brockenbahn im November?

  • Fährt: Freitags, Samstags, Sonntags
  • Fällt aus: Montags bis Donnerstags (3.–6., 10.–13., 17.–20., 24.–27. November)
  • Kein Ersatzverkehr: Nur Hinweis auf HVB-Linie 264
  • Zusätzliche Sperrung: 10.–13. & 17.–18. November auch zwischen Wernigerode und Schierke

Langfristiger Erhalt des Kulturerbes

Die Brockenbahn ist mehr als nur ein Transportmittel – sie ist ein lebendiges Stück Harzer Geschichte. Täglich zieht sie mit ihrem charakteristischen Dampfschnauben Besucher aus aller Welt an. Der aktuelle Stillstand wird daher auch als notwendiges Opfer für den Erhalt dieses Kulturerbes verstanden. Die Gleise stammen teilweise noch aus den 1950er-Jahren, viele Loks wurden in den Werkstätten der HSB liebevoll restauriert. Ohne regelmäßige Wartung würde das System an vielen Stellen instabil werden.

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Die Verantwortlichen betonen, dass alle Maßnahmen bis Ende November abgeschlossen sein sollen. Ab Dezember soll der Regelbetrieb wieder vollumfänglich laufen – rechtzeitig zur Wintersaison, wenn der verschneite Brocken traditionell zu den beliebtesten Zielen im Harz zählt.

Ein Monat der Geduld – und der Perspektive

Die Sperrungen der Brockenbahn im November sind für viele Besucher zunächst enttäuschend. Doch sie sind Ausdruck einer langfristigen Strategie, um das historische Bahnnetz des Harzes funktionsfähig zu halten. Zwischen Kritik, Verständnis und logistischer Herausforderung zeigt sich einmal mehr, wie empfindlich das Gleichgewicht zwischen Tradition und Technik ist.

Während die Dampfloks im Depot überholt werden, ruhen die Schienen im Nebel – und erinnern daran, dass selbst Ikonen wie die Brockenbahn gelegentlich eine Pause brauchen. Ab Dezember soll sie wieder in voller Pracht dampfen, dann hoffentlich ohne Rumpeln und mit frischem Glanz auf den Höhen des winterlichen Harz. Bis dahin bleibt Geduld gefragt – und vielleicht auch ein bisschen Vorfreude auf das erste Pfeifen, wenn die Bahn zurückkehrt auf ihre legendäre Route zum Brocken.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.