
Wernigerode – Ein Vorfall am späten Freitagabend sorgt im Harz für Schlagzeilen: Ein 61-jähriger Mann aus Halberstadt wurde in Wernigerode von der Polizei gestoppt, obwohl ihm die Fahrerlaubnis bereits vor Jahren entzogen worden war. Hinzu kam ein erhöhter Alkoholwert. Der Fall reiht sich ein in eine Serie von alkoholbedingten Verkehrsdelikten in der Region und wirft Fragen zur Verkehrssicherheit im Harz auf.
Die Kontrolle in der Bahnhofstraße von Wernigerode
Am 26. September 2025 gegen 23:37 Uhr kontrollierten Polizeibeamte in der Bahnhofstraße in Wernigerode einen Nissan Micra. Am Steuer saß ein 61-jähriger Halberstädter, der zunächst angab, seinen Führerschein lediglich zu Hause vergessen zu haben. Doch eine polizeiliche Überprüfung ergab, dass ihm die Fahrerlaubnis schon vor Jahren unanfechtbar entzogen worden war. Damit handelte es sich nicht um ein bloßes Versehen, sondern um den Straftatbestand „Fahren ohne Fahrerlaubnis“.
Hinzu kam der Verdacht auf Alkoholeinfluss. Die Beamten stellten Alkoholgeruch fest, woraufhin ein Vortest mit 0,99 Promille durchgeführt wurde. Auf der Dienststelle folgte ein beweissicherer Atemalkoholtest, der 0,92 Promille bestätigte. Die Weiterfahrt wurde untersagt und ein Strafverfahren eingeleitet.
Rechtlicher Hintergrund: Alkoholgrenzen und Fahrerlaubnis
Was bedeutet ein Wert von 0,92 Promille?
In Deutschland liegt die Grenze für eine Ordnungswidrigkeit bei 0,5 Promille. Werte zwischen 0,5 und 1,09 Promille gelten ohne Ausfallerscheinungen als Ordnungswidrigkeit und werden mit mindestens 500 Euro Bußgeld, zwei Punkten in Flensburg und einem Monat Fahrverbot geahndet. Ab 1,1 Promille spricht man von absoluter Fahruntüchtigkeit, die als Straftat gilt.
Der in Wernigerode gemessene Wert von 0,92 Promille liegt also knapp unterhalb der Schwelle zur absoluten Fahruntüchtigkeit. Allerdings verschärft sich die Situation erheblich durch den zusätzlichen Tatbestand des Fahrens ohne Fahrerlaubnis.
Der Straftatbestand „Fahren ohne Fahrerlaubnis“
Nach § 21 Straßenverkehrsgesetz (StVG) ist Fahren ohne Fahrerlaubnis eine Straftat. Es drohen Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr oder Geldstrafen. Besonders problematisch wird es, wenn Alkohol am Steuer hinzukommt, da die Kombination als erhebliche Gefährdung des Straßenverkehrs gilt.
Unterschied zwischen „Fahren ohne Führerschein“ und „Fahren ohne Fahrerlaubnis“
Viele Bürger verwechseln diese Begriffe. „Fahren ohne Führerschein“ bedeutet lediglich, dass das Dokument nicht mitgeführt wird. Das ist eine Ordnungswidrigkeit, die meist mit einem Verwarngeld von zehn Euro geahndet wird. „Fahren ohne Fahrerlaubnis“ hingegen bedeutet, dass jemand überhaupt keine gültige Berechtigung zum Führen des Fahrzeugs besitzt. Das ist eine Straftat, die deutlich härter sanktioniert wird.
Lokale Häufung: Alkohol am Steuer im Harz
Mehrere Vorfälle in Wernigerode im September 2025
Der Fall vom 26. September steht nicht allein. Bereits Anfang des Monats waren in Wernigerode mehrere Alkohol- und Drogenfahrten aufgefallen. Ein Mann versuchte sogar, sich einer Kontrolle zu entziehen, während er 2,81 Promille aufwies und unter Drogeneinfluss stand. In einem anderen Fall wurde ein 16-Jähriger am Steuer erwischt. Diese Vorfälle zeigen, dass Alkohol- und Drogenfahrten im Harz ein ernstzunehmendes Problem darstellen.
Statistische Einordnung
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sank die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden unter Alkoholeinfluss zwar seit den 1970er-Jahren deutlich. Dennoch sind es immer noch über 13.000 Fälle pro Jahr. Bemerkenswert: In rund 72 Prozent der Fälle liegt der Alkoholwert über 1,1 Promille. Der Wert von 0,92 Promille in Wernigerode liegt zwar darunter, ist aber dennoch gefährlich, da schon ab 0,3 Promille in Verbindung mit Ausfallerscheinungen eine Straftat vorliegen kann.
Fragen, die viele bewegen – und die Antworten
Wie hoch ist die Strafe, wenn man ohne Fahrerlaubnis und unter Alkohol erwischt wird?
In diesem Fall werden die Delikte addiert. Für das Fahren ohne Fahrerlaubnis droht eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe. Hinzu kommt die Sanktion für die Alkoholfahrt, die je nach Promillewert und Umständen variieren kann. In der Regel bedeutet das: höhere Geldstrafe, mögliche Sperrfrist für die Neuerteilung der Fahrerlaubnis und weitere Auflagen.
Gibt es eine MPU, wenn man ohne Führerschein mit Alkohol auffällt?
Ja, die Fahrerlaubnisbehörde kann eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) anordnen, wenn Zweifel an der Eignung bestehen. Gerade die Kombination aus fehlender Fahrerlaubnis und Alkoholeinfluss kann als Hinweis auf charakterliche Nichteignung gewertet werden.
Welche Rolle spielt der Fahrzeughalter?
Auch Fahrzeughalter können belangt werden, wenn sie wissentlich oder fahrlässig zulassen, dass jemand ohne Fahrerlaubnis ihr Auto nutzt. Im Falle von Wernigerode ist unklar, wem der Nissan Micra gehört. Sollte der Halter Kenntnis gehabt haben, drohen auch ihm rechtliche Konsequenzen.
Perspektiven aus sozialen Medien und Foren
Diskussionen im Harz
Auf Social-Media-Plattformen wie Facebook oder in Foren wird immer wieder die Häufung solcher Vorfälle in Wernigerode diskutiert. Bürger berichten von „Hotspots“, an denen die Polizei regelmäßig Kontrollen durchführt. In den Kommentaren herrscht oft Unverständnis darüber, wie viele Menschen trotz Entzugs der Fahrerlaubnis weiter am Straßenverkehr teilnehmen.
Erfahrungsberichte von Betroffenen
In Foren schildern Betroffene, dass Strafen bei Promillewerten um die 0,9 oft strenger ausfallen als erwartet. So berichten einige von längeren Fahrverboten oder deutlich höheren Geldbußen, wenn weitere Umstände hinzukamen. Dies zeigt, dass der gesetzliche Rahmen von Gerichten je nach Fall unterschiedlich ausgelegt wird.
Ein Blick über den Harz hinaus
Bundesweite Problematik
Deutschlandweit sind „Fahren ohne Fahrerlaubnis“ und „Alkoholfahrten“ zwei der häufigsten Verkehrsdelikte. Im Jahr 2023 gab es laut Statistik jeweils über 110.000 Fälle dieser Art. Besonders alarmierend: Ein Drittel derjenigen, denen die Fahrerlaubnis entzogen wurde, fährt trotzdem weiter. Das unterstreicht, dass der Vorfall in Wernigerode nicht nur ein lokales, sondern ein bundesweites Problem widerspiegelt.
Prävention und Polizeiarbeit
Die Polizei im Harz reagiert bereits mit verstärkten Kontrollen. Dabei werden nicht nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche am Steuer überprüft. Ziel ist es, durch Präsenz und konsequente Sanktionen präventiv zu wirken. Dennoch zeigen die aktuellen Fälle, dass die Zahl der Verstöße hoch bleibt.
Die Gefahren für die Verkehrssicherheit im Harz
Alkohol und fehlende Fahrerlaubnis – ein gefährlicher Mix
Schon der alleinige Alkoholkonsum im Straßenverkehr birgt Risiken. In Kombination mit einer fehlenden Fahrerlaubnis jedoch steigt die Gefahr, da Betroffene oft nicht die notwendige Fahrpraxis oder rechtliche Berechtigung besitzen. Im Harz, wo viele Straßen kurvig und witterungsanfällig sind, kann dies besonders gefährlich sein.
Warum werden trotz Entzugs weiterhin Fahrzeuge geführt?
Experten sehen verschiedene Gründe: manche Fahrer unterschätzen die rechtlichen Folgen, andere sind auf ihr Auto angewiesen oder handeln bewusst trotz Verbots. Hinzu kommt, dass Kontrollen nicht permanent möglich sind, sodass Verstöße oft erst im Zufall entdeckt werden.
Wie wird eine Kombination aus Trunkenheit und Fahren ohne Fahrerlaubnis bewertet?
Juristisch wird die Kombination strafschärfend bewertet. Das heißt: Gerichte berücksichtigen sowohl den Rechtsbruch als auch die zusätzliche Gefährdung durch Alkohol. In der Praxis kann das deutlich höhere Strafen bedeuten als bei einem der Delikte allein.
Kann ein Promillenachweis ohne Alkoholtest am Tatort reichen?
Ja, es reicht aus, wenn ein beweissicherer Atemalkoholtest oder eine Blutprobe auf der Dienststelle durchgeführt wird. Der Vortest am Tatort dient oft nur als Indiz. Im Fall in Wernigerode war genau dies der Ablauf: Nach dem Vortest folgte der beweissichere Atemalkoholtest auf der Dienststelle.
Welche gesellschaftliche Dimension steckt dahinter?
Die Debatte in sozialen Medien verdeutlicht, dass viele Bürger ein hohes Sicherheitsbedürfnis haben. Verstöße gegen das Verkehrsrecht werden im Harz als ernsthafte Bedrohung für die Allgemeinheit empfunden. Wiederkehrende Fälle sorgen für ein Gefühl der Unsicherheit – besonders in einer Region, in der der Individualverkehr eine zentrale Rolle spielt.
Was fordern Experten?
Experten plädieren für härtere Strafen und konsequentere Kontrollen. Auch Präventionsarbeit, etwa in Schulen oder durch lokale Kampagnen, wird als wirksames Mittel genannt. Zudem fordern Verkehrsrechtler eine bessere Aufklärung darüber, welche Unterschiede zwischen Ordnungswidrigkeiten und Straftaten bestehen, da viele Bürger diese Unterscheidung nicht kennen.
Fazit: Ein Fall mit Signalwirkung für den Harz
Der Vorfall in Wernigerode zeigt eindrucksvoll, welche Gefahren entstehen, wenn Alkohol und fehlende Fahrerlaubnis zusammentreffen. Der 61-jährige Fahrer aus Halberstadt ist kein Einzelfall, sondern Teil einer größeren Problematik, die im Harz wie bundesweit zu beobachten ist. Die Polizei reagiert mit Kontrollen, doch die wiederkehrenden Verstöße verdeutlichen, dass mehr Prävention und gesellschaftliche Aufmerksamkeit nötig sind. Für den Harz bedeutet dieser Fall: Verkehrssicherheit bleibt ein zentrales Thema, das nicht nur die Polizei, sondern auch die Bürger selbst betrifft. Wer ohne Fahrerlaubnis fährt und dazu Alkohol konsumiert, gefährdet nicht nur sich, sondern auch alle anderen Verkehrsteilnehmer – und muss mit harten Konsequenzen rechnen.