
Im Südharzer Ort Wieda steht die Gemeinde vor einer ungewöhnlichen Herausforderung: Eine anhaltende Wildschweinplage bedroht nicht nur Gärten und öffentliche Anlagen, sondern auch die Sicherheit der Anwohner. Besonders das dicht bewachsene Gebiet des „Schulhölzchens“ hat sich zu einem idealen Rückzugsort für die Tiere entwickelt. Von dort aus dringen die Wildschweine regelmäßig in den angrenzenden Kurpark und auf private Grundstücke vor, wo sie erhebliche Schäden verursachen.
Einsatz von Kaltblutpferden als ökologische Lösung
Um dieser Situation Herr zu werden, hat der Verein zur Erhaltung von Natur und Kultur (VNK) Südharz eine innovative Strategie entwickelt: den Einsatz von Kaltblutpferden zur traditionellen Holzrückung. Durch das Entfernen von Bäumen und Sträuchern sollen die Verstecke der Wildschweine beseitigt und so deren Aufenthaltsorte unattraktiv gemacht werden. „Wir möchten an diesem Tag zeigen, wie ohne Maschinenkraft Pferde Holz aus schwierigem Gelände bergen“, erklärt VNK-Vorsitzender Jörg Köttner.
Schaurücken als öffentliches Event mit Bildung und Erlebnis
Am kommenden Samstag, dem 10. Mai, lädt der VNK Südharz ab 10 Uhr zum Schaurücken ein. Interessierte können live miterleben, wie die Pferdegespanne unter der Leitung des erfahrenen Forstunternehmers Uwe Walter aus Benneckenstein und seines Kollegen Matthias Buchmann das Holz aus dem schwer zugänglichen Gelände transportieren. Beide sind Mitglieder der Interessengemeinschaft für Zugpferde (IGZ). „Die Arbeit mit Zugpferden ist eine umweltfreundliche Option in der Biotoppflege und wird eventuell auch für die Forstwirtschaft wieder interessant werden“, betont Köttner.
Rahmenprogramm für Familien und Naturinteressierte
Neben der Demonstration der traditionellen Forstarbeit erwartet die Besucher ein vielfältiges Rahmenprogramm. Für Kinder werden Aktivitäten wie Reiten auf Kleinpferden und Bogenschießen angeboten. Zudem können regionale Spezialitäten wie selbstgemachte Marmeladen und Honig erworben werden. „Diese sollen so wieder in den Fokus der Menschen vor Ort gebracht werden“, erklärt Köttner.
Treffpunkt und Anmeldung
Der Treffpunkt für die Veranstaltung ist der Parkplatz am ehemaligen Hotel „Zur Krone“, Waldstraße 48 in Wieda. Anmeldungen werden per E-Mail erbeten an kontakt@vnk-suedharz.de. Die Gemeinde hofft, dass durch diese Maßnahmen die Wildschweinplage eingedämmt und gleichzeitig ein Beitrag zum Erhalt traditioneller Forstmethoden geleistet wird. „Wir möchten zeigen, dass alte Techniken auch heute noch ihren Platz haben und effektiv sein können“, so Köttner abschließend.
Ökologie trifft Tradition
Die Rückbesinnung auf traditionelle Methoden wie die Pferderückung eröffnet nicht nur neue ökologische Wege, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Kulturlandschaftspflege. Maschinenfreies Arbeiten reduziert Bodenverdichtungen und schont Flora und Fauna. In Zeiten zunehmender Diskussionen um Nachhaltigkeit wird dieser Ansatz von Umweltverbänden positiv bewertet und gilt als zukunftsweisend für naturschonende Forstwirtschaft.
Wildtiere im Siedlungsraum – ein wachsendes Problem
Die Wildschweinplage im Südharz ist kein Einzelfall. Immer häufiger dringen Wildtiere aufgrund schwindender Lebensräume in bewohnte Gebiete vor. Dies stellt Kommunen vor logistische und sicherheitstechnische Herausforderungen. Der Fall Wieda zeigt exemplarisch, wie mit kreativen und naturverträglichen Mitteln auf solche Entwicklungen reagiert werden kann – und wie eine ganze Gemeinde hinter einer Lösung stehen kann.
Einladung zum Mitmachen und Mitgestalten
Der VNK Südharz ruft nicht nur zur Teilnahme am Event auf, sondern lädt auch zur langfristigen Unterstützung ein. Ehrenamtliche Helfer, Sponsoren und Partner aus der Region sind willkommen. Durch Bildungsarbeit, Öffentlichkeitsaktionen und nachhaltige Maßnahmen will der Verein künftig stärker im Bereich Biodiversitätsschutz aktiv werden. Die Aktion am 10. Mai soll ein sichtbarer Startschuss dafür sein.