
Goslar/Auerhahn – Ein Verkehrsunfall im Harz hat am frühen Morgen für Aufsehen gesorgt. Eine junge Autofahrerin verlor in einer Kurve die Kontrolle über ihr Fahrzeug und stieß mit einem entgegenkommenden Transporter zusammen. Beide Insassen wurden verletzt, der Schaden ist erheblich – doch die Hintergründe werfen Fragen zur Sicherheit im Winterverkehr auf.
Unfallgeschehen nahe Auerhahn im Harz
Am Morgen gegen 7:15 Uhr kam es auf der Bundesstraße 241 im Bereich Auerhahn, unweit von Goslar, zu einem folgenschweren Unfall. Eine 18-jährige Autofahrerin aus Clausthal-Zellerfeld war gemeinsam mit ihrem 19-jährigen Beifahrer unterwegs, als sie in einer Linkskurve kurz vor dem Glockenberg die Kontrolle über ihr Fahrzeug verlor. Das Auto geriet ins Schlingern, drehte sich um die eigene Achse und prallte frontal in einen entgegenkommenden Transporter.
Die beiden jungen Insassen wurden leicht verletzt und vorsorglich in das Klinikum Goslar gebracht. Die Fahrerin erlitt Prellungen, während ihr Beifahrer über leichte Kopf- und Nackenschmerzen klagte. Beide konnten die Klinik nach kurzer Beobachtung wieder verlassen. Der Fahrer des Transporters blieb weitgehend unverletzt, erlitt jedoch einen Schock. Der Gesamtschaden wird von der Polizei auf rund 12.000 Euro geschätzt.
Eine bekannte Gefahrenstelle im Harz
Die betroffene Bundesstraße 241 ist eine der Hauptverkehrsadern im Harz. Sie verbindet Goslar mit Clausthal-Zellerfeld und ist für Pendler, Ausflügler und Schwerlastverkehr gleichermaßen bedeutsam. Insbesondere der Abschnitt zwischen Auerhahn und dem Glockenberg gilt als kurvenreich und anspruchsvoll. Ortskundige berichten immer wieder von Unfällen in diesem Bereich, vor allem in den frühen Morgenstunden, wenn die Fahrbahn feucht oder glatt sein kann.
In sozialen Medien wie regionalen Facebook-Gruppen wurde der Unfall bereits kurz nach 8:30 Uhr gemeldet. Nutzer warnten sich gegenseitig vor der Unfallstelle und empfahlen, den Bereich zu meiden. Auch lokale Feuerwehren bestätigen, dass die B241 regelmäßig zu ihren Einsatzorten gehört – ein Hinweis darauf, dass es sich um eine wiederkehrende Problemstelle im Harz handelt.
Ursachenforschung: Warum kam es zum Schleudern?
Noch ist unklar, warum die Fahrerin die Kontrolle verlor. Die Polizei untersucht, ob Witterung, Geschwindigkeit oder ein technischer Defekt eine Rolle spielten. Experten verweisen jedoch auf mehrere Faktoren, die im Harz typisch sind:
- Überfrierende Nässe: Besonders in den frühen Morgenstunden können Temperaturen unter dem Gefrierpunkt dazu führen, dass Feuchtigkeit auf der Straße gefriert. Selbst trockene Fahrbahnen können dann tückisch glatt sein.
- Kurvenreiche Streckenführung: Der Harz ist bekannt für enge Kurven, Gefälle und Steigungen. In Kombination mit Glätte erhöht sich die Unfallgefahr erheblich.
- Unerfahrenheit: Junge Fahrerinnen und Fahrer haben oftmals weniger Erfahrung mit solchen Fahrsituationen. Ein Fahrfehler kann in Sekunden zu einem Unfall führen.
Überfrierende Nässe – eine unsichtbare Gefahr
Viele Autofahrer unterschätzen die Gefahr durch überfrierende Nässe. Sie entsteht, wenn Feuchtigkeit auf der Fahrbahn gefriert, obwohl die Lufttemperatur leicht über Null liegt. Besonders in Waldgebieten wie dem Harz bleibt die Fahrbahn länger im Schatten, sodass Glätte länger bestehen bleibt. In Kurven ist die Haftung zusätzlich reduziert, da Zentrifugalkräfte wirken.
Frage aus der Praxis: Wie kann überfrierende Nässe dazu führen, dass ein Auto in einer Kurve die Kontrolle verliert?
Überfrierende Nässe entzieht den Reifen praktisch jeden Grip. In der Kurve wirkt die Zentrifugalkraft nach außen, während die Reifen keinen Halt finden. Das Fahrzeug rutscht entweder nach außen (Untersteuern) oder bricht mit dem Heck aus (Übersteuern). In beiden Fällen kommt es leicht zum Schleudern – so wie im aktuellen Unfall im Harz.
Technische Faktoren: Reifen und Assistenzsysteme
Auch der technische Zustand des Fahrzeugs ist entscheidend. Winterreifen mit ausreichendem Profil sind in der Harzregion Pflicht. Abgenutzte Reifen oder Sommerreifen können bei Glätte fatale Folgen haben. Ebenso tragen Assistenzsysteme wie ESP und ABS zur Fahrstabilität bei. Doch auch sie stoßen an physikalische Grenzen, wenn die Fahrbahn vereist ist.
Frage aus der Praxis: Welche Rolle spielen Reifen und Fahrzeugtechnik, wenn ein Auto ins Schleudern gerät?
Reifenprofil, Luftdruck und Wintertauglichkeit entscheiden über die Bodenhaftung. Elektronische Stabilitätsprogramme können helfen, ein Ausbrechen abzumildern. Doch wenn die Reifen keinen Kontakt mehr haben, ist auch die Technik machtlos. Der aktuelle Unfall zeigt, wie wichtig die richtige Ausrüstung im Harz ist.
Unfallzahlen und wissenschaftliche Einordnung
Die Statistik in Niedersachsen verdeutlicht die Gefahr: Jedes Jahr werden tausende Unfälle registriert, bei denen Witterung und Straßenverhältnisse eine Rolle spielen. Winterglätte trägt überproportional zu den Unfallzahlen bei, obwohl sie nur an wenigen Tagen im Jahr auftritt. Besonders der Harz ist aufgrund seiner Höhenlage, seines Klimas und seiner Straßenführung stark betroffen.
Studienergebnisse zu Glätteunfällen
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass Glatteisunfälle eine erhöhte Unfallquote von bis zu 22 Prozent im Vergleich zu normalen Bedingungen aufweisen. Schneeglätte führt zu rund 12 Prozent mehr Unfällen, Reifglätte zu 13,6 Prozent. Besonders gefährdet sind die frühen Morgenstunden – genau jene Zeit, zu der der Unfall auf der B241 passierte.
Besonders gefährdete Straßenabschnitte im Harz
Die B241 ist nicht die einzige Gefahrenstelle im Harz. Auch die B79 zwischen Quedlinburg und Halberstadt oder die B243 Richtung Osterode verzeichnen regelmäßig Unfälle bei Wintereinbruch. Feuerwehren berichten von zahlreichen Einsätzen in den Wintermonaten, wenn Lkw liegenbleiben oder Fahrzeuge von der Fahrbahn abkommen. Im Winter 2024/25 wurden allein in einer Nacht über 20 Glätteunfälle im Harz gemeldet.
Tipps für Autofahrer im Harz
Die Polizei empfiehlt, in den Wintermonaten mit besonderer Vorsicht im Harz zu fahren. Folgende Maßnahmen können das Unfallrisiko deutlich reduzieren:
- Winterreifen mit mindestens 4 mm Profil verwenden
- Fahrweise anpassen: niedrige Geschwindigkeit und sanfte Lenkbewegungen
- Genug Abstand zum Vordermann halten
- Fahrbahnränder, Brücken und schattige Kurven besonders vorsichtig befahren
- Bei überfrierender Nässe Fahrten in den frühen Morgenstunden möglichst vermeiden
Frage aus der Praxis: Wann ist die Glättegefahr morgens auf Landstraßen besonders hoch?
Die Gefahr ist vor allem in den Stunden kurz vor und nach Sonnenaufgang am größten. Der Boden ist dann am kältesten, und Feuchtigkeit kann schnell gefrieren. Besonders schattige Stellen, Wälder und Brücken sind im Harz prädestiniert für plötzliche Glatteisbildung.
Frage aus der Praxis: Wie sollte man reagieren, wenn das Fahrzeug plötzlich ins Schleudern gerät?
Experten raten, Ruhe zu bewahren und keine hektischen Bremsungen vorzunehmen. Stattdessen sollte man das Gas wegnehmen, die Kupplung treten und behutsam gegenlenken, wenn das Fahrzeug ausbricht. Hartes Bremsen verstärkt den Kontrollverlust. Fahrtrainings können helfen, solche Situationen sicher zu beherrschen.
Lehren aus dem Unfall im Harz
Der Unfall bei Auerhahn zeigt, wie schnell ein Moment der Unachtsamkeit oder eine glatte Fahrbahn im Harz zu einer gefährlichen Situation führen kann. Trotz moderner Fahrzeuge, Assistenzsysteme und Winterreifen bleibt der Mensch ein entscheidender Faktor. Junge Fahrerinnen und Fahrer sind besonders gefährdet, weil sie weniger Erfahrung mit winterlichen Fahrbedingungen haben. Gleichzeitig ist es eine Aufgabe der Kommunen und Straßenmeistereien, besonders kritische Streckenabschnitte im Harz verstärkt zu sichern und zu streuen.
Fazit: Verantwortung im Straßenverkehr im Harz
Der aktuelle Unfall nahe Goslar verdeutlicht, wie wichtig Vorsicht und Vorbereitung im Straßenverkehr sind. Der Harz ist landschaftlich reizvoll, stellt Autofahrer jedoch in den Wintermonaten vor besondere Herausforderungen. Wer die B241 oder andere kurvenreiche Straßen nutzt, sollte stets mit Glätte rechnen – selbst wenn die Fahrbahn auf den ersten Blick trocken wirkt. Prävention beginnt bei der richtigen Bereifung und vorsichtiger Fahrweise. Doch auch Aufklärung, regelmäßige Kontrollen und präventive Maßnahmen können dazu beitragen, die Zahl der Unfälle im Harz zu verringern.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Jeder Unfall im Harz ist ein Mahnmal dafür, dass die Natur und die Straßenverhältnisse nicht unterschätzt werden dürfen. Für Autofahrer bedeutet das, ihre Verantwortung ernst zu nehmen – für sich selbst, für ihre Mitfahrer und für alle, die im Harz unterwegs sind.







