Aktuelles

Drohnen und KI im Einsatz: So könnten sie die Zukunft unserer Wälder im Harz sichern

Harz – Der Harz steht wie kaum eine andere Region in Deutschland für Wald, Natur und Mythen. Doch Borkenkäfer, Trockenheit und Waldbrände bedrohen das grüne Herz Mitteldeutschlands. Neue Technologien wie Drohnen und Künstliche Intelligenz (KI) sollen helfen, diese einzigartigen Wälder zu retten – und sie fit für die Zukunft zu machen.

Ein Wald im Umbruch

Die Wälder im Harz haben in den vergangenen Jahren massive Schäden erlitten. Seit 2018 wurden deutschlandweit rund 3.000 Quadratkilometer Wald durch Borkenkäfer und Dürre zerstört, ein Großteil davon im Harz. Hinzu kommen wachsende Gefahren durch Waldbrände: Allein 2025 sind bis September bereits über 5.300 Hektar Wald in Deutschland verbrannt – ein Rekordwert seit Beginn der Messungen. Angesichts dieser Bedrohungen suchen Forstwirtschaft, Wissenschaft und Politik nach neuen Lösungen. Hierbei spielen Drohnen und KI eine Schlüsselrolle.

Früherkennung mit Drohnen und KI

Drohnen fliegen längst nicht mehr nur für schöne Luftaufnahmen. Sie werden zu fliegenden Frühwarnsystemen, die selbst kleinste Veränderungen an Bäumen oder im Waldboden registrieren. Im Projekt PROTECTFOREST wurde beispielsweise eine Drohne entwickelt, die Monoterpene erkennt – chemische Stoffe, die Fichten bei Borkenkäferbefall absondern. Mit Sensoren und Spezialkameras können so befallene Bäume Wochen bis Monate vor sichtbaren Verfärbungen identifiziert werden.

Auch im Harz sind Forschungsgruppen aktiv: Mithilfe von KI und neuronalen Netzen gelingt es, Einzelbäume zu erkennen und deren Vitalität einzuschätzen. Studien zeigen, dass insbesondere höhere Bäume überproportional von Absterben betroffen sind. Mit diesen Daten lassen sich Muster ableiten, die für eine gezielte Bekämpfung von Schädlingen und eine langfristige Waldplanung genutzt werden.

Wie früh können Drohnen Schädlingsbefall erkennen?

Die Technik ist mittlerweile so weit, dass Schädlingsbefall durch biochemische Signale und multispektrale Bilder oft mehrere Wochen früher erkannt werden kann als durch menschliches Auge oder klassische Bodenbegehungen. Diese Zeitspanne entscheidet darüber, ob einzelne Bäume gefällt und so ganze Bestände gerettet werden können.

Waldbrandgefahr im Harz im Blick

Neben Schädlingen spielt auch die wachsende Gefahr von Waldbränden eine Rolle. Start-ups entwickeln Drohnen, die in Kombination mit Sensornetzwerken wie „Silvaguard“ Brände in Echtzeit detektieren. Solarbetriebene Gassensoren an Bäumen schlagen Alarm, sobald Rauch oder Hitzeentwicklung erkannt wird. Dann startet eine Drohne automatisch, liefert Infrarotbilder und präzise Daten an Einsatzkräfte.

Kennst du das schon?  Soll der Harz als atomares Endlager der Region dienen?

Im Harz wurden in der Nähe der Brockenbahn bereits Systeme zur Brandfrüherkennung installiert. Doch bislang kämpfen die Betreiber mit Problemen: Verbindungsstörungen, Fehlalarme und schwierige Topografie stellen die Technik vor Herausforderungen. Nutzer äußern Zweifel, ob Nebel, Regen oder dichter Wald die Zuverlässigkeit beeinträchtigen. Dennoch sehen Experten großes Potenzial – gerade in einer Region, in der heiße Sommer und ausgetrocknete Böden zur Norm werden.

Forschungslabore im Harz

In sogenannten Waldreallaboren im Harz werden neue Ansätze getestet. Hier geht es nicht nur um Schädlingsbekämpfung, sondern auch um den Umbau der Wälder hin zu klimastabileren Mischwäldern. Daten aus Drohnenflügen, Satellitenaufnahmen und Bodenmessungen werden zusammengeführt, um langfristige Strategien für nachhaltige Forstwirtschaft zu entwickeln. Diese Arbeit liefert wertvolle Erkenntnisse, die weit über den Harz hinaus Anwendung finden könnten.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Der Einsatz von Drohnen über Wäldern ist rechtlich streng reguliert. Grundsätzlich sind Flüge über Naturschutzgebieten wie dem Harz verboten. Ausnahmen sind möglich, wenn es sich um wissenschaftliche, gewerbliche oder sicherheitsrelevante Flüge handelt. Betreiber benötigen eine Aufstiegserlaubnis der zuständigen Landesluftfahrtbehörde. Zudem gelten strenge Vorgaben zu Flughöhen, Sichtweiten und Datenschutz. In Foren und sozialen Medien wird häufig diskutiert, dass bürokratische Hürden Innovationen bremsen könnten.

Welche gesetzlichen Vorgaben gelten für Drohnenflüge im Harz?

Die EU-Drohnenverordnung unterscheidet verschiedene Kategorien. Für den Harz bedeutet das: Forschungsteams müssen sich in der Regel in der Kategorie „Specific“ bewegen, die zusätzliche Sicherheits- und Risikobewertungen verlangt. Für Forstbetriebe, die nur kleine Multikopter nutzen, gelten teilweise erleichterte Regeln – solange die Drohnen nicht über Menschenansammlungen oder sensiblen Gebieten fliegen.

Technische und finanzielle Hürden

So vielversprechend die Technik ist, sie bringt auch Einschränkungen mit sich. Akkulaufzeiten sind begrenzt, dichte Baumkronen und Nebel können Sensoren stören, und Datenmengen müssen aufwendig ausgewertet werden. Hinzu kommen Kosten: Hochwertige Drohnen mit LiDAR oder Multispektralkameras kosten schnell mehrere zehntausend Euro. Kleinere Forstbetriebe im Harz können sich diese Investitionen oft nicht leisten.

Kennst du das schon?  Wintereinbruch: Zieht jetzt der Winter in den Harz ein

Wie hoch sind die Kosten für KI-Drohnen?

Während Forschungsprojekte durch Fördermittel im Millionenbereich finanziert werden, stehen viele Kommunen oder Waldbesitzer vor großen finanziellen Hürden. Die Anschaffungskosten, Wartung, Schulung und Datenanalyse schlagen erheblich zu Buche. Für kleinere Anwendungen, etwa Rehkitzrettung mit Wärmebildkameras, gibt es bereits Förderprogramme. Doch für die flächendeckende Waldüberwachung im Harz fehlen noch breit angelegte Finanzierungsmodelle.

Gesellschaftliche Akzeptanz

Neben Technik und Kosten spielt die Akzeptanz eine wichtige Rolle. In sozialen Medien werden Sorgen über Datenschutz und Überwachung laut. Wer besitzt die riesigen Mengen an Bild- und Sensordaten? Können Drohnen auch Menschen erfassen, die sich im Wald aufhalten? Um Vertrauen zu schaffen, fordern Experten klare Regeln für Datennutzung und eine stärkere Einbindung der Bevölkerung. Nur so lässt sich verhindern, dass moderne Technologien auf Widerstand stoßen.

Weitere Einsatzmöglichkeiten im Harz

Spannend ist auch der Blick über den klassischen Waldschutz hinaus. Im Harz werden Drohnen bereits erfolgreich für die Rehkitzrettung eingesetzt. Mit Wärmebildkameras fliegen Ehrenamtliche über Wiesen und identifizieren Jungtiere, bevor Landwirte ihre Flächen mähen. Solche Anwendungen zeigen, dass Drohnentechnik nicht nur vor Bränden oder Käfern schützen kann, sondern auch konkrete Beiträge zum Tierschutz leistet. Dennoch gibt es Diskussionen, ob strengere EU-Vorgaben solche Einsätze erschweren könnten.

Welche technischen Einschränkungen gibt es im Harz?

Neben Akkulaufzeiten und GPS-Problemen nennen Praktiker im Harz immer wieder die Wetterabhängigkeit. Dichte Wolken, starker Regen oder Schneefall beeinträchtigen Kameras und Sensoren erheblich. Auch die steile Topografie stellt eine Herausforderung dar: Täler, Schluchten und der Brocken selbst verursachen Funklöcher und erschweren die Datenübertragung.

Vorteile im Vergleich zu traditionellen Methoden

Vergleicht man den Drohneneinsatz mit klassischen Methoden der Forstwirtschaft, zeigen sich klare Vorteile. Früherkennung, bessere Datenlage, schnellere Reaktion – all das ist mit der Technik möglich. Während Förster zu Fuß oder mit Ferngläsern große Flächen nur langsam überprüfen können, schaffen Drohnen in kurzer Zeit präzise Übersichten. Zudem lassen sich Schäden punktgenau lokalisieren, sodass Pestizide oder Fällungen gezielt und sparsam eingesetzt werden.

Welche Vorteile bringt der Einsatz von Drohnen im Harz?

  • Früherkennung von Schädlingsbefall und Trockenstress
  • Überwachung von schwer zugänglichen Gebieten
  • Präzisere Einsatzplanung von Forstmaßnahmen
  • Automatisierte Langzeitüberwachung und Trendanalyse
  • Ergänzung traditioneller Forstwirtschaft durch digitale Daten
Kennst du das schon?  Soll der Harz als atomares Endlager der Region dienen?

Perspektiven für die Zukunft

Das Zusammenspiel von Drohnen, Sensoren und KI steckt noch in den Kinderschuhen. Im Harz werden derzeit vor allem Pilotprojekte erprobt. Doch die Richtung ist klar: Mit wachsender Datenbasis werden Algorithmen präziser, Hardware günstiger und Einsatzszenarien vielfältiger. Forschende träumen von autonomen Drohnenschwärmen, die regelmäßig über Wälder fliegen, Daten in Echtzeit auswerten und sofort Warnungen an Förster oder Feuerwehren senden. Damit könnten die Wälder im Harz nicht nur geschützt, sondern auch fit für kommende Generationen gemacht werden.

Ein Wald zwischen Tradition und Innovation

Der Harz steht sinnbildlich für die Herausforderungen unserer Zeit: historische Wälder, bedroht durch Klimawandel, Schädlinge und Brände – und zugleich ein Ort, an dem Hightech-Lösungen erprobt werden. Ob Drohnen und KI die entscheidende Wende bringen, hängt von vielen Faktoren ab: von Akzeptanz, Finanzierung, rechtlichen Rahmenbedingungen und technischer Zuverlässigkeit. Doch schon jetzt zeigt sich: Ohne digitale Helfer wird es kaum gelingen, die Wälder im Harz langfristig zu erhalten. Zwischen Nebel, Granit und Fichten entsteht damit ein Labor der Zukunft – mitten in Deutschlands ältestem Mittelgebirge.

Weiteres aus der Rubrik
Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.