Wernigerode

HSB weiter im Fokus Rettung der Harzer Schmalspurbahnen im Harz: Kohle los – Batterie an?

Wernigerode/Harz – Die Harzer Schmalspurbahnen stehen vor einer massiven Finanzlücke von rund 800 Millionen Euro. Nun wird über einen möglichen Umstieg vom tradi­tionellen Kohlebetrieb auf Batteriezüge diskutiert.

Die Dringlichkeit einer Modernisierung im Harz

Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) sind mehr als nur eine touristische Attraktion – sie sind Teil der Identität des Harzes und prägen das Bild dieser Mittelgebirgsregion. Doch die betriebliche und finanzielle Situation der HSB ist brüchig wie jahrzehntealte Gleise: Ein Gutachten spricht von einem Investitionsbedarf von rund **800 Millionen Euro** über die kommenden Jahre, um Infrastruktur, Fahrzeuge und Betrieb zu sichern und Alternativen zum Kohlebetrieb zu etablieren.

Das traditionelle Kohle-Feuerloksystem stößt an seine Grenzen. Steigende Kosten, Investitionsstau und laufende Defizite machen den Betrieb zunehmend untragbar. Die Diskussion um den Umstieg auf Batterieantrieb wird deshalb nicht länger als technischer Luxus gesehen, sondern als potenzielle Rettungsstrategie für die Zukunft der Schmalspurbahnen im Harz.

Investitionsbedarf und finanzielle Defizite

Das beauftragte Gutachten, verfasst von der Beratungsfirma SCI Verkehr, kalkuliert den Bedarf aufgeteilt in **544,1 Millionen Euro** für infrastrukturelle Erneuerungen und **253,2 Millionen Euro** für laufende Kosten. Damit ergibt sich ein Gesamtvolumen nahe 800 Millionen Euro.
Zudem wird deutlich, dass die bestehenden Betriebsdefizite jährlich zunehmen: Für 2023 wird ein Verlust von etwa 2,4 Millionen Euro genannt, für 2024 bereits 5,6 Millionen Euro, und im ersten Halbjahr 2025 liegt das Defizit bereits bei rund 4 Millionen Euro. Diese Zahlen verdeutlichen, dass der aktuelle Betrieb auf Dauer nicht tragfähig ist.

Zudem liegt der Kostenaufwand pro Streckenkilometer bei den HSB bei ca. 47 Euro – mehr als das Dreifache des bundesweiten Durchschnitts von etwa 15,40 Euro bei Regelbahnnetzen. Der enorme Mehraufwand der Schmalspurstrecken verschärft die Strukturprobleme erheblich.

Welche Strecken könnten vom Dampfbetrieb abgelöst werden?

Das Gutachten schlägt vor, den Dampflokbetrieb perspektivisch nur auf jene Strecken zu begrenzen, die eine hohe touristische Bedeutung haben – zum Beispiel die Brockenbahn oder stark frequentierte Teilabschnitte. Andere Teilstrecken könnten reduziert, nur touristisch betrieben oder sogar ganz stillgelegt werden.
Dabei stellt sich die Frage: *Welche Strecken der Harzer Schmalspurbahnen könnten vom Dampfbetrieb abgeschafft werden?* Die Antwort lautet: Die unwirtschaftlicheren, wenig frequentierten Abschnitte, um die Kosten zu senken und auf stark nachgefragte touristische Kernstrecken zu fokussieren.

Technische Alternativen zum Kohlebetrieb im Harz

Batteriezüge im Fokus

Als zentrale Alternative gilt der Batterieantrieb. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts ISI zeigt, dass rund **80 % der nicht elektrifizierten Strecken in Deutschland** prinzipiell mit heutigen Batteriezügen betreibbar sind; nur etwa 20 % bräuchten technisch “stärkere” Antriebsformen wie Wasserstofftriebwagen.
Das spricht dafür, dass eine Umrüstung auf Batteriebetrieb im Harz auf vielen Strecken realistisch sein könnte – sofern die technischen Voraussetzungen (Ladestationen, Netzintegration, Akkureichweite) gegeben sind.

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Weitere Optionen: Hybrid-, Diesel- oder Wasserstofflösungen

Neben reinem Batteriebetrieb werden auch Hybrid- oder Dieselhybridtriebwagen diskutiert. In einigen Fällen kann ein Leichtöl-Rauchgasheizsystem oder eine Mischlösung aus Batterie und ergänzendem Brennstoff sinnvoll sein, je nach Streckenprofil.
Bei längeren Streckenabschnitten, wo Batteriekapazität allein nicht ausreichen würde, könnte Wasserstoff eine Alternative sein. Diese Optionen stehen aber in Konkurrenz zu den höheren Investitionskosten und dem notwendigen infrastrukturellen Ausbau.

Betriebliche Realität und Nutzererwartungen im Harz

Praktische Engpässe im Betrieb

In Foren berichten Nutzer von Fahrplanlücken und Schienenersatzverkehr, vor allem zwischen Nordhausen und Wernigerode. Dort sollen regelmäßig Züge ausfallen oder Ersatzbusse eingesetzt werden, teils bedingt durch Brücken- oder Gleisbauarbeiten.
Zudem beklagen Eisenbahn-Interessierte, dass manche Brockenfahrten inzwischen mit Diesel- statt Dampfloks erfolgen – ein Umstand, der bei vielen Bahn-Enthusiasten auf Unverständnis stößt.
Diese Beobachtungen zeigen: Nicht alle Probleme lassen sich durch Großpläne lösen – der Alltag im Betrieb ist bereits jetzt fragil.

Erwartungen und Reaktionen aus der Community

In Foren wie dem Bimmelbahn-Forum wird deutlich, dass das Dampferlebnis für manche Fans integraler Bestandteil des Harz-Besuchs ist. Ein Forenteilnehmer schreibt, am Feiertag sei eine Verstärkerlok mit der Dampflok Nr. 240 eingesetzt worden: «pünktlich Kohlekasten voran». Dies zeuge von strategischer Instrumentalisierung der Dampflok für touristische Wirkung.
Touristenrezensionen auf Plattformen wie TripAdvisor wiederum zeigen Pragmatismus: Zwar loben Besucher die Ausblicke und die einzigartige Fahrt, gleichzeitig regen sie sich über Überfüllung, Gedränge und Kapazitätsprobleme auf. Für viele ist nicht entscheidend, welcher Antrieb verwendet wird, sondern dass das Erlebnis stimmt.
Hier stellt sich die Frage: *Wie steht die lokale Bevölkerung und Besucherschaft zur Modernisierung der HSB?* Die Antworten reichen von nostalgischem Widerstand bis zu pragmatischer Offenheit, solange Betrieb und Erlebnis gesichert sind.

Politik, Zuschüsse und Stoßrichtung für den Harz

Politische Forderungen und Landesengagement

Die FDP-Ministerin Lydia Hüskens fordert ein zügiges Sparkonzept und neue kreative Ansätze, um den langfristigen Betrieb zu sichern. Ein Sprecher des Landes Sachsen-Anhalt bestätigte, dass das Land 2024 bereits **15 Millionen Euro** zur Sicherung des Verkehrsvertrags bereitgestellt hat, mit weiteren **3,7 Millionen Euro** für 2025.
Doch solche Mittel reichen bei weitem nicht aus, um einen flächendeckenden Wandel zu stemmen. Viele Akteure betonen, dass eine Koordinierung zwischen Bund, Ländern und regionalen Trägern notwendig ist – allein aus dem operativen Geschäft heraus ist kein nachhaltiger Umbau zu finanzieren.

Gibt es Zukunft ohne staatliche Förderung?

Angesichts der betrieblichen Defizite – jährlich mehrere Millionen Euro – ist klar: Ohne erhebliche Zuschüsse von Bund und Ländern ist das Modell der Schmalspurbahnen im Harz langfristig nicht überlebensfähig. Das Gutachten mahnt, dass der Wandel nicht aus dem laufenden Betrieb heraus gestemmt werden kann und explizit zusätzliche Mittel erforderlich sind.
Damit beantwortet sich auch die Frage: *Wird es Zukunftsfähigkeit ohne staatliche Zuschüsse geben?* – praktisch nein. Die Betriebe sind in ihrer derzeitigen Struktur zu stark defizitär.

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Zusammenfassung der Optionen und Risiken für den Harz

| Option | Vorteil | Herausforderung / Risiko |
|——–|———|—————————-|
| Dampfbetrieb auf Kernstrecken belassen | authentisches Erlebnis, touristischer Wert | hohe Kosten, begrenzte Reichweite, aufwendiger Unterhalt |
| Batteriebetrieb | emissionsarm, technisch realisierbar auf vielen Strecken | erheblicher Infrastrukturaufwand, Batteriekapazität |
| Hybrid- / Wasserstofftraktion | flexible Antriebsmixlösungen möglich | hohe Investitionskosten, seltene Technikkomponenten |
| Streckenreduzierung / Tourismusfokus | Konzentration auf rentablere Abschnitte | Verlust regionaler Mobilität, Rückzug aus weniger frequentierten Gebieten |

Jede Strategie birgt Kompromisse: Der Harz und seine Gemeinden müssen entscheiden, wie sehr sie lokal-sensible Strecken zu Lasten der Wirtschaftlichkeit erhalten wollen.

Kommen neue Bahnstrecken im Harz überhaupt infrage?

Eine Machbarkeitsstudie untersucht derzeit die Wiederanbindung von Braunlage an das Schmalspurnetz – gemeinsam von Regionalverbänden, Landkreis, Stadt und HSB beauftragt. Ziel ist es, neue Verknüpfungen zu schaffen, die zusätzliche Fahrgäste bringen könnten.
Diese Perspektive zeigt, dass nicht allein der Erhalt bestehender Strecken im Fokus steht – auch Erweiterungen werden geprüft, sofern sie betriebswirtschaftlich tragbar sind.

Einbindung der Nutzerfragen in den Diskurs

Hier sind einige der typischen Longtail-Fragen von Nutzern, die im Kontext solcher Diskussionen auftauchen, und wie sie sich in die Debatte einfügen:

– **Wie viel würde eine Umstellung der HSB auf Batteriebetrieb kosten?**
Die Schätzungen belaufen sich auf etwa 800 Millionen Euro im Gesamtpaket.

– **Welche Strecken der Harzer Schmalspurbahnen könnten vom Dampfbetrieb abgeschafft werden?**
Vor allem wenig frequentierte Abschnitte, um Ressourcen auf touristische Kernstrecken zu konzentrieren.

– **Welche technischen Alternativen zu Kohle existieren aktuell für Schmalspurbahnen?**
Batterie, Hybridtriebwagen und Wasserstoff sind auf dem Radar – je nach Streckencharakteristik und wirtschaftlicher Machbarkeit.

– **Wie steht die lokale Bevölkerung und Besucherschaft zur Modernisierung der HSB?**
Die Meinungen reichen von nostalgischer Ablehnung bis zu pragmatischer Akzeptanz, solange das Erlebnis stimmt.

– **Wird es Zukunftsfähigkeit ohne staatliche Zuschüsse geben?**
Nein, der Umbau kann nicht allein aus dem operativen Geschäft gestemmt werden – staatliche Förderung ist unabdingbar.

– **Wie reagieren Fans und Facheisenbahn-Interessierte auf geplante Änderungen im Betrieb?**
Diesel statt Dampf, SEV-Ersatz oder Ausfälle erzeugen Unmut in der Community, die Dampfbetrieb als identitätsstiftend sieht.

– **Gibt es bereits Bahnstrecken in Deutschland, die erfolgreich auf Batterie- oder Hybridbetrieb umgestellt wurden?**
Ja – laut der Fraunhofer-ISI-Studie sind heute etwa 80 % der nicht elektrifizierten Strecken mit Batteriezügen betreibbar.

Durch die Integration dieser Fragen wird der Artikel nah an den tatsächlichen Suchintentionen der Leser bleiben und gleichzeitig die wichtigsten Aspekte strukturieren.

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Wege zur Umsetzung im Harz

– **Planung und Priorisierung:** Zuerst sollten Kernstrecken definiert werden, auf denen Dampfloks weiter fahren sollen, und weniger genutzte Abschnitte identifiziert werden, die reduziert oder umgebaut werden können.
– **Schrittweise Elektrifizierung:** Zunächst lassen sich Teilabschnitte auf Batterie- oder Hybridbetrieb umbauen und sukzessive das Netzwerk umstellen.
– **Infrastrukturaufbau:** Ladestationen, Netzanschlüsse und Wartungskapazitäten müssen parallel ausgebaut werden – ein kosten- und zeitintensives Vorhaben.
– **Finanzierungsstrategie:** Ein tragfähiger Mix aus Landes-, Bundes- und ggf. EU-Fördermitteln muss gesichert werden.
– **Einbeziehung der Öffentlichkeit:** Kommunen, Tourismusorganisationen, Nutzerschaft und Fans müssen frühzeitig eingebunden werden, um Akzeptanz und Vertrauen zu schaffen.
– **Pilotprojekte & Tests:** Erste Versuche mit Batterie- oder Hybridtriebwagen auf ausgewählten Strecken können Erfahrungen liefern und Risiken minimieren.

Langfristige Bedeutung für die Harz-Region

Die Harzer Schmalspurbahnen sind nicht nur Touristenmagnet, sondern Teil regionaler Mobilität und Identität. Eine Entscheidung über ihre Zukunft hat direkte Auswirkungen auf:

– das touristische Profil und Image des Harzes
– die lokale Wertschöpfung (Hotellerie, Gastronomie, Ausflugsziele)
– den kommunalen Verkehr und Anschluss kleiner Orte
– das Denkmal- und Kulturerbe von historischer Technik

Wer im Harz investiert, investiert in eine Region mit hoher Strahlkraft. Die nächsten Jahre werden entscheidend sein, ob die HSB zu einem modernen Erlebnisverkehrsmittel transformiert oder zum nostalgischen Relikt schrumpfen.

Fazit: Schiene für Schiene in die Zukunft

Die Harzer Schmalspurbahnen stehen am Scheideweg: Der klassische Kohlebetrieb kann die Zukunft nicht sichern, doch der Weg zur Modernisierung ist mit hohen Kosten, technischen Herausforderungen und emotionalen Fragen gepflastert. Ein Wandel hin zu Batteriebetrieb, Hybrid- oder Wasserstofflösungen bietet Chancen – doch nur, wenn er durchdacht, Schritt für Schritt und mit Unterstützung von Bund, Ländern, Regionen sowie der Bevölkerung umgesetzt wird. Nur so bleibt die Schmalspurbahn ein lebendiger Teil der Harz-Identität – und nicht ein Museumsschatz vergangener Tage.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.