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Harz | Harzer Schmalspurbahnen: Besucherrekord 2024 – dennoch 5,6 Millionen Euro Defizit

Die Harzer Schmalspurbahnen (HSB) verzeichneten im Jahr 2024 einen neuen Besucherrekord mit über einer Million Fahrgästen. Trotz dieses Erfolgs musste das Unternehmen ein Defizit von 5,6 Millionen Euro hinnehmen. Die Hauptursachen hierfür liegen in drastisch gestiegenen Instandhaltungs- und Betriebskosten.

Dirk Bahnsen, Sprecher der HSB, erläuterte gegenüber der Presse:

„Hauptkostentreiber sind die Instandhaltungskosten. Da haben wir im Fahrzeugbereich schon Kostensteigerungen von fast 300 Prozent im Einzelfall. Wir haben bei dem Thema Gleisbau Kostensteigerungen von fast 200 Prozent.“

Die Brockenbahn, die von Wernigerode auf das 1.141 Meter hohe Brockenplateau führt, bleibt die ertragreichste Strecke und generiert etwa 75 Prozent der Einnahmen. Dennoch reichen diese Einnahmen nicht aus, um die gestiegenen Kosten zu decken.

Um das Defizit auszugleichen, haben die Länder Sachsen-Anhalt und Thüringen finanzielle Unterstützung zugesagt. Sachsen-Anhalt plant, die Mittel für 2024 um rund 4,4 Millionen Euro und für 2025 um etwa 3,7 Millionen Euro aufzustocken. Diese Unterstützung ist jedoch an die Bedingung geknüpft, dass auch die neun kommunalen Gesellschafter, darunter die Landkreise Harz und Nordhausen sowie Städte wie Wernigerode und Quedlinburg, ihren Beitrag erhöhen. Insgesamt sollen sie jährlich zusätzlich 650.000 Euro aufbringen.

Die gestiegenen Kosten haben auch Auswirkungen auf die Fahrgäste. Seit dem 1. März 2025 kostet eine einfache Fahrt zum Brocken 38 Euro, eine Hin- und Rückfahrt 57 Euro. Diese Preiserhöhungen sollen helfen, die finanzielle Lage zu stabilisieren.

Trotz der finanziellen Herausforderungen plant die HSB, ihr Streckennetz zu erweitern. Geplant sind neue Verbindungen zur Westernstadt Pullman City in Hasselfelde und nach Braunlage, einem wichtigen Urlaubsort im Harz. Diese Erweiterungen sollen nicht nur den Tourismus fördern, sondern auch eine umweltfreundliche Alternative zum Individualverkehr bieten. „Wir bauen keine Museumsstrecke, sondern es soll eine Alternative zum Straßenverkehr sein“, betonte Bahnsen.

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Modernisierung der historischen Flotte

Ein weiterer Kostenfaktor, der das Defizit verstärkt hat, ist die Modernisierung der historischen Lokomotiven und Waggons. Viele Fahrzeuge stammen noch aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und müssen regelmäßig aufwendig überholt werden. Die Ersatzteilbeschaffung ist schwierig, da viele Bauteile nicht mehr industriell gefertigt werden. Die HSB betreibt deshalb eigene Werkstätten, in denen Teile manuell nachgebaut werden – ein zeit- und kostenintensiver Prozess, der langfristig aber die betriebliche Sicherheit gewährleistet.

Neue Mobilitätskonzepte im ländlichen Raum

Im Rahmen der Streckenausweitung setzt die HSB auch auf innovative Mobilitätslösungen für den ländlichen Raum. In Zusammenarbeit mit Kommunen und Tourismusverbänden wird diskutiert, wie die Schmalspurbahn in ein multimodales Verkehrskonzept integriert werden kann. Ziel ist es, Urlauber mit öffentlichen Verkehrsmitteln direkt an touristische Ziele wie Nationalparks oder Erholungsorte zu bringen. Damit könnte die HSB nicht nur zur CO₂-Reduktion beitragen, sondern auch eine Vorreiterrolle bei der klimafreundlichen Mobilitätswende in Mittelgebirgsregionen einnehmen.

Wirtschaftliche Perspektiven und Zukunftskonzept

Um langfristig tragfähig zu bleiben, arbeitet die HSB derzeit an einem umfassenden Zukunftskonzept 2030. Dieses soll im Sommer 2025 vorgestellt werden und konkrete Maßnahmen zur Kostensenkung, Erhöhung der Einnahmen und Verbesserung der Energieeffizienz beinhalten. Geprüft werden unter anderem Hybrid-Antriebssysteme für die Dampfloks, digitale Ticketlösungen und saisonale Sonderfahrpläne. Ziel ist es, die HSB als moderne touristische Infrastruktur mit historischem Flair zukunftssicher zu positionieren – und gleichzeitig Arbeitsplätze in der Region zu erhalten.

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.