
Goslar, 8. November 2025 – In einem großflächigen Gebiet des westlichen Harzes ist die Suche nach Bodenschätzen wie Gold, Silber und Kupfer wieder gestattet. Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat einer Münchner Firma die Erlaubnis erteilt, im sogenannten Erlaubnisfeld „Kaiserpfalz“ nach Erzen zu suchen. Die Genehmigung gilt bis Ende Oktober 2028 und umfasst ein Areal von rund 238 Quadratkilometern.
Erlaubnisfeld „Kaiserpfalz“ im Landkreis Goslar
Das Erlaubnisfeld liegt im westlichen Harz im Landkreis Goslar. Es erstreckt sich von Bad Harzburg bis Wildemann und von Altenau bis zur Innerstetalsperre. Damit umfasst es ein Gebiet, das geologisch seit Jahrhunderten für seine Erzvorkommen bekannt ist. Nach Angaben des LBEG handelt es sich um das Erlaubnisfeld „Kaiserpfalz“ mit einer Fläche von 237,5 Quadratkilometern. Die Genehmigung erlaubt die Aufsuchung, nicht jedoch den Abbau von Erzen. Für Bohrungen oder Gewinnungsmaßnahmen sind zusätzliche bergrechtliche Betriebspläne erforderlich, die erst nach separater Prüfung genehmigt werden dürfen.
Welche Bodenschätze betroffen sind
Die Genehmigung deckt eine Vielzahl von Metallen und Mineralien ab. Dazu gehören Gold, Silber, Kupfer, Nickel und Zink. Darüber hinaus sind zahlreiche weitere Elemente aufgeführt, darunter Aluminium, Antimon, Blei, Eisen, Mangan, Kobalt, Wolfram und Zinn. Insgesamt umfasst die Auflistung mehr als vierzig verschiedene Stoffe, die im Rahmen der Aufsuchung identifiziert werden dürfen. Das verdeutlicht die geologische Vielfalt der Region, die schon seit der Antike für ihre metallhaltigen Gesteinsschichten bekannt ist.
Rechtliche Grundlage und Zuständigkeit
Die Erlaubnis beruht auf § 7 des Bundesberggesetzes (BBergG). Dieses schreibt vor, dass für die Aufsuchung bergfreier Bodenschätze eine behördliche Genehmigung erforderlich ist. Das LBEG ist in Niedersachsen für die Erteilung solcher Erlaubnisse zuständig. Nach dem Gesetz erstreckt sich ein Erlaubnisfeld flächenmäßig über Tage und reicht theoretisch bis in die „ewige Teufe“, also unbegrenzt in die Tiefe. Das Erlaubnisrecht gestattet allein die Suche nach Bodenschätzen – eine spätere Gewinnung ist nur auf Basis gesonderter Betriebspläne (§§ 51 ff. BBergG) möglich. Die Genehmigung ist auf vier Jahre befristet und endet im Oktober 2028.
Häufige Nutzerfragen
Wo genau liegt das Erlaubnisfeld Kaiserpfalz im Harz?
Das Erlaubnisfeld liegt im westlichen Harz zwischen Bad Harzburg, Altenau, Wildemann und der Innerstetalsperre. Es umfasst rund 238 Quadratkilometer im Landkreis Goslar.
Welche Metalle dürfen im Harz nach der Genehmigung gesucht werden?
Erlaubt ist die Aufsuchung einer breiten Palette metallischer Rohstoffe. Dazu zählen Gold, Silber, Kupfer, Nickel, Zink und viele weitere Metalle, die in der Liste des LBEG aufgeführt sind.
Geologischer und historischer Hintergrund
Der Harz gilt als eine der traditionsreichsten Bergbauregionen Europas. Bereits vor über 1500 Jahren wurden hier silberhaltige Erze gewonnen. Am Rammelsberg bei Goslar belegen archäologische Funde, dass dort schon um 1000 v. Chr. Erz abgebaut wurde. Vom 16. bis 19. Jahrhundert war der Oberharz ein Zentrum der Silber- und Bleiförderung in Deutschland. Gangzüge wie Silbernaal und Rosenhöfer stehen stellvertretend für diese Epoche. Die neue Erlaubnis zur Erzsuche knüpft somit an eine lange geologische Tradition an, ohne unmittelbar den Abbau wiederzubeleben.
Erkundung statt Abbau
Darf bereits mit dem Abbau im Harz begonnen werden?
Nein. Die Genehmigung gewährt ausschließlich das Recht zur Aufsuchung. Konkrete Bohrungen oder Fördermaßnahmen dürfen erst erfolgen, wenn dafür bergrechtliche Betriebspläne genehmigt wurden. Diese unterliegen zusätzlichen Beteiligungsverfahren und behördlichen Prüfungen.
Das bedeutet, dass zunächst nur geologische Untersuchungen und Analysen zulässig sind. Erst wenn ein wirtschaftlich relevantes Vorkommen festgestellt wird und alle Umweltauflagen erfüllt sind, könnte ein Antrag auf Gewinnung gestellt werden. Entsprechend dient die derzeitige Erlaubnis in erster Linie der Erkundung potenzieller Rohstoffvorkommen.
Rohstoffpolitik und wirtschaftlicher Kontext
Deutschland ist bei vielen Metallen auf Importe angewiesen. Studien der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) zeigen, dass heimische Projekte künftig eine größere Rolle in der nationalen Rohstoffstrategie spielen könnten. Mehr als hundert Projekte zur Exploration sogenannter „kritischer Ressourcen“ wurden in den vergangenen Jahren dokumentiert. Diese sollen Erkenntnisse über das Potenzial inländischer Lagerstätten liefern. Die Erkundung im Harz steht daher auch im Zusammenhang mit der übergeordneten Zielsetzung, Rohstoffabhängigkeiten zu verringern und alternative Quellen innerhalb Deutschlands zu prüfen.
Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen
Bereits seit 2021 werden im Oberharz durch Forschungsprojekte wie Desmex-Real geophysikalische Messungen durchgeführt, um mögliche Erzvorkommen zu kartieren. Erste Datenauswertungen deuten auf potenzielle metallhaltige Strukturen hin. Die aktuellen Aufsuchungsgenehmigungen könnten auf diesen Forschungsergebnissen aufbauen und neue Erkenntnisse über die geologische Beschaffenheit der Region liefern.
Umwelt- und Altlastenaspekte
Eine umweltgeschichtliche Untersuchung dokumentiert, dass der jahrtausendelange Erzbergbau im Harz deutliche Spuren hinterlassen hat. In Sedimenten und Flussläufen sind Schwermetallrückstände nachweisbar, die aus historischen Stollen und Abraumhalden stammen. Diese Erkenntnisse machen deutlich, dass bei neuen Projekten Umweltauflagen eine zentrale Rolle spielen. Künftige Aufsuchungsmaßnahmen müssen sicherstellen, dass keine zusätzlichen Belastungen für Böden oder Gewässer entstehen.
Rückgewinnung aus Altlasten
In sozialen Medien und Fachforen wird ergänzend diskutiert, ob die Rückgewinnung von Metallen aus historischen Bergbauschlämmen eine nachhaltige Alternative sein könnte. In Rückhaltebecken ehemaliger Bergwerke, etwa im Umfeld des Rammelsbergs, sollen laut Berechnungen erhebliche Mengen an Edelmetallen wie Gold, Silber, Kupfer und Kobalt enthalten sein. Diese Diskussion zeigt eine neue Perspektive auf den Rohstoffsektor – den Übergang von klassischer Exploration zu Recycling und Ressourcennutzung aus bestehenden Altlasten.
Touristische und gesellschaftliche Aspekte
Das Thema Erzsuche im Harz hat auch eine kulturelle Komponente. In sozialen Netzwerken und Tourismusgruppen wird es häufig mit Freizeitangeboten und regionaler Geschichte verknüpft. Veranstaltungen wie „Freizeitgold im Harz“ greifen die historische Bergbautradition spielerisch auf. Dabei steht jedoch die Vermittlung von Wissen und das Erlebnis im Vordergrund, nicht die tatsächliche Suche nach Metallen. Diese touristische Nutzung der Bergbauvergangenheit zeigt, dass das Thema auch außerhalb des industriellen Kontexts Aufmerksamkeit erfährt.
Bedeutung für die Rohstoffversorgung
Welche Bedeutung hat die Rohstoffsuche im Harz für die heimische Versorgung?
Die Genehmigung zur Erzsuche im westlichen Harz kann im Kontext der nationalen Rohstoffpolitik betrachtet werden. Da Deutschland bei Metallen in hohem Maße von Importen abhängig ist, könnten neue Explorationen dazu beitragen, die Versorgungssicherheit langfristig zu verbessern. Ob das Harzgebiet tatsächlich über wirtschaftlich nutzbare Lagerstätten verfügt, lässt sich erst nach Abschluss der Erkundungsarbeiten bewerten.
Historische Kontinuität und moderne Technologie
Der Harz verbindet geologische Tradition mit aktueller Forschung. Moderne geophysikalische Verfahren ermöglichen eine präzisere Erfassung potenzieller Erzvorkommen als frühere Methoden. Gleichzeitig bleibt der Schutz von Umwelt und Landschaft integraler Bestandteil aller Genehmigungsverfahren. Die Region steht damit beispielhaft für die Balance zwischen Ressourceninteresse und Nachhaltigkeitsanforderungen.
Zusammenfassung
Mit der Genehmigung zur Erzsuche im Erlaubnisfeld „Kaiserpfalz“ wird ein neues Kapitel in der Geschichte des Harzer Bergbaus aufgeschlagen. Das rund 238 Quadratkilometer große Gebiet darf bis 2028 auf mögliche Vorkommen von Gold, Silber, Kupfer, Nickel und Zink untersucht werden. Der aktuelle Stand erlaubt ausschließlich Aufsuchungstätigkeiten, nicht aber den Abbau. Die Entscheidung fügt sich in den Rahmen der nationalen Bestrebungen, heimische Rohstoffe systematisch zu erfassen. Zugleich rücken Umweltaspekte und die geologische Forschung stärker in den Fokus. Der Harz bleibt damit ein zentraler Ort für das Verständnis von Bodenschätzen in Deutschland – zwischen geologischer Tradition und moderner Ressourcenerkundung.







