Goslar

Zukunft des KaiserPfalzQuartiers in Goslar: Stadt informiert über neue Pläne im Harz

Goslar. Im Herzen des Harzes steht das KaiserPfalzQuartier erneut im Zentrum öffentlicher Diskussionen. Nach dem überraschenden Rückzug des Investors Hans-Joachim Tessner stellt die Stadt Goslar nun ihre Strategie für die kommenden Jahre vor. Bürgerinnen und Bürger erwarten Antworten, wie es mit einem der bedeutendsten städtebaulichen Projekte der Region weitergeht.

Ein Projekt mit Symbolcharakter für den Harz

Das KaiserPfalzQuartier gilt seit Jahren als Schlüsselprojekt für die Stadtentwicklung in Goslar. Mitten im Harz gelegen, zwischen der UNESCO-Welterbestätte Kaiserpfalz und der Wallstraße, soll ein neues Ensemble entstehen, das die historische Stadtstruktur mit modernen Funktionen verbindet. Geplant waren eine Stadthalle, ein Tagungshotel, großzügige Grünanlagen und attraktive öffentliche Räume. Die Fläche von rund 29.300 Quadratmetern stellt eine der größten innerstädtischen Entwicklungsflächen der Region dar.

Die Erwartungen sind hoch: Nicht nur Einheimische, sondern auch Gäste aus dem gesamten Harz und darüber hinaus sollen profitieren. Für den Tourismus, die Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben der Stadt könnte das Projekt einen wichtigen Impuls setzen.

Rückzug des Investors – ein Einschnitt für Goslar

Im August 2025 verkündete Hans-Joachim Tessner, Hauptinvestor des Projekts, überraschend seinen Rückzug. Diese Entscheidung löste in Goslar und im gesamten Harz großes Aufsehen aus. Die Pläne für Hotel und Stadthalle standen plötzlich infrage, und viele Bürger stellten sich die Frage: Wie geht es weiter?

Die Stadtverwaltung reagierte schnell. Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner sprach von einem „schmerzlichen Einschnitt“ und stellte klar, dass man trotz dieser Zäsur am Projekt festhalten werde. Tessner selbst kündigte an, weiterhin finanzielle Unterstützung in Millionenhöhe bereitzustellen, auch wenn er nicht mehr die Leitung übernimmt. Diese Zusage gibt der Stadt kurzfristig Spielraum, birgt aber auch Unsicherheiten, wie und in welchem Umfang die Mittel eingesetzt werden können.

Bürgerentscheid und politische Einordnung

Ein Blick zurück verdeutlicht, warum das KaiserPfalzQuartier so emotional diskutiert wird. Bereits im April 2024 fand ein Bürgerentscheid statt. Mit einer Mehrheit von 54 Prozent stimmten die Bürgerinnen und Bürger für die finanzielle Beteiligung der Stadt am Bau der Stadthalle und des Tagungshotels. Damit wurde eine klare Legitimation geschaffen, die Projekte trotz hoher Kosten von rund 17 Millionen Euro für die Stadtkasse voranzutreiben.

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Der Rückzug Tessners stellt diese Entscheidung zwar nicht in Frage, sorgt jedoch dafür, dass die Stadt neue Partner suchen muss. Verwaltung und Ratsfraktionen signalisierten Einigkeit darüber, das Projekt nicht aufzugeben, sondern mit alternativen Konzepten fortzuführen. Diskutiert wird ein modularer Ausbau, der schrittweise und mit stärkerer Nutzung von Städtebauförderung umgesetzt werden könnte.

Bürgerinformation im September

Um die Öffentlichkeit einzubinden, lädt die Stadt Goslar am 18. September in die Rathausdiele ein. Bei dieser Veranstaltung werden Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und Erster Stadtrat Dirk Becker über den aktuellen Stand und die nächsten Schritte informieren. Erwartet werden Antworten zu Förderprogrammen, möglichen Alternativen für zentrale Bausteine und zum künftigen Zeitplan.

Einige Bürger fragen bereits: „Wie weit ist der Zeitplan für das KaiserPfalzQuartier Goslar konkret, und wann ist mit der Eröffnung zu rechnen?“ Nach bisheriger Planung könnte die Inbetriebnahme von Hotel und Stadthalle zur Mitte des Jahres 2029 erfolgen. Ob dieser Termin nach dem Investor-Rückzug gehalten werden kann, ist jedoch unklar.

Förderprogramme und Finanzierung

Trotz der Unsicherheiten laufen zwei Städtebauförderprogramme weiter, die unabhängig von den Investorplänen aufgesetzt wurden. Dazu gehört unter anderem die Sanierung der Grünanlagen rund um die Kaiserpfalz. Diese Maßnahmen sichern nicht nur Fördermittel, sondern tragen auch zur Aufwertung des UNESCO-Welterbes bei.

Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf rund 70 Millionen Euro. Davon nimmt die Stadthalle eine zentrale Rolle ein. Ohne ihre Realisierung könnte das gesamte Vorhaben ins Wanken geraten. Die finanzielle Beteiligung der Stadt bleibt ein zentrales Diskussionsthema, zumal die Rücklagen im Harz durch andere Infrastrukturprojekte stark beansprucht werden.

Kritik von Umwelt- und Denkmalschutzverbänden

Kontroversen begleiten das Projekt seit Beginn. World Heritage Watch sprach sogar von einem „Angriff auf das Welterbe“. Der Verband kritisierte die geplante Architektur mit Flachdächern und Schießschartenfenstern, die nicht zur historischen Umgebung passen würden. Stattdessen forderte man eine ortsbezogene Gestaltung, die kulturelle Funktionen wie Museen oder Ausstellungsflächen stärker betont. Auch in lokalen Foren wird über Park- und Verkehrslösungen sowie die Einbindung in das Stadtbild diskutiert.

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In sozialen Medien äußern Bürger zudem die Sorge, dass Förderfristen verfallen könnten, wenn das Projekt nicht zügig voranschreitet. Andere wiederum wünschen sich eine abgespeckte Variante, die sich stärker an den Bedürfnissen der Stadtgesellschaft orientiert.

Gestaltung und städtebauliche Leitlinien

Der städtebauliche Wettbewerb, den das Büro Auer + Weber gewonnen hat, lieferte bereits detaillierte Leitlinien. Geplant sind drei Baukörper, die die historischen Kasernenhöhen respektieren und Blickbeziehungen zur Kaiserpfalz bewahren. Der Entwurf betont eine Mischung aus Gastronomie, öffentlicher Nutzung und attraktiven Grünflächen. Die Einbindung des Stiftsgartens gilt als besonders wichtig, um den Charakter der Anlage zu bewahren und zugleich neue Aufenthaltsqualitäten zu schaffen.

Architektur- und Stadtbildforen im Harz diskutieren lebhaft über diese Pläne. Manche wünschen sich weniger „moderne Klötze“ und mehr historisierende Elemente, andere sehen gerade in der Kombination aus alter und neuer Architektur einen zukunftsweisenden Ansatz.

Bürgerinitiativen und öffentliche Stimmen

Die Initiative „proKaiserPfalzQuartier“ setzt sich klar für die Umsetzung des Projekts ein. Sie betont den Mehrwert für Tourismus, Handel und Wirtschaft. „Im Herzen der Stadt dürfen nicht länger nur Parkplätze dominieren“, heißt es in Stellungnahmen der Initiative. Stattdessen solle ein lebendiger Raum entstehen, der Vergangenheit und Zukunft verbindet.

Auf der anderen Seite äußern Gegner Bedenken, dass ein großes Hotel neben der Kaiserpfalz die historische Wirkung des Ensembles beeinträchtigen könnte. Diese Gegensätze machen deutlich, wie stark das Projekt die Stadtgesellschaft bewegt.

Fragen aus der Bevölkerung

Im Zusammenhang mit dem KaiserPfalzQuartier tauchen regelmäßig konkrete Fragen auf, die das Interesse der Bürger widerspiegeln:

  • Welche Entscheidungsmöglichkeiten haben die Bürger beim Pfalzquartier-Bürgerentscheid?
    Die Abstimmung im April 2024 drehte sich um die städtische Finanzierung der Stadthalle. Eine Mehrheit sprach sich dafür aus.
  • Warum kritisiert World Heritage Watch das KaiserPfalzQuartier als Bedrohung für das Welterbe?
    Vor allem architektonische Elemente wie Flachdächer wurden bemängelt. Zudem fordert man mehr kulturelle Nutzung.
  • Welche städtebaulichen Leitlinien gibt es für das Quartier?
    Der Entwurf von Auer + Weber sieht Baukörper mit Rücksicht auf historische Strukturen, Blickachsen und Grünflächen vor.
  • Welche Ziele verfolgt die Initiative „proKaiserPfalzQuartier“?
    Sie möchte das Quartier als Impuls für Tourismus und Wirtschaft entwickeln und Parkflächen durch neue Nutzungen ersetzen.
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Bedeutung für den Harz

Das KaiserPfalzQuartier ist weit mehr als ein lokales Bauprojekt. Für die gesamte Region Harz könnte es ein Aushängeschild werden. Ein modernes Tagungshotel und eine neue Stadthalle würden die Möglichkeiten für Kongresse, kulturelle Veranstaltungen und Tourismusangebote erheblich erweitern. Die Nähe zur Kaiserpfalz als UNESCO-Welterbestätte verstärkt die Strahlkraft zusätzlich.

Gleichzeitig ist das Projekt ein Beispiel für den Umgang mit historischen Städten im Harz, die sich zwischen Bewahrung und moderner Entwicklung bewegen. Der Diskurs zeigt, wie sensibel die Balance zwischen Tradition und Fortschritt ist.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Bis zum Bürgerinfo-Termin im September erwartet die Bevölkerung konkrete Aussagen zur Finanzierung, zum Zeitplan und zu den nächsten Schritten. Auch die Suche nach neuen Partnern dürfte weiter an Fahrt aufnehmen. Sollte es gelingen, die modularen Förderstränge geschickt zu nutzen, könnte das Projekt trotz aller Rückschläge erfolgreich realisiert werden.

Im Harz ist die Aufmerksamkeit groß: Bürger, Touristen, Kulturinteressierte und Wirtschaftsbeteiligte blicken gespannt nach Goslar. Das KaiserPfalzQuartier ist nicht nur ein Bauprojekt – es ist ein Symbol dafür, wie der Harz seine Geschichte bewahren und zugleich eine zukunftsorientierte Entwicklung gestalten kann.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.