
Göttingen/Harz. Eine alleinerziehende Mutter aus dem Harz wollte ihrem schwerkranken Sohn mit einer Delfin-Therapie helfen. Rund 13.113 Euro an Spenden wurden über den Verein „Harzer Sonnenzwerge e. V.“ gesammelt – doch plötzlich fehlt jede Spur von dem Geld. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, und viele Spender fragen sich: Wo ist ihr Beitrag geblieben?
Ein Schicksal, das bewegt
Die Geschichte beginnt mit einer Mutter aus dem Harz, die für ihren Sohn Adrian verzweifelt nach Unterstützung suchte. Adrian leidet an Epilepsie, ist autistisch und kann nicht sprechen. Eine Delfin-Therapie schien für die Familie ein Hoffnungsschimmer zu sein. Da die Kosten für eine solche Behandlung sehr hoch sind, wandte sich die Mutter an den Verein „Harzer Sonnenzwerge e. V.“, der eigentlich gegründet wurde, um Familien mit schwerkranken Kindern zu helfen. Innerhalb kurzer Zeit kamen über 13.000 Euro an Spenden zusammen – eine Summe, die viele kleine und große Hoffnungen weckte.
Plötzlich verschwindet das Geld
Doch anstatt dass die Familie mit Adrian nach Übersee oder in die Türkei reisen konnte, um die Delfin-Therapie zu beginnen, passierte das Unvorstellbare: Das Geld war verschwunden. Bis heute gibt es keine klare Antwort auf die Frage, wie es dazu kommen konnte. Die Mutter steht erneut vor einer Wand der Verzweiflung. Statt auf Hilfe hoffen zu dürfen, muss sie nun juristische Auseinandersetzungen abwarten.
Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Göttingen Ermittlungen aufgenommen. Es steht der Verdacht im Raum, dass es sich um Veruntreuung handelt. Mehrere Anzeigen – darunter offenbar auch eine Selbstanzeige – liegen bereits vor. Diese Ermittlungen werfen ein Schlaglicht auf die Arbeit von Spendenvereinen im Harz und darüber hinaus, denn das Vertrauen in gemeinnützige Organisationen ist ein empfindliches Gut. Wird es einmal erschüttert, trifft es nicht nur die betroffenen Familien, sondern auch zukünftige Hilfsaktionen.
Wie reagiert der Verein?
Die offizielle Webseite der „Harzer Sonnenzwerge“ gibt nur vage Hinweise. Dort heißt es, dass die Spendenformulare momentan deaktiviert seien, um organisatorische und strukturelle Anpassungen vorzunehmen. Zudem verweist der Verein auf seine Teilnahme an Initiativen für Transparenz im gemeinnützigen Sektor. Dennoch bleibt die drängende Frage vieler Unterstützer offen: „Warum ist das gesammelte Geld für die Delfin-Therapie verschwunden?“ – eine Frage, die derzeit nur die Ermittlungsbehörden beantworten können.
Ein Verein mit bewegter Geschichte
Gegründet wurde der Verein im März 2022. Hintergrund war die Geschichte des Jungen Milan, der an DIPG (einem aggressiven Hirntumor) erkrankt war. Innerhalb weniger Wochen wurden damals über 100.000 Euro gesammelt, um Medikamente zu finanzieren, die in Deutschland nicht zugelassen waren. Diese Aktion wurde zur Geburtsstunde der „Harzer Sonnenzwerge“. Das Ziel: Familien mit schwerkranken Kindern dauerhaft zu unterstützen, ihnen Hoffnung zu geben und in Krisenzeiten finanziell zu helfen.
Transparenz und Vertrauen
Auf der Website betont der Verein seine Verpflichtung zu Transparenz, unter anderem durch Jahresberichte und Kontrollmechanismen. Genau deshalb ist der aktuelle Vorfall so brisant. Viele Spender fühlen sich getäuscht und äußern ihren Unmut in sozialen Netzwerken. Ein Nutzer kommentierte auf Facebook: „Aus dem Grund spende ich nie. Genau wegen solchen Vorfällen oder Bürokratie kommen Spenden nie da an, wo sie gebraucht werden.“ Diese Stimmen zeigen, wie schnell das Vertrauen in gemeinnützige Arbeit im Harz und ganz Deutschland leiden kann.
Ein Blick über den Harz hinaus
Die Familie von Adrian ist nicht die einzige, die mit solchen Herausforderungen kämpft. In Bayern sammelt eine Mutter für ihren Sohn Yannick Spenden, um eine Delfin-Therapie in der Türkei zu finanzieren. Auch dort ist klar: Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Eine 17-tägige Reise mit Therapie kostet schnell viele tausend Euro. Familien müssen auf private Initiativen und Spendenaktionen zurückgreifen. Hier zeigt sich, dass es kein regionales Problem des Harzes allein ist, sondern ein strukturelles Defizit im Gesundheitssystem.
Wie teuer ist eine Delfin-Therapie wirklich?
In Foren wie REHAkids berichten Eltern von Komplettpaketen in Antalya. Ein 15-tägiges Programm mit zehn Therapieeinheiten liegt bei rund 7.000 Euro inklusive Unterkunft und Flug. In den USA oder auf Curaçao können die Kosten noch deutlich höher sein. Für viele Familien sind diese Summen nicht alleine tragbar. Deshalb greifen sie zu Spendenaktionen oder Crowdfunding-Plattformen.
Delfin-Therapie: Hoffnung und Kritik
Delfin-Therapie gehört zu den umstrittensten Formen der tiergestützten Behandlung. Eltern berichten immer wieder von positiven Veränderungen: Kinder mit Autismus oder Entwicklungsstörungen öffnen sich, gewinnen Selbstvertrauen oder verbessern ihre Kommunikationsfähigkeit. Eine Würzburger Studie aus dem Jahr 2006 dokumentierte subjektive Fortschritte bei Kindern im Alter von fünf bis zehn Jahren. Doch wissenschaftlich gesicherte Belege fehlen bis heute. Zudem gibt es ethische Bedenken: Delfine in Gefangenschaft, Stress für die Tiere und dokumentierte Verletzungsfälle.
Frage: Wie viel Geld wurde für die Delfin-Therapie gesammelt?
Die Antwort ist klar: Exakt 13.113 Euro. Diese Summe wurde über den Verein „Harzer Sonnenzwerge“ für Adrian gesammelt. Dass sie plötzlich nicht mehr verfügbar ist, macht den Schock umso größer.
Frage: Ermittelt die Polizei gegen den Verein Harzer Sonnenzwerge?
Ja, die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt. Anzeigen wurden gestellt, und es wird geprüft, ob der Tatbestand der Veruntreuung erfüllt ist. Für den Verein bedeutet dies nicht nur juristischen Druck, sondern auch einen massiven Imageschaden im Harz und darüber hinaus.
Persönliche Geschichten verstärken die Debatte
Eine andere Familie sammelt aktuell über GoFundMe für die 14-jährige Frida, die mit Down-Syndrom und Herzfehler lebt. Ihre Mutter möchte eine Delfin-Therapie auf Curaçao finanzieren. Auch hier wird betont, dass die Therapie helfen soll, Ängste abzubauen und die Sprachentwicklung zu fördern. Solche Einzelschicksale zeigen, warum Eltern trotz Kritik an der Methode große Hoffnungen hegen. Für sie geht es nicht um wissenschaftliche Belege, sondern um die kleine Chance auf einen Fortschritt im Alltag ihrer Kinder.
Die Rolle von sozialen Netzwerken
Die Diskussion um die verschwundenen Spenden hat sich längst in die sozialen Medien verlagert. Auf Instagram erklärten die „Harzer Sonnenzwerge“, dass es 2025 „einige Veränderungen“ geben werde. Auf Facebook veröffentlichte ein anderer Hilfsverein sogar den Vorwurf, dass Spenden veruntreut worden seien, und rief zu direkten Spenden an die betroffene Familie auf. Diese Dynamik macht deutlich, wie schnell sich Meinungen bilden – und wie schwer es für betroffene Vereine wird, die öffentliche Deutungshoheit zurückzugewinnen.
Frage: Wie reagiert der Verein auf die Vorwürfe?
Bislang sehr zurückhaltend. Offiziell verweist der Verein lediglich auf die laufenden Umstrukturierungen und die Notwendigkeit von Transparenz. Ob dies ausreichen wird, um das Vertrauen der Öffentlichkeit im Harz zurückzugewinnen, bleibt ungewiss.
Spendenbereitschaft im Wandel
Der Fall wirft grundsätzliche Fragen auf: Wie können Spendenvereine im Harz und in ganz Deutschland sicherstellen, dass Hilfen tatsächlich bei den Familien ankommen? Der emotionale Appell einzelner Schicksale bleibt ein starkes Motiv, doch Vorfälle wie dieser verstärken die Skepsis. Gleichzeitig zeigt sich eine paradoxe Entwicklung: Während einige Spender aus Enttäuschung ihre Unterstützung zurückziehen, mobilisieren andere in sozialen Netzwerken noch größere Hilfsbereitschaft – allerdings oft gezielt direkt an die betroffenen Familien vorbei.
Ein Fall mit Signalwirkung für den Harz
Der verschwundene Betrag von 13.113 Euro ist nicht nur ein finanzieller Verlust. Er ist ein Symbol für zerstörtes Vertrauen. Im Harz, wo Vereine und Nachbarschaften traditionell stark zusammenhalten, trifft dieser Fall die Gemeinschaft besonders hart. Denn viele Menschen haben gegeben, um zu helfen, nicht um Schlagzeilen über Ermittlungen zu lesen.
Die Mutter von Adrian steht nun mit leeren Händen da, während die Behörden ermitteln. Für sie bedeutet das nicht nur die Enttäuschung, dass eine ersehnte Therapie in weite Ferne gerückt ist, sondern auch die bittere Erkenntnis, dass Hilfsbereitschaft nicht immer da endet, wo sie gebraucht wird. Für die Öffentlichkeit im Harz und darüber hinaus ist dieser Fall ein Weckruf: Vertrauen in gemeinnützige Strukturen ist fragil und muss immer wieder neu erarbeitet werden. Vielleicht liegt in der Aufklärung des Falls die Chance, dass künftig jede Spende wieder dort ankommt, wo sie helfen soll – bei den Kindern und Familien, die es am dringendsten brauchen.