
Clausthal-Zellerfeld. Schon wieder haben Wildschweine im Harz zugeschlagen: Der Fußballplatz an der Ringerhalde in Clausthal-Zellerfeld wurde erneut großflächig verwüstet. Für den TuS Clausthal-Zellerfeld bedeutet das nicht nur hohe Kosten, sondern auch Einschränkungen im Spiel- und Trainingsbetrieb. Das Problem ist im gesamten Harz kein Einzelfall – immer mehr Vereine, Gemeinden und Anwohner sind betroffen.
Ein wiederkehrendes Problem im Harz
Der Harz ist nicht nur für seine Wälder, Berglandschaften und Wanderwege bekannt, sondern zunehmend auch für ein Problem, das viele Bürgerinnen und Bürger beschäftigt: Wildschweine, die sich in Siedlungsnähe, Gärten und auf Sportplätzen austoben. Der Fußballplatz an der Ringerhalde in Clausthal-Zellerfeld wurde bereits mehrfach Opfer solcher Attacken. Inzwischen ist es der dritte größere Schaden in kurzer Zeit, den der Verein verkraften muss. Die Tiere haben in einer Nacht großflächig den Rasen aufgewühlt und damit die mühsam erneuerte Spielfläche zerstört.
Warum trifft es Sportplätze so häufig?
Sportplätze im Harz bieten den Wildschweinen ideale Bedingungen: große Grasflächen, die nicht ständig genutzt werden, und lockere Böden, in denen sich leicht nach Nahrung wühlen lässt. Besonders in den Herbst- und Wintermonaten, wenn die Tiere im Wald weniger Futter finden, weichen sie verstärkt auf solche Flächen aus. Das Ergebnis sind zerstörte Rasenflächen, aufwendige Reparaturen und monatelange Sperrungen.
Folgen für die betroffenen Vereine
Für den TuS Clausthal-Zellerfeld bedeutet die wiederholte Verwüstung nicht nur einen erheblichen organisatorischen Mehraufwand, sondern auch finanzielle Belastungen. Training und Spielbetrieb müssen kurzfristig verlegt oder abgesagt werden. Ähnliche Probleme haben auch andere Vereine im Harz, zum Beispiel der 1. FC Freiheit in Osterode. Dort sprach man bereits davon, „ohne Heimat“ dazustehen, weil der Platz auf den Freiheiter Höhen immer wieder unbespielbar ist.
Die Kostenfrage – wer zahlt die Schäden?
Eine der zentralen Fragen in der Region lautet: Wer trägt die Verantwortung, wenn Wildschweine einen Sportplatz verwüsten? Viele Vereine sehen sich mit hohen Reparaturkosten konfrontiert, die oft im fünfstelligen Bereich liegen. Versicherungen übernehmen solche Schäden meist nicht. Auch ein Fall aus Clausthal-Zellerfeld verdeutlicht das Problem: Ein Privatgarten wurde vollständig verwüstet, die Versicherung verweigerte aber die Übernahme der Kosten. Damit bleiben Vereine und Bürger häufig allein auf den Ausgaben sitzen.
Welche Kosten entstehen bei der Sanierung?
Die Sanierungskosten hängen vom Ausmaß der Schäden ab. Kleinere Flächen lassen sich durch Nachsäen und Ausbessern reparieren. Doch wenn Wildschweine den Boden großflächig durchwühlen, muss oft die gesamte Grasnarbe erneuert werden. Dies kann je nach Platzgröße zwischen einigen Tausend und über 20.000 Euro kosten. Zusätzlich entstehen Einnahmeverluste durch ausfallende Heimspiele, Turniere oder Vermietungen der Sportanlage.
Schutzmaßnahmen im Harz – Zäune, Fallen und Abschreckung
Um die Plätze vor weiteren Schäden zu schützen, setzen Vereine und Kommunen zunehmend auf bauliche und technische Maßnahmen. Besonders Zäune gelten als wirksame Lösung. Doch die Anschaffung und Installation ist teuer, und nicht jeder Verein kann diese Kosten stemmen.
Wie kann man einen Fußballplatz wirksam vor Wildschweinen schützen?
Erfahrungen aus dem Harz zeigen, dass nur robuste Lösungen langfristig helfen. Dazu zählen:
- Stabile Metallzäune oder Stabmatten mit einer Höhe von mindestens 1,50 Metern.
- Ein Untergrundschutz: Zäune sollten 40 bis 50 Zentimeter im Boden verankert sein, damit die Tiere sich nicht darunter durchwühlen.
- Elektrische Barrieren mit Warnschildern als zusätzliche Abschreckung.
- Beleuchtung und akustische Signale, die nachts für Störung sorgen.
Einige Vereine setzen zudem auf Duftstoffe oder Lichteffekte, doch solche Maßnahmen wirken oft nur kurzfristig, da Wildschweine sehr anpassungsfähig sind.
Kurzfristige Sofortmaßnahmen
Solange ein fester Zaun noch nicht steht, greifen Vereine zu improvisierten Lösungen. Dazu zählen parkende Autos mit eingeschaltetem Licht, Musikboxen oder provisorische Barrieren. Doch diese Methoden sind bestenfalls Übergangslösungen, da die Tiere sich schnell an solche Reize gewöhnen.
Bestandsentwicklung und Statistiken
Die Wildschweinpopulation im Harz ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Experten schätzen, dass sich Bestände unter günstigen Bedingungen innerhalb eines Jahres sogar verdreifachen können. In einigen Gemeinden wurden in einem Jagdjahr mehr als 6.500 Tiere erlegt – ein Rekordwert. Dennoch bleibt der Druck auf die Flächen hoch.
Wie häufig greifen Wildschweine Sportplätze im Harz an?
Die Zahl der dokumentierten Vorfälle nimmt zu. Clausthal-Zellerfeld, Osterode, Sankt Andreasberg und Wieda gehören zu den besonders betroffenen Orten. Auch Spielplätze und Grünanlagen sind betroffen. Bürgermeister und Anwohner berichten, dass das Problem „immer schlimmer“ wird, weil die Tiere zunehmend ihre Scheu vor Menschen verlieren.
Neue Technologien im Einsatz
In St. Andreasberg werden Drohnen mit Wärmebildkameras eingesetzt, um die Population zu erfassen. Dabei wurden in einzelnen Bereichen mindestens 30 Tiere gezählt. Auch Fallen sind im Gespräch, um die Zahl der Tiere zu reduzieren – ein Vorhaben, das allerdings rechtlich und ethisch umstritten ist.
Rechtliche Aspekte und Vorschriften
Gibt es rechtliche Vorgaben für Wildschutzanlagen?
Ja. Wildschutzzäune müssen bestimmte Standards erfüllen: Sie sollen mindestens 1,50 Meter hoch sein, aus stabilem Draht bestehen und im Boden verankert sein. Elektrifizierte Zäune sind erlaubt, müssen jedoch mit Warnschildern gekennzeichnet werden. Gemeinden und Vereine müssen dafür oft Genehmigungen einholen und Kosten in ihre Haushalte einstellen.
Kunstrasen als Alternative?
Immer wieder wird auch die Frage gestellt, ob Kunstrasenplätze eine Lösung darstellen könnten. Zwar ist Kunstrasen robuster und muss nicht neu eingesät werden, doch Wildschweine können auch hier Schäden verursachen, etwa durch Wühlen oder Beschädigung der Tragschicht. Zudem sind die Investitionskosten für Kunstrasen sehr hoch, was die Entscheidung für viele Vereine unattraktiv macht.
Perspektiven aus der Bevölkerung
Auch in sozialen Medien und Foren wird das Thema lebhaft diskutiert. Anwohner schildern Gärten „wie ein Schlachtfeld“ und berichten, dass Versicherungen nicht zahlen. In Wanderforen wird der Umgang mit den Tieren diskutiert: Wichtig sei, Abstand zu wahren, keine Jungtiere zu bedrängen und den Tieren immer Rückzugswege zu lassen. „Wildschweine greifen nicht wahllos an“, heißt es dort, „aber sie sind gefährlicher als Wölfe, wenn man sie bedrängt.“
Zitat aus der Kommunalpolitik
„Wildschweine waren hier schon immer ein Problem, aber es wird schlimmer“, sagt Jens Augat, Bürgermeister von Osterode. Seine Gemeinde prüft inzwischen den verstärkten Einsatz von Zäunen und Vergrämungsmitteln. Doch auch er betont: „Es fehlt oft an Geld und klarer Zuständigkeit.“
Fragen und Antworten für Betroffene
- Welche kurzfristigen Sofortmaßnahmen gibt es? – Lichter, Musik, provisorische Barrieren, die aber nur begrenzt helfen.
- Wer trägt die Verantwortung? – Meist die Vereine und Kommunen, Versicherungen zahlen in der Regel nicht.
- Welche Kosten entstehen? – Zwischen einigen Tausend bis über 20.000 Euro pro Sanierung, je nach Schaden.
- Wie lassen sich Plätze langfristig schützen? – Durch stabile, im Boden verankerte Wildschutzzäune mit mindestens 1,50 m Höhe.
Erfahrungen aus anderen Orten im Harz
In Wieda und Sankt Andreasberg gibt es inzwischen über 70 dokumentierte Vorfälle innerhalb weniger Monate. Dort haben Wildschweine sogar Mülltonnen umgeworfen und Grünanlagen zerstört. Viele Bürger fühlen sich verunsichert, Kinder meiden Spielplätze, Eltern fordern mehr Schutzmaßnahmen.
Fazit: Ein wachsendes Problem im Harz
Warum der Harz dringend Lösungen braucht
Die wiederholten Verwüstungen von Sport- und Spielplätzen durch Wildschweine zeigen, dass das Problem im Harz längst kein Einzelfall mehr ist. Vereine kämpfen mit hohen Kosten, Anwohner mit zerstörten Gärten, und Kommunen mit der Frage nach Zuständigkeiten. Während kurzfristige Maßnahmen wie Licht oder Geräusche kaum Wirkung zeigen, sind langfristige Investitionen in robuste Zäune und ein besseres Wildtiermanagement unvermeidlich.
Für den Harz bedeutet das: Ohne entschlossenes Handeln wird die Belastung durch Wildschweine weiter zunehmen. Mehr Kooperation zwischen Vereinen, Kommunen und Jägerschaften ist nötig, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Nur so können Sportplätze, Gärten und öffentliche Grünflächen langfristig geschützt werden – damit der Harz nicht nur für seine Natur, sondern auch für seine lebendige Vereins- und Sportkultur bekannt bleibt.