Goslar

Harz-Tourismus im Aufbruch: Neue Projekte sollen Region wirtschaftlich und nachhaltig stärken

Goslar – Der Kreistag Goslar hat mit deutlicher Mehrheit den Weg für mehrere große Tourismusprojekte im Harz freigemacht. Durch die Entlassung ausgewählter Flächen aus Landschaftsschutzgebieten sollen neue Freizeitangebote, Hotels und nachhaltige Erlebniswelten entstehen. Während Politik und Wirtschaft von einem Aufschwung sprechen, sehen Kritiker Umwelt- und Verkehrsrisiken auf die Region zukommen.

Ein neuer Impuls für den Harz-Tourismus

Mit den jüngsten Beschlüssen hat der Kreistag Goslar ein klares Signal gesetzt: Der Harz soll als Tourismusregion weiter wachsen. Mehrere Projekte stehen bereits in den Startlöchern – von der Erweiterung des beliebten „Hearts Hotels“ in Braunlage über eine neue „WipfelErlebnisWelt“ im Kalten Tal von Bad Harzburg bis hin zu infrastrukturellen Verbesserungen am Bocksberg in Hahnenklee.

Diese Maßnahmen sind Teil einer umfassenden Strategie, den Harz nicht nur als klassische Wanderregion, sondern als moderne Ganzjahresdestination zu positionieren. Landrat Alexander Saipa erklärte auf Instagram, man wolle „über Kreisgrenzen hinweg den Harz stärken und eine verlässliche Infrastruktur schaffen, die den Menschen wie der Natur gleichermaßen zugutekommt“.

Die Projekte im Überblick

  • Braunlage: Das „Hearts Hotel“ soll um bis zu 24 „Nature Home“-Einheiten erweitert werden – kleine, naturnah gestaltete Lodges, eingebettet in die Landschaft.
  • Bad Harzburg: Eine neue „WipfelErlebnisWelt“ im Kalten Tal soll an den Erfolg des bestehenden Baumwipfelpfads anknüpfen.
  • Hahnenklee: Am Bocksberg sind weitere touristische Investitionen geplant, um bestehende Angebote wie Seilbahn und Sommerrodelbahn zu ergänzen.

Gegen die Projekte stimmten die Grünen, die Linke sowie einzelne Vertreter der CDU und unabhängiger Gruppen. Die Mehrheit sah jedoch die wirtschaftlichen Chancen und die Bedeutung für den Tourismusstandort Harz im Vordergrund.

Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus im Harz

Der Harz zählt zu den bekanntesten Mittelgebirgen Deutschlands und gilt als touristisches Zugpferd in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Rund acht Millionen Übernachtungen und fast 38 Millionen Tagesgäste werden jährlich gezählt – Tendenz steigend. Die Tourismusintensität liegt bei über 15.700 Übernachtungen pro 1.000 Einwohner. Diese Zahlen zeigen: Der Harz lebt vom Tourismus, und jede Investition hat unmittelbare Auswirkungen auf Wirtschaft und Beschäftigung.

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Braunlage als Spitzenreiter

Besonders Braunlage hat sich in den letzten Jahren als touristisches Zentrum etabliert. Mit über 1,4 Millionen Übernachtungen jährlich erreicht der Ort Spitzenwerte. Bürgermeister und Hoteliers sehen darin einen Beweis für die Attraktivität der Region. Ein Hotelbetreiber erklärt: „Unsere Gäste suchen Natur, Erholung und Komfort – und genau das bietet der Harz in einzigartiger Kombination.“

Geplante Investitionen und Finanzierung

Die neuen Projekte sollen durch eine Mischung aus privaten Investoren, kommunalen Mitteln und Fördergeldern finanziert werden. Für die geplante WipfelErlebnisWelt in Bad Harzburg werden rund vier Millionen Euro veranschlagt. Weitere Mittel fließen in Infrastrukturmaßnahmen, etwa in Hahnenklee, wo eine Baustraße durch den Wald geführt werden soll, um den Bauverkehr vom Ortskern fernzuhalten.

Wie nachhaltig sind die neuen Tourismus-Projekte im Harz geplant?

Nachhaltigkeit ist laut Harzer Tourismusverband ein zentrales Leitprinzip. Neue Angebote sollen ökologisch verträglich, ressourcenschonend und zugleich erlebnisorientiert sein. Beispiele wie die geplante WipfelErlebnisWelt zeigen, dass Umweltbildung und Besucherlenkung kombiniert werden sollen. Holzbauweise, naturnahe Gestaltung und Informationsangebote zur Flora und Fauna sind feste Bestandteile der Planung.

Naturschutz und Konfliktpotenzial

Doch nicht alle sehen die Entwicklungen positiv. Umweltgruppen warnen davor, dass die Entlassung von Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet gefährliche Präzedenzfälle schaffen könnte. „Wir riskieren, dass der Harz seine einzigartige Natur Stück für Stück verliert“, heißt es aus Kreisen der Naturschutzverbände. Kritiker befürchten, dass mit der touristischen Aufwertung auch ein erhöhter Autoverkehr, mehr Lärm und Flächenversiegelung einhergehen.

Gelten für die neuen Projekte Ausnahmeregeln vom Landschaftsschutz?

Tatsächlich wurden durch den Kreistag mehrere Entlassungsverfahren beschlossen. Diese betreffen ausschließlich Teilflächen, die laut Gutachten keine essenziellen ökologischen Funktionen mehr erfüllen. Dennoch wird betont, dass die Projekte nur unter strengen Auflagen realisiert werden dürfen – etwa durch Ausgleichsmaßnahmen und ökologische Begleituntersuchungen.

Konflikt zwischen Wirtschaft und Ökologie

Die Diskussion zeigt ein altes Spannungsfeld: Wie viel Tourismus verträgt der Harz? Während Hoteliers und Kommunen auf Investitionen drängen, mahnen Naturschützer zur Vorsicht. In Online-Foren wie „Goslarer Geschichten“ wird der Vorwurf laut, die Politik setze zu sehr auf Vermarktung statt auf Lebensqualität. Ein Nutzer schreibt: „Es gibt kaum Freizeitangebote für Einheimische, aber Millionen für Touristenprojekte.“

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Meinungen aus den sozialen Medien

Auch in sozialen Netzwerken wird die Entscheidung des Kreistags intensiv diskutiert. Auf Facebook loben viele Nutzer die Chance auf neue Arbeitsplätze und einen moderneren Tourismus. Andere warnen vor einer „Übernutzung der Natur“. Die Polizei Goslar hatte in einem früheren Post bereits auf das Problem überfüllter Harzstraßen hingewiesen und appelliert, Besucherströme besser zu lenken.

Struktur und Zukunft des Harzer Tourismus

Der Harzer Tourismusverband (HTV) übernimmt die zentrale Rolle bei der Koordination der neuen Projekte. Er versteht sich als Dachorganisation für Marketing, Qualitätssicherung und nachhaltige Entwicklung. Ziel sei es, den Harz als eine der führenden Mittelgebirgsregionen Deutschlands weiterzuentwickeln – sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch.

Touristisches Zukunftskonzept Harz 2025

Das Zukunftskonzept „Harz 2025“ legt Schwerpunkte auf qualitative Angebote statt Massenandrang. Es sieht vor:

Schwerpunkt Zielsetzung
Modernisierung Bestehende Hotels und Gastronomie sollen modernisiert werden.
Freizeitangebote Neue Erlebnisformen wie Aktiv- und Sporttourismus.
Wintersport Sicherung bestehender Loipennetze und moderate Erweiterungen.
Nachhaltigkeit Reduktion des Ressourcenverbrauchs, Förderung sanfter Mobilität.

Diese Strategie zeigt, dass der Harz langfristig von Qualität und Umweltbewusstsein leben will. Damit rücken auch Themen wie Energieeffizienz, CO₂-Ausgleich und regionale Wertschöpfung in den Mittelpunkt.

Wie viele Besucher zieht der Baumwipfelpfad schon heute an?

Der Baumwipfelpfad in Bad Harzburg gilt als Paradebeispiel für den Erfolg naturnaher Erlebnisangebote. Rund 200.000 Besucher pro Jahr nutzen die Anlage – ein deutliches Signal, dass nachhaltiger Tourismus im Harz funktioniert. Die geplante WipfelErlebnisWelt soll daran anknüpfen und das bestehende Konzept erweitern.

Wie wirkt sich die Erhöhung des Gästebeitrags in Goslar auf Touristen aus?

Seit Anfang 2025 beträgt der Gästebeitrag 3,30 Euro pro Nacht und Person. Dafür erhalten Besucher eine digitale Gästekarte mit kostenlosem ÖPNV-Zugang (HATIX) und zahlreichen Vergünstigungen. Die Maßnahme soll helfen, die touristische Infrastruktur zu finanzieren, ohne zusätzliche Steuerlasten für die Bevölkerung zu erzeugen.

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Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Während die Politik den Tourismusausbau als Zukunftsinvestition preist, sehen Einheimische Risiken. Viele fürchten steigende Immobilienpreise, wachsenden Verkehr und den Verlust des ursprünglichen Harz-Charmes. Dennoch sind sich Experten einig: Der Harz steht vor einem Wendepunkt. Nur mit einem klaren Fokus auf nachhaltige Qualität und Besucherlenkung kann die Region langfristig profitieren.

Welche Kritik gibt es an Ausweitungen wie der WipfelErlebnisWelt oder Baumschwebebahnen?

Kritiker warnen vor einer Kommerzialisierung der Landschaft. Zu viele Freizeitparks, zu wenig Natur – so lautet der Tenor. Tagestouristen brächten oft keinen nachhaltigen wirtschaftlichen Nutzen, sondern überlasteten lediglich Straßen und Parkplätze. Daher fordern Naturschutzverbände ein verbindliches Monitoring der Besucherzahlen und klare ökologische Grenzen für neue Bauvorhaben.

Fazit: Der Harz zwischen Fortschritt und Verantwortung

Die aktuellen Entscheidungen markieren einen Meilenstein in der Tourismusentwicklung des Harzes. Der Kreistag Goslar hat sich für Wachstum entschieden – aber unter der Bedingung, dass ökologische Standards eingehalten und nachhaltige Konzepte umgesetzt werden. Die Region steht nun vor der Herausforderung, wirtschaftlichen Nutzen und Umweltbewusstsein in Einklang zu bringen.

Ob die Projekte wie das erweiterte „Hearts Hotel“, die „WipfelErlebnisWelt“ oder die Entwicklungen am Bocksberg langfristig Erfolg haben, hängt maßgeblich von der Akzeptanz der Bevölkerung und der Ausgewogenheit der Umsetzung ab. Der Harz bleibt eine Region im Wandel – reich an Chancen, aber auch voller Verantwortung gegenüber seiner einzigartigen Natur.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.