
Goslar. Zwischen Fachwerkcharme und Harzer Herbstluft lädt die Stadtbibliothek Goslar junge Erwachsene zu einem besonderen Abend ein: „Books & Tea“. Hier treffen sich Menschen zwischen Mitte 20 und Mitte 30, um bei Tee, Gebäck und inspirierenden Gesprächen in die Welt der Bücher einzutauchen. Das Format verbindet Literatur, Gemeinschaft und ein wachsendes Interesse an moderner New-Adult-Literatur – mitten im Herzen des Harzes.
Ein Ort der Begegnung für junge Leser im Harz
Mit der Veranstaltungsreihe „Books & Tea“ hat die Stadtbibliothek Goslar einen Nerv getroffen. Das Konzept ist ebenso einfach wie wirkungsvoll: Junge Erwachsene treffen sich regelmäßig, um gemeinsam über ein zuvor ausgewähltes Buch zu sprechen. Im Mittelpunkt stehen dabei Werke aus dem Genre New Adult – also Geschichten, die sich mit den Lebensphasen junger Erwachsener zwischen Ausbildung, erster Liebe, Selbstfindung und den Herausforderungen des Erwachsenwerdens beschäftigen.
Der nächste Lesetreff findet am 5. November 2025 um 17:30 Uhr im Kulturmarktplatz Goslar (KUMA) statt. Im Mittelpunkt steht diesmal der Roman „Die Wortweberin – Schall und Schein“ von Elvira Zeißler. Teilnehmende können das Buch in der Stadtbibliothek oder über die digitale Onleihe ausleihen. Die Veranstaltung ist kostenfrei – eine Anmeldung wird empfohlen, ist aber keine Voraussetzung. Auch spontane Besucherinnen und Besucher sind herzlich willkommen.
Atmosphäre und Ablauf des Lesetreffs
Wer den Kulturmarktplatz im Harz betritt, wird nicht von akademischer Strenge, sondern von gemütlicher Offenheit empfangen. Bei Tee und Keksen entsteht ein Raum, in dem sich Literatur mit Geselligkeit verbindet. Die Treffen dauern in der Regel rund zwei Stunden. Ein Bibliotheksteammitglied führt in das Buch ein, danach beginnt die offene Diskussion. Dabei gibt es kein Richtig oder Falsch – jede Meinung zählt, jede Interpretation ist willkommen.
Eine häufig gestellte Frage lautet: Wie viel Zeit sollte man für das Buch vor dem Treffen einplanen? Die Organisatoren empfehlen, etwa zwei bis drei Wochen vorher mit dem Lesen zu beginnen, um sich entspannt mit Handlung, Charakteren und Themen vertraut zu machen.
Warum Buchclubs im Harz wieder im Trend liegen
In Zeiten, in denen soziale Medien oft im Mittelpunkt der Freizeitgestaltung stehen, erlebt der klassische Buchclub eine überraschende Renaissance – gerade im Harz. Formate wie „Books & Tea“ greifen dieses Bedürfnis nach persönlichem Austausch und kultureller Tiefe auf. Laut einer aktuellen Studie des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels sind Bibliotheken für junge Menschen nach wie vor wichtige Treffpunkte, um Bücher zu entdecken und neue Genres kennenzulernen.
Gleichzeitig prägt Social Media, insbesondere BookTok auf TikTok, das Leseverhalten junger Menschen erheblich. Über 25 Millionen Bücher wurden 2024 allein in Deutschland mit dem Hashtag #BookTok verkauft – ein Rekordwert. Diese Plattformen schaffen Aufmerksamkeit für Literatur, die junge Erwachsene direkt anspricht, und führen oft dazu, dass sich Online-Communities im echten Leben zu Lesekreisen wie „Books & Tea“ zusammenfinden.
Die Rolle des New-Adult-Genres
New-Adult-Literatur ist ein vergleichsweise junges Segment im Buchmarkt. Seit etwa 2016 verzeichnet das Genre wachsende Beliebtheit, besonders unter Leserinnen zwischen 18 und 35 Jahren. Im Unterschied zu Jugendromanen beschäftigen sich New-Adult-Titel mit emotionaler Reife, Beziehungen und gesellschaftlichen Fragen des Erwachsenwerdens. Sie thematisieren Selbstfindung, Freundschaft und Liebe – oft in Verbindung mit Fantasy-Elementen oder realistischen Alltagskonflikten.
Der Erfolg dieser Romane beruht, wie Studien zeigen, auf einer starken emotionalen Bindung: Viele Leserinnen und Leser identifizieren sich mit den Figuren und begleiten sie über ganze Reihen hinweg. Auch bei „Books & Tea“ in Goslar steht diese emotionale Nähe im Mittelpunkt. „Wir möchten, dass sich jeder in den Geschichten wiederfindet“, sagt eine Mitarbeiterin der Stadtbibliothek. „Das ist kein Literaturkurs, sondern ein Abend unter Gleichgesinnten.“
Was die Teilnehmenden erwarten können
Bei jedem Treffen wird ein neues Buch vorgestellt, das zuvor von den Teilnehmern ausgewählt oder vom Bibliotheksteam vorgeschlagen wird. Die Themen sind vielseitig – von magischen Abenteuern über romantische Dramen bis hin zu realistischen Alltagsgeschichten. Typische Fragen, die während der Treffen diskutiert werden, sind:
- Welche Botschaft vermittelt die Autorin?
- Wie glaubwürdig sind die Charaktere?
- Was bleibt nach dem Lesen im Gedächtnis?
Diese lebendige Diskussionskultur macht „Books & Tea“ zu mehr als nur einem Buchclub – es ist ein sozialer Treffpunkt, der den Harz literarisch bereichert. Besonders die offene Atmosphäre trägt dazu bei, dass sich auch Neulinge schnell wohlfühlen. Viele Teilnehmer kommen nicht nur wegen der Bücher, sondern auch wegen der Gemeinschaft.
Lesen zwischen Freizeit und Gemeinschaftserlebnis
In Foren und sozialen Netzwerken berichten Nutzerinnen und Nutzer regelmäßig von ihren Erfahrungen in Buchclubs. Auf Reddit etwa beschreiben einige Mitglieder Buchclubs als inspirierend, andere empfinden den Zeitdruck als Herausforderung: „They give reading more sense or feel like homework“, schreibt ein Nutzer. Diese Zwiegespaltenheit spiegelt sich auch in der Harzer Veranstaltung wider – wer möchte, kann sich aktiv einbringen, aber es gibt keinen Druck, immer perfekt vorbereitet zu sein.
Andere Buchclubs, wie der offene Online-Lesekreis „Stillen & Tragen“, setzen auf maximale Flexibilität: Es muss nicht jedes Buch gelesen werden, und niemand ist verpflichtet, regelmäßig teilzunehmen. Diese Idee eines zwanglosen, inklusiven Austauschs findet sich auch in Goslar wieder. Dort lautet das Motto: „Mitmachen, wenn man Lust hat.“
Neue Impulse für die Lesekultur im Harz
Der Harz hat in den letzten Jahren zunehmend kulturelle Angebote entwickelt, die lokale Gemeinschaft und moderne Lebensstile verbinden. Veranstaltungen wie „Books & Tea“ zeigen, dass Literatur nicht elitär, sondern alltagstauglich sein kann. Gerade junge Erwachsene, die häufig zwischen Beruf, Studium und digitaler Dauerpräsenz jonglieren, finden hier eine entschleunigte Alternative.
Das Veranstaltungsformat fördert damit nicht nur die Lesekultur, sondern stärkt auch das soziale Gefüge der Region. Indem sich Menschen über Geschichten austauschen, entsteht ein Gefühl von Zugehörigkeit – ein Aspekt, der in ländlichen Regionen wie dem Harz besonders geschätzt wird.
Wie Buchclubs das Leseverhalten verändern
Die Studie „Bock auf Buch!“ zeigt, dass junge Erwachsene Bücher zunehmend über Empfehlungen und Social Media entdecken, diese aber weiterhin bevorzugt in Printform lesen. Trotz Digitalisierung bleibt das physische Buch beliebt – es vermittelt Beständigkeit und Ruhe. „Books & Tea“ nutzt diesen Trend gezielt: Indem die Stadtbibliothek sowohl physische Bücher als auch digitale Leihmöglichkeiten über die Onleihe anbietet, spricht sie eine breite Zielgruppe an.
Ein weiterer Vorteil liegt im sozialen Aspekt: Buchclubs fördern die Kontinuität im Lesen. Wer weiß, dass in zwei Wochen eine Diskussion ansteht, greift eher wieder zum Buch als zur Streaming-App. Damit wird Literatur zu einem festen Bestandteil des Alltags.
Tipps für Interessierte im Harz
So funktioniert die Teilnahme
Interessierte müssen sich nicht zwingend anmelden. Eine kurze E-Mail an die Stadtbibliothek oder ein spontanes Vorbeischauen genügt. Wichtig ist nur: Das Buch sollte möglichst vorab gelesen werden, um aktiv mitdiskutieren zu können. Wer das erste Mal dabei ist, wird herzlich begrüßt und bekommt auf Wunsch eine kurze Einführung.
Empfohlene Vorbereitung
Viele Teilnehmende bereiten sich vor, indem sie während des Lesens kurze Notizen machen – Lieblingsstellen, Fragen zur Handlung oder Gedanken zu den Figuren. Diese werden dann in der Runde besprochen. So entsteht ein Dialog, der über bloße Buchbesprechung hinausgeht.
Typische Fragen zum Format
- Muss ich mich anmelden? – Nein, aber es hilft bei der Planung.
- Wie lange dauert ein Treffen? – Meist etwa zwei Stunden.
- Welches Buch wird aktuell gelesen? – „Die Wortweberin – Schall und Schein“ von Elvira Zeißler.
- Was erwartet mich? – Tee, Kekse, Literatur und nette Gespräche.
Warum der Harz ideale Bedingungen für Lesekultur bietet
Die Region Harz bietet mit ihren historischen Städten, kulturellen Einrichtungen und aktiven Bibliotheken ein ideales Umfeld für Lesetreffs. Goslar, Clausthal-Zellerfeld und Wernigerode fördern kulturelle Projekte, die Gemeinschaft stärken. Gerade jüngere Menschen, die neu in die Region ziehen, finden über solche Veranstaltungen schnell Anschluss.
Ein wachsendes Netzwerk von Lesebegeisterten
„Books & Tea“ könnte zum Vorbild für andere Städte im Harz werden. Der Erfolg des Formats zeigt, dass junge Erwachsene Lust auf Lesekultur haben – wenn sie in einer modernen, ungezwungenen Atmosphäre stattfindet. Viele Teilnehmende berichten, dass sie durch den Club Bücher entdeckt haben, die sie sonst nie gelesen hätten. Auch Freundschaften entstehen dabei oft ganz nebenbei.
Fazit: Warum „Books & Tea“ im Harz mehr ist als ein Buchclub
„Books & Tea“ ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Literatur Menschen verbinden kann. Der Club schafft es, die Begeisterung für Bücher mit sozialem Austausch zu kombinieren – ein Konzept, das im Harz neue Maßstäbe setzt. Während soziale Medien kurzfristige Trends fördern, bietet ein Abend in der Stadtbibliothek Goslar Beständigkeit, Gespräch und Gemeinschaft. Für viele junge Erwachsene wird so das Lesen wieder zu dem, was es sein sollte: ein Erlebnis, das verbindet.
In einer Zeit, in der digitale Reize dominieren, beweist Goslar, dass das analoge Miteinander nichts von seiner Faszination verloren hat. „Books & Tea“ steht sinnbildlich für eine neue Generation von Lesern im Harz – offen, kreativ und bereit, Geschichten nicht nur zu lesen, sondern gemeinsam zu erleben.