
Ein nachhaltiges Mobilitätskonzept im Wandel
Im Jahr 2022 gestartet, verfolgte die Ein-Harz-Initiative das Ziel, mithilfe eines modernen E-Car-Sharing-Angebots mehr Klimafreundlichkeit und Mobilitätsvielfalt in den ländlichen Raum zu bringen. Mit einer anfänglichen Flotte von zwölf Fahrzeugen an zentralen Punkten in der Harzregion sowie im Eichsfeld gelang der Aufbau eines dezentralen Systems, das Touristen, Einheimische und Pendler gleichermaßen ansprechen sollte.
Bereits zu Beginn war das Projekt auf mehrere Schultern verteilt. Über zehn Partner – darunter Energieversorger, Stadtwerke und Kommunen – engagierten sich gemeinsam für die Umsetzung. Die Vision war groß: ein flächendeckendes Netz von Mobilitätsstationen mit bequemer Buchung über App und Website.
Reduzierung der Partnerstruktur – Warum weniger manchmal mehr ist
Im Jahr 2025 ist klar: Einige der ursprünglichen Partner haben sich aus dem Projekt zurückgezogen. Die Gründe sind vielschichtig – von finanziellen Herausforderungen über zu geringe Auslastung bis hin zu strukturellen Fragen. Doch der Rückzug bedeutet nicht das Ende. Vielmehr haben die verbleibenden Akteure beschlossen, das Projekt strategisch zu verschlanken und es bis 2028 fortzusetzen.
Aktuell tragen u. a. die Harz-Energie, die Stadtwerke Wernigerode, Regio-Mobil Deutschland und die Stadtbus Goslar GmbH das Projekt. Sie setzen auf optimierte Standorte, verbesserte Nutzerkommunikation und eine klare Zielgruppenausrichtung. Der technische Betrieb erfolgt über die Plattform sharing.einharz.de, die ein einfaches Buchungssystem anbietet – nutzbar per Smartphone oder Browser.
Vielfalt der Nutzung – Drei Nutzergruppen im Fokus
Die Ein-Harz-Initiative richtet sich gezielt an drei zentrale Zielgruppen:
- Einheimische: Für alltägliche Erledigungen, Arztbesuche oder Sportfahrten.
- Unternehmen: Für Mitarbeitermobilität oder als Ergänzung zum Firmenfuhrpark.
- Touristen: Für Tagesausflüge oder Wochenendtrips, z. B. ins Brocken-Gebiet.
Die Preisgestaltung ist dabei transparent: Es fallen Kosten pro Kilometer und Zeit an, versteckte Gebühren gibt es nicht. Fahrzeuge wie VW ID.3, Peugeot e-208 oder Hyundai Kona gehören zur Flotte. Eine flexible Rückgabe wird geschätzt – auch mit geringem Batteriestand, wie es Nutzer aus Social-Media-Diskussionen hervorheben.
Beispiele aus der Region – Erfolg trotz kleiner Flotte
Ein konkreter Blick auf Goslar zeigt: Mit fünf Fahrzeugen wurden im Premierenjahr knapp 84.000 Kilometer zurückgelegt. 174 registrierte Nutzer verzeichnete das System dort. Buchungen dauerten im Schnitt drei bis vier Stunden, was auf eine Mischung aus Alltagsnutzung und Freizeitplanung hindeutet.
Weitere Stationen befinden sich in Seesen, Wernigerode, Halberstadt und Aschersleben. Besonders positiv hervorzuheben ist die enge Kooperation mit der Hochschule Harz, die 2023 am Campus Wernigerode eine eigene Station einrichtete. Studierende können die Fahrzeuge unkompliziert nutzen – ein Vorbild für Bildungsstandorte in ländlichen Regionen.
Herausforderungen im ländlichen Raum
Während Carsharing in Großstädten längst etabliert ist, zeigen Studien: Im ländlichen Raum existieren teils strukturelle Hürden. Laut dem Umweltbundesamt fehlt es oft an digitaler Kompetenz, geschlechtsspezifisch zugeschnittenen Angeboten und ausreichender Ladeinfrastruktur. Insbesondere Frauen nutzen Carsharing laut einer UBA-Studie deutlich seltener, da Alltagsbedarfe wie Kindertransport, Einkauf und Pflegeverantwortung mit den Modellen oft schwer kombinierbar sind.
Die Ein-Harz-Initiative versucht hier gegenzusteuern, etwa mit einfacher Buchung, klaren Preisstrukturen und Fahrzeugtypen, die auch Familien Platz bieten. Dennoch bleibt der Bedarf an struktureller Weiterentwicklung und gesellschaftlicher Akzeptanz hoch.
Rückblick auf die Ursprungsvision
Ursprünglich war das Projekt deutlich größer geplant. Eine von Intrasol initiierte Studie sah bis zu 70 Mobilitätsstationen vor – über die Ländergrenzen von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hinweg. Dabei waren auch One-Way-Modelle angedacht, mit denen man Fahrzeuge an einem Ort mieten und an einem anderen abgeben kann – ähnlich wie bei urbanen Sharing-Systemen.
Diese Vision wurde bislang nicht vollständig umgesetzt, was unter anderem an Ressourcen, Partnerdynamik und regionalen Gegebenheiten liegt. Dennoch bleibt der Gedanke präsent – ein Harz, eine Mobilität.
Begleitende Kultur: Ivana Akotowaa Ofori und der Dialog über Mobilität
In einen kulturellen Rahmen eingebettet ist auch die Lesung der ghanaischen Autorin Ivana Akotowaa Ofori, die im Juli 2025 im Rahmen eines deutsch-ghanaischen Vernetzungstreffens stattfindet. Die Autorin stellt ihre neue Novelle „Das Jahr der Rückkehr“ vor und spricht über Themen wie Heimat, Umwelt und individuelle Verantwortung. Der Kontext der Lesung unterstreicht, wie eng Mobilität und Kultur im Sinne nachhaltiger Entwicklung verknüpft sind.
Warum E-Car-Sharing Zukunft hat
Studien aus den USA und Deutschland belegen: Ein Carsharing-Fahrzeug ersetzt im Schnitt bis zu 15 private Autos. Der CO₂-Ausstoß sinkt um rund 40 % im Vergleich zu Verbrennern. Gerade in strukturschwachen Regionen bietet dieses Modell enormes Potenzial, nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch und sozial.
Vorteile auf einen Blick
Vorteil | Beschreibung |
---|---|
Umweltfreundlich | Keine Emissionen im Fahrbetrieb, Nutzung regenerativer Stromquellen möglich |
Platzsparend | Weniger Autos nötig – entlastet Parkraum |
Sozial | Gemeinschaftsnutzung senkt Kosten und fördert Nachbarschaft |
Digital | Einfache Buchung per App oder Web, transparente Kostenstruktur |
Häufig gestellte Fragen zum Thema E-Car-Sharing im Harz
Wie kann ich ein E-Car im Harz buchen?
Die Buchung erfolgt über die Plattform sharing.einharz.de. Nach Registrierung können Nutzer über App oder Webinterface Fahrzeuge buchen.
Welche Orte sind derzeit an das System angeschlossen?
Aktive Stationen finden sich aktuell in Goslar, Seesen, Wernigerode, Halberstadt und Aschersleben. Weitere Standorte könnten je nach Bedarf wieder aktiviert oder neu geschaffen werden.
Was passiert, wenn das Fahrzeug leer zurückgegeben wird?
Nutzer schätzen laut Erfahrungsberichten, dass eine Rückgabe auch bei geringem Batteriestand möglich ist – ähnlich wie bei Mietwagenangeboten großer Anbieter.
Wer finanziert das Projekt?
Finanziert wird das Projekt durch die beteiligten Partner wie Harz-Energie, Stadtwerke und kommunale Träger – ergänzt durch Fördermittel im Rahmen von Bundesprogrammen zur ländlichen Mobilität.
Kleine Flotte, große Wirkung
Die Ein-Harz-Initiative beweist, dass nachhaltige Mobilitätskonzepte auch außerhalb urbaner Zentren funktionieren können – wenn sie mit lokaler Expertise, technischer Klarheit und kultureller Offenheit verknüpft sind. Trotz kleinerer Partnerzahl zeigt das Projekt, dass der Weg in eine klimafreundliche Mobilitätszukunft nicht auf Großstädte beschränkt bleiben muss.
Es bleibt spannend, wie sich die Initiative bis 2028 weiterentwickelt – und ob sie vielleicht sogar zur Blaupause für andere Regionen wird.