
Wernigerode, 25. November 2025 – In der Harzstadt herrscht erneut Unruhe. Nur einen Tag nach einer groß angelegten Bombendrohung stehen Polizei und Bevölkerung abermals unter Anspannung, weil weitere anonyme Ankündigungen von Straftaten eingegangen sind. Während Einsatzkräfte in weiten Teilen der Altstadt unterwegs waren, diskutierten Bürger in sozialen Netzwerken über Informationswege, Unsicherheiten und die wachsende Frequenz an Falschmeldungen.
Anonyme Drohanrufe versetzen Wernigerode in Alarmzustand
Die Polizei bestätigte, dass am Montag mehrere Hinweise eingegangen seien, in denen bislang unbekannte Personen Straftaten im Stadtgebiet von Wernigerode angekündigt hätten. Betroffen waren unter anderem öffentliche Gebäude, Schulen und medizinische Einrichtungen. Trotz der Vielzahl an Meldungen stellte die Polizei nach eigenen Angaben „keine konkrete Gefährdung“ fest, dennoch wurden die Gebäude überprüft – teilweise unter Einsatz speziell ausgebildeter Hunde. Die Ermittlungen laufen wegen „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“.
Bereits am Sonntag hatte ein anonymer Anrufer behauptet, eine Bombe in einer Tasche auf dem Marktplatz platziert zu haben. Der Bereich wurde großräumig abgesperrt, die Altstadt durchsucht, sämtliche Zufahrten blockiert. In den Worten eines Einsatzberichts hieß es, der Marktplatz sei vollständig „abgeriegelt“ worden, nachdem die Bombendrohung einging. Gefunden wurde letztlich kein Sprengsatz.
Besonders angespannt war die Lage, weil die Drohungen unmittelbar vor der Eröffnung des Wernigeröder Weihnachtsmarktes erfolgten. Laut einem regionalen Bericht sei die Stadt „unter Schock“ gewesen, einige Drohungen hätten sich bereits am Vortag gegen das Rathaus und den Marktplatz gerichtet.
Harzer roller News berichtete bereits hier darüber:
Reaktionen der Bevölkerung – zwischen Verständnis und Kritik
Einblicke in die Stimmung der Bürger lassen sich aus Beiträgen und Kommentaren in sozialen Netzwerken entnehmen. Unter einem öffentlichen Post, der über die Bombendrohung informierte, lobten einige Nutzer zwar die schnelle Reaktion der Polizei, kritisierten aber zugleich die Informationskette. Bürger schrieben etwa, man habe „nicht gewusst, ob Kinder abgeholt werden sollten“. Andere wollten wissen, warum es keine direkte Warnung per App oder SMS gegeben habe.
Diese Fragen lassen sich anhand der offiziellen Empfehlungen beantworten: Behörden raten, im Fall einer Bedrohungslage ausschließlich den Anweisungen der Einsatzkräfte zu folgen, Absperrungen zu beachten und offizielle Warnsysteme im Blick zu behalten. In Situationen wie in Wernigerode könne es vorkommen, dass Evakuierungen oder Absperrungen schneller umgesetzt werden als digitale Warnmeldungen veröffentlicht werden.
Regionale Vorgeschichte: Drohungen und Falschmeldungen im Harz
Die aktuellen Drohanrufe stehen nicht für sich allein. In den vergangenen Monaten gab es im Landkreis Harz mehrfach Vorfälle, bei denen anonyme Falschmeldungen über soziale Netzwerke verbreitet wurden. Ein Beispiel ist die kursierende, jedoch frei erfundene Vermisstenmeldung über ein angeblich verschwundenes 11-jähriges Mädchen mit dem Namen „Emma Fuchs“. Die Polizei stellte klar, dass diese Meldung nie existierte.
Darüber hinaus wurden im August mehrere Schulen im Landkreis, darunter in Wernigerode, Ziel von Amok- und Bedrohungsmeldungen. Der Unterricht in betroffenen Einrichtungen fiel aus, Gebäude wurden durchsucht, und sowohl Eltern als auch Schüler standen laut einem Bericht „unter Schock“.
Statistische Einordnung und rechtliche Rahmenbedingungen
Ein Blick auf bundesweite Daten zeigt, dass Drohungen gegen öffentliche Einrichtungen oder Beschäftigte kein Randphänomen sind. Laut einer Untersuchung gaben mehr als 54 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst an, bereits beschimpft, bedroht oder angegriffen worden zu sein. Die Zahlen verdeutlichen, dass Bedrohungen – ob gegen Verwaltung, Schulen oder öffentliche Plätze – Teil eines breiteren Trends sind.
Im juristischen Kontext gilt: Wer eine Bombendrohung oder einen vergleichbaren falschen Notruf absetzt, kann für den entstandenen Schaden zur Rechenschaft gezogen werden. In einem bekannten Fall musste ein Täter 900 Euro Strafe zahlen, weil er den Polizeinotruf missbraucht hatte. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages erläutert, dass Kostenübernahmen grundsätzlich möglich seien, sofern Vorsatz und rechtliche Grundlage vorliegen. Für Bürger stellt sich daher häufig die Frage, wer im Fall von Falschmeldungen haftet – die Antwort lautet: Es kommt auf die konkreten Umstände an, pauschal lässt sich eine Kostenpflicht nicht festlegen.
Einordnung der Nutzerfragen als Teil der öffentlichen Debatte
In Kommentarspalten, Suchanfragen und Foren wird immer wieder gefragt, wie man sich selbst verhalten sollte, wenn – wie in Wernigerode – eine Bombendrohung ausgesprochen wird. Die offiziellen Hinweise sind klar: Gefahrenbereich meiden, Anweisungen folgen, mögliche Informationen an die Polizei weitergeben. Zudem taucht häufig die Frage auf, ob man selbst online Anzeige erstatten könne. Das ist in mehreren Bundesländern möglich, auch in Sachsen-Anhalt. Bei akuten Bedrohungen jedoch gilt weiterhin der Notruf 110 als primärer Kontaktweg.
Entwicklungen, Muster und Auswirkungen auf die Stadt
Die Serie an anonymen Drohungen erinnert viele Einwohner an eine Phase wiederkehrender Vorfälle. Von Bombenmeldungen über anonyme Fakes zu Schulbedrohungen – die Region erlebt seit Monaten ein Muster, das Einsatzkräfte bindet und Bevölkerung verunsichert. Dass die Drohungen bisher stets unbegründet waren, bringt den Vorteil einer fehlenden konkreten Gefährdungslage, verstärkt aber zugleich den Aufwand für die Polizei – und die psychische Belastung der Bürger.
Wo Wernigerode jetzt steht und was bleibt
Die Ermittlungen zu den jüngsten Drohanrufen laufen weiter. Die Polizei betont, man gehe jedem Hinweis „mit der gebotenen Sorgfalt“ nach, um das Sicherheitsgefühl der Stadt zu stärken. Die Ereignisse der letzten Tage zeigen, wie eng die Reaktion der Einsatzkräfte, die Dynamik sozialer Netzwerke und die Wahrnehmung der Bevölkerung miteinander verflochten sind. Wie sich die Lage entwickelt, hängt wesentlich davon ab, ob es gelingt, die Verursacher der Falschmeldungen zu identifizieren und die Serie an anonymen Drohungen zu stoppen. Bis dahin bleibt Wernigerode eine Stadt, die wachsam ist – und eine, deren Alltag immer wieder durch anonyme Stimmen im Hintergrund herausgefordert wird.







