
Ein Blick auf die aktuelle Lage im Harz
Der Harz gilt als eine der beliebtesten Urlaubsregionen in Deutschland. Ob Wanderungen auf den Brocken, Wintertourismus in Braunlage oder Kultur in Quedlinburg – die Vielfalt zieht jährlich Millionen Besucher an. Dennoch berichten Gastronomen und Hoteliers in der Region von zunehmendem Druck. Besonders im ersten Halbjahr 2025 lagen die realen Umsätze der Branche laut DEHOGA rund 15 Prozent unter dem Vorkrisenjahr 2019. Damit setzt sich eine dramatische Entwicklung fort, die seit der Corona-Pandemie kaum Erholung kennt.
Die Folgen sind deutlich: Betriebe müssen Preise erhöhen, gleichzeitig sinkt die Zahlungsbereitschaft der Gäste. Die Frage, die viele Unternehmer stellen, lautet: „Was kann der Gast noch bezahlen?“ Diese Zwickmühle sorgt dafür, dass immer mehr Häuser ums Überleben kämpfen. Im Harz hat das bereits zu spürbaren Konsequenzen geführt: Traditionsbetriebe wie die Marienteichbaude in Bad Harzburg schlossen ihre Türen – „nicht, weil wir es wollen, sondern weil wir keine andere Wahl haben.“
Die Kernprobleme: Kosten, Steuern, Unsicherheit
Mehrere Faktoren belasten das Gastgewerbe im Harz. Zum einen explodieren die Kosten: Energie verteuerte sich in den vergangenen Jahren um bis zu 40 Prozent, Lebensmittelpreise stiegen im Schnitt um 24 Prozent, Personalkosten um mehr als 20 Prozent. Viele Betriebe sehen sich gezwungen, diese Kosten an die Gäste weiterzugeben. Ein Glas Softdrink für 4,60 Euro oder Aufpreise für Kleinigkeiten wie Eiswürfel wirken auf viele Besucher allerdings abschreckend. In sozialen Medien berichten Gäste von abgebrochenen Restaurantbesuchen, weil Preise als nicht mehr verhältnismäßig wahrgenommen wurden.
Ein weiteres Problem ist die Steuerpolitik. Nach Auslaufen der pandemiebedingten Senkung liegt die Mehrwertsteuer auf Speisen wieder bei 19 Prozent. DEHOGA fordert daher dringend eine dauerhafte Rückkehr zum reduzierten Satz von 7 Prozent. Präsident Guido Zöllick betont: „Ein Weiter so darf es nicht geben.“ Ohne Entlastungen drohten weitere Schließungen und ein massiver Verlust an Arbeitsplätzen, gerade auch im Harz, wo das Gastgewerbe ein zentraler Wirtschaftsfaktor ist.
Politische Forderungen des Verbands
- Dauerhafte Senkung der Mehrwertsteuer auf Speisen auf 7 Prozent
- Bürokratieabbau und vereinfachte Dokumentationspflichten
- Flexiblere Arbeitszeitregelungen
- Unterstützung bei steigenden Energie- und Personalkosten
Diese Maßnahmen sollen die Wettbewerbsfähigkeit sichern und Investitionen ermöglichen, die seit Jahren ausbleiben. Besonders in der Wintersaison zeigt sich der Investitionsstau: Schneesicherheit ist nicht mehr garantiert, viele Hotels und Skigebiete zögern daher bei Modernisierungen. Damit geraten zentrale Säulen des Harzer Tourismus ins Wanken.
Regionale Stimmen aus dem Harz
Auch auf regionaler Ebene formiert sich Widerstand. Der Dehoga-Kreisverband Harz macht seit Jahren auf die prekäre Situation aufmerksam. In Goslar, Wernigerode und Braunlage kämpfen Betriebe mit denselben Problemen: steigende Kosten, sinkende Nachfrage und wachsender Personalmangel. Mit der Wahl eines neuen Vorsitzenden, Jochen Borchers, setzt der Verband auf neue Impulse in der lokalen Interessenvertretung. Ziel sei es, die Sichtbarkeit der Probleme in der Politik zu erhöhen und konkrete Hilfen für die Region einzufordern.
Ausbildung und Fachkräfte im Fokus
Eine weitere Herausforderung liegt im Bereich Personal. Rund 97.000 junge Menschen in Deutschland absolvieren derzeit eine Ausbildung im Gastgewerbe, doch die Zahl der Bewerber sinkt kontinuierlich. Im Harz spüren viele Betriebe die Nachwuchsprobleme besonders deutlich. Ausbildungsberufe wie Koch, Restaurantfachkraft oder Hotelfachmann erfordern neben Belastbarkeit auch Fremdsprachenkenntnisse und wirtschaftliches Denken. Die Attraktivität dieser Berufe hat jedoch gelitten, nicht zuletzt durch unsichere Zukunftsaussichten und geringe Verdienstmöglichkeiten. Viele Hotels und Restaurants im Harz kämpfen daher mit offenen Stellen, die kaum noch besetzt werden können.
Frage aus der Praxis: „Welche Leistungen bietet DEHOGA seinen Mitgliedern?“
Mitglieder profitieren von einem breiten Serviceangebot: Rechtsberatung, Energieberatung, Hotelklassifizierung, Betriebsberatung, Digitalisierungschecks sowie Unterstützung bei GEMA-Gebühren. Gerade für kleinere Betriebe im Harz können diese Angebote entscheidend sein, um sich im Wettbewerb zu behaupten.
Digitale Sichtbarkeit als Überlebensfaktor
Ein weiterer Aspekt betrifft die Digitalisierung. Viele Gäste suchen ihre Unterkünfte und Restaurants heute ausschließlich online. Sichtbarkeit in den Suchmaschinen entscheidet daher über Buchungen. DEHOGA rät Betrieben, Google- und Bing-Profile regelmäßig zu pflegen, strukturierte Daten wie FAQs auf Websites zu nutzen und Inhalte gezielt auf Nutzerfragen zuzuschneiden. Im Harz, wo Gäste zunehmend über digitale Kanäle anreisen, ist dieser Faktor essenziell.
Frage: „Welche Tipps gibt DEHOGA zur digitalen Sichtbarkeit von Gastbetrieben?“
Der Verband empfiehlt vor allem aktuelle Inhalte, gut gepflegte Profile und strukturierte Daten. Wer als Hotel oder Restaurant im Harz nicht in den neuen KI-basierten Suchoberflächen sichtbar ist, läuft Gefahr, von Gästen gar nicht erst gefunden zu werden.
Die Perspektive der Gäste
Die Stimmen der Gäste spielen eine zentrale Rolle. In Online-Foren wie Reddit oder Diskussionen in sozialen Medien machen viele Besucher ihrem Unmut über gestiegene Preise Luft. „Clownshow-Preise“ nannten Nutzer Menüaufschläge und Getränke-Kosten. Diese Wahrnehmung ist gefährlich, denn die Gäste entscheiden letztlich, ob die Branche überlebt. Sinkt die Akzeptanz, geraten gerade in touristisch geprägten Regionen wie dem Harz Existenzen ins Wanken.
Langfristige Folgen für den Harz
Das Gastgewerbe ist für den Harz mehr als nur ein Wirtschaftszweig. Es ist Lebensader, Arbeitgeber und Aushängeschild. Sollte der Negativtrend anhalten, drohen strukturelle Verluste: weniger Vielfalt in der Gastronomie, abnehmende Attraktivität für Touristen, Arbeitsplatzabbau. Der Harz würde als Urlaubsregion an Strahlkraft verlieren. Die Warnungen der DEHOGA sind also nicht nur Branchenalarm, sondern betreffen die gesamte Region.
Frage: „Warum warnt DEHOGA vor trüben Perspektiven im Harzer Gastgewerbe?“
Die Antwort ist eindeutig: Wegen der Kombination aus hohen Kosten, Steuerbelastungen, Fachkräftemangel und sinkender Nachfrage. Diese Gemengelage macht die Perspektiven für viele Betriebe unsicher bis düster.
Statistiken und Zahlen im Überblick
Kennzahl | Wert (2025) | Bemerkung |
---|---|---|
Realer Umsatz im Gastgewerbe | -15,1 % im Vergleich zu 2019 | Sechstes Verlustjahr in Folge droht |
Umsatz Mai 2025 | -4,6 % gegenüber Vormonat | Negativer Trend setzt sich fort |
Energiekostensteigerung | +40 % | Seit Beginn der Krise |
Lebensmittelpreise | +24,3 % | Vor allem saisonale Produkte wie Gänse/Enten betroffen |
Personalkosten | +20,8 % | Steigende Mindestlöhne und Personalmangel |
Was jetzt zu tun bleibt
Politische Maßnahmen sind dringend gefragt. Ohne Steuererleichterungen, weniger Bürokratie und gezielte Hilfen wird das Gastgewerbe im Harz weiter schrumpfen. Gleichzeitig sind auch die Betriebe selbst gefordert: Investitionen in Digitalisierung, neue Konzepte wie Lieferdienste oder nachhaltige Angebote und eine Stärkung der Arbeitgeberattraktivität im Wettbewerb um Fachkräfte. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung von Politik, Verbänden und Unternehmern kann der Harz seine Stellung als Tourismusmagnet bewahren.
Frage: „Wie stark sind die Umsätze im Gastgewerbe 2025 im Vergleich zu 2019 zurückgegangen?“
Die Antwort: Rund 15 Prozent. Dieser Wert verdeutlicht die Dimension der Krise und zeigt, dass trotz Touristenströmen die wirtschaftliche Basis nicht stabil ist.
Der Harz steht an einer Weggabelung. Entweder gelingt es, die Branche mit politischen Maßnahmen, innovativen Konzepten und digitaler Sichtbarkeit zu stabilisieren, oder es droht ein nachhaltiger Verlust an Vielfalt und Qualität. Für Gäste und Bewohner gleichermaßen wäre das ein tiefer Einschnitt. Die Schließung traditionsreicher Häuser zeigt, dass die Warnungen des Verbands ernst zu nehmen sind. Damit der Harz auch künftig als lebendige Urlaubsregion glänzt, braucht es jetzt entschlossenes Handeln.