
Clausthal-Zellerfeld, 14. Juni 2025, 10:00 Uhr (CCS)
Schädel-Fund im Oberharz: Identität des Toten geklärt
Nach Wochen der Spekulationen und intensiver Ermittlungen ist die Identität des in einem Waldstück bei Clausthal-Zellerfeld gefundenen menschlichen Schädels nun zweifelsfrei geklärt. Die Polizeiinspektion Goslar teilte mit, dass es sich bei dem Toten um einen 65-jährigen Mann aus dem Ortsteil Wildemann handelt, der seit dem Frühjahr 2023 vermisst wurde. Die Nachricht bringt Klarheit in einen bislang rätselhaften Vermisstenfall, der über ein Jahr lang die örtliche Bevölkerung beschäftigte.
Der Fund im Wald: Wanderer machen grausige Entdeckung
Am 8. Mai 2024 stießen zwei Wanderer auf einem abgelegenen Waldpfad im Oberharz auf einen stark verwitterten menschlichen Schädel. Die alarmierten Behörden sperrten das Gelände weiträumig ab. Es handelte sich um ein schwer zugängliches, naturbelassenes Gebiet mit dichtem Baumbestand und unwegsamem Gelände. Der Fund löste sofort umfangreiche Ermittlungen und Suchmaßnahmen aus, an denen neben der Polizei auch Suchhunde und Spezialkräfte beteiligt waren. Trotz intensiver Durchkämmlung des Areals wurden keine weiteren menschlichen Überreste entdeckt.
Die Ermittlungen: Spurenanalyse führt zur Aufklärung
Die Ermittler brachten den Schädel zur Medizinischen Hochschule Hannover, wo Gerichtsmediziner eine DNA-Analyse vornahmen. Ziel war es, den Fund mit möglichen Einträgen in der Datenbank des Landeskriminalamts Niedersachsen abzugleichen. Dieser Abgleich brachte schließlich Gewissheit: Die DNA stimmte eindeutig mit der eines 65-jährigen Mannes aus Wildemann überein, der bereits im Frühjahr 2023 als vermisst gemeldet worden war.
Die Polizeiinspektion Goslar erklärte den Fall daraufhin für aufgeklärt. Der Schädel wurde zur Beisetzung freigegeben. Weitere Ermittlungen zum Ableben des Mannes wurden eingestellt, da keine Hinweise auf ein Fremdverschulden oder eine Gewalteinwirkung vorlagen. Die Todesumstände bleiben dennoch im Dunkeln, da durch das Fehlen des restlichen Skeletts keine detaillierten Rückschlüsse möglich sind.
Ein Vermisstenfall, der Fragen aufwarf
Der 65-jährige Mann war im März 2023 als vermisst gemeldet worden. Laut Polizeibericht handelte es sich um einen zurückgezogen lebenden Rentner, der gelegentlich längere Spaziergänge in den umliegenden Wäldern unternahm. Angehörige meldeten ihn als vermisst, nachdem sie mehrere Tage keinen Kontakt mehr herstellen konnten. Erste Suchmaßnahmen blieben damals erfolglos. Trotz des Einsatzes von Suchhunden und Hubschraubern fehlte vom Mann jede Spur.
Der Fund des Schädels rund ein Jahr später weckte in der Bevölkerung erneut Erinnerungen an das Verschwinden. Insbesondere die Nähe des Fundorts zu Wildemann ließ viele Bürger vermuten, dass es sich um den damals Vermissten handeln könnte – ein Verdacht, der sich nun bestätigt hat.
Die Lage des Fundorts: Abgeschieden und schwer zugänglich
Das Waldstück, in dem der Schädel entdeckt wurde, liegt mehrere Kilometer vom nächsten befestigten Weg entfernt. Dichte Vegetation, steile Hanglagen und ein Mangel an markierten Pfaden erschweren die Orientierung. Auch die Polizei betonte, dass es sich um ein Gebiet handelt, das selbst für erfahrene Wanderer schwer zugänglich ist.
„Wir gehen davon aus, dass sich der Mann freiwillig in diese abgelegene Region begeben hat. Ob er sich verlaufen hat oder ob gesundheitliche Probleme eine Rolle spielten, lässt sich aufgrund der aktuellen Faktenlage nicht rekonstruieren.“
In der Region kursieren indes verschiedene Theorien, warum der Mann allein in dieses abgelegene Areal aufbrach. Einige Dorfbewohner vermuten, dass der Verstorbene möglicherweise gezielt die Einsamkeit suchte. Andere schließen nicht aus, dass ein Unfall oder eine plötzliche gesundheitliche Krise zum Tod geführt haben könnte.
Gerichtliche Analyse und Freigabe zur Beisetzung
Nach dem Abgleich der DNA-Daten mit dem Vermisstenfall nahm das Landeskriminalamt in Zusammenarbeit mit der Gerichtsmedizin eine genaue Untersuchung des Schädels vor. Die Ergebnisse zeigten keine Anzeichen von äußerer Gewalteinwirkung. Das bedeutete: Keine Schädelbrüche, keine stumpfen Traumen, keine Schnittspuren.
Da auch keine weiteren Knochen aufgefunden wurden, blieben viele Fragen zur genauen Todesursache unbeantwortet. Die Polizei betonte jedoch, dass es „keine Hinweise auf ein Verbrechen“ gebe und schloss ein Fremdverschulden offiziell aus. Damit wurde der Schädel zur Beisetzung freigegeben.
Reaktionen vor Ort: Mischung aus Erleichterung und Beklemmung
In der kleinen Gemeinde Wildemann ist die Reaktion auf die Aufklärung des Falls zwiegespalten. Auf der einen Seite herrscht Erleichterung, dass endlich Gewissheit über das Schicksal des Vermissten besteht. Auf der anderen Seite schwingt eine tiefe Traurigkeit mit. Besonders die Angehörigen, die über ein Jahr lang in Ungewissheit lebten, zeigen sich betroffen.
Ein Nachbar des Verstorbenen äußerte sich am Rande eines Pressegesprächs: „Er war ein ruhiger, zurückhaltender Mensch. Dass er nun gefunden wurde, bringt zwar Klarheit, aber auch die endgültige Gewissheit, dass er nicht mehr zurückkehrt.“
Ein Fall, der Spuren hinterlässt
Auch wenn der Fall nun als abgeschlossen gilt, bleibt ein Rest an Beklemmung. Die Vorstellung, dass ein Mensch über ein Jahr lang unentdeckt in einem nahen Waldgebiet gelegen hat, bewegt viele Anwohner. Zudem wirft der Vorfall Fragen über die Möglichkeiten und Grenzen von Suchmaßnahmen in schwer zugänglichem Gelände auf.
Die Polizei betont jedoch, dass bei der damaligen Vermisstensuche alle verfügbaren Mittel ausgeschöpft wurden. Neben Bodenkräften kamen auch Suchhunde, Wärmebildkameras und ein Polizeihubschrauber zum Einsatz. Der konkrete Fundort des Schädels lag jedoch außerhalb der damals priorisierten Suchzonen.
Chronologie des Falls
Datum | Ereignis |
---|---|
März 2023 | 65-jähriger Mann aus Wildemann wird vermisst gemeldet |
April 2023 | Erste erfolglose Suchaktionen durch Polizei und Einsatzkräfte |
8. Mai 2024 | Schädel wird in Wald bei Clausthal-Zellerfeld von Wanderern entdeckt |
Mai 2024 | DNA-Analyse an der Medizinischen Hochschule Hannover |
Juni 2024 | Identität wird bestätigt, Fall wird offiziell abgeschlossen |
Klarheit nach langer Ungewissheit
Mit der Identifikation des in einem Harzer Wald gefundenen Schädels wurde ein Vermisstenfall abgeschlossen, der über ein Jahr lang die Region bewegte. Die Ermittlungsbehörden lieferten solide Arbeit, auch wenn viele Details für immer ungeklärt bleiben dürften. Für die Angehörigen bedeutet das Ergebnis zumindest ein Ende der quälenden Ungewissheit.
Der Fall zeigt jedoch auch, wie schwer es selbst in einem hochentwickelten Land sein kann, Personen in abgelegenen Regionen zu orten – und wie wichtig es ist, bei Wanderungen oder Ausflügen in die Natur entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Der Oberharz, so friedlich und schön er sein mag, birgt auch Gefahren – besonders für Alleingänger.