Oberharz

Clausthal-Zellerfeld im Harz Wiederaufbau startet: Clausthaler Marktkirche erstrahlt bald in neuem Glanz

Clausthal-Zellerfeld. Nach dem verheerenden Brand im Juli 2025 beginnt in Clausthal-Zellerfeld die aufwändige Sanierung der historischen Marktkirche zum Heiligen Geist. Das Wahrzeichen des Oberharzes, bekannt als größte Holzkirche Deutschlands, soll wieder zu neuem Leben erweckt werden. Die Sanierungsarbeiten markieren nicht nur einen Meilenstein für die Gemeinde, sondern auch ein starkes Zeichen des Zusammenhalts im Harz.

Ein Stück Harzer Geschichte in Flammen

In der Nacht zum 20. Juli 2025 erschütterte ein Großbrand die Harzer Stadt Clausthal-Zellerfeld. Gegen 00:40 Uhr ging der Alarm bei der Feuerwehr ein – die Ostseite der Marktkirche, hinter der Fassade und bis unter den Dachüberstand, stand in Flammen. Dank der schnellen Reaktion von mehr als 100 Einsatzkräften konnte ein Übergreifen des Feuers auf das gesamte Dach verhindert werden. Dennoch blieb ein Bild der Zerstörung zurück: verkohlte Holzverkleidungen, rußgeschwärzte Balken und ein großflächiges Loch in der Fassade.

Die Brandursache ist mittlerweile klar: Laut Ermittlungen der Polizei Goslar und einem Gutachten wurde das Feuer absichtlich gelegt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig bestätigte den Verdacht der Brandstiftung, ein Tatverdächtiger wurde zwischenzeitlich befragt. Die Nachricht löste im gesamten Harz Entsetzen und Solidarität zugleich aus. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich an Spendenaktionen, um den Wiederaufbau zu unterstützen.

Erste Sicherungsmaßnahmen und Planungen

Unmittelbar nach dem Brand wurde die beschädigte Ostseite provisorisch mit Folie abgedeckt. Ein temporärer Vorbau ermöglicht seitdem den sicheren Zugang für Fachleute und Handwerksbetriebe. Im Inneren zeigt sich, dass trotz der sichtbaren Schäden erstaunlich wenig Feuchtigkeit eingedrungen ist – ein glücklicher Umstand für ein Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert. Der intensive Geruch nach verbranntem Holz erinnert jedoch weiterhin an die Nacht des Feuers.

Pastorin Mirja Rohr betonte kurz nach der Begehung: „Unsere Kirche ist ein Herzstück des Harzes. Wir werden sie nicht nur wieder aufbauen – wir werden sie lebendig erhalten.“ Ein Satz, der vielen Gemeindemitgliedern Mut machte und den Wiederaufbau zu einer Aufgabe für die gesamte Region machte.

Die größte Holzkirche Deutschlands – ein kulturelles Erbe des Harzes

Die Marktkirche zum Heiligen Geist, zwischen 1639 und 1642 erbaut, gilt als architektonisches Juwel. Sie steht nicht nur für den Glauben, sondern auch für die Handwerkskunst des Harzes. Mit ihrem barocken Innenraum, den geschnitzten Emporen und dem hohen Holzdach symbolisiert sie das Zusammenspiel von Geschichte und Identität in der Region.

Kennst du das schon?  Torfhaus: Sauna-Brand im Vereinsheim löst Schock im Oberharz aus

Schon in der Vergangenheit wurde die Kirche mehrfach saniert: Von 2001 bis 2013 erfolgte eine umfassende Außenrenovierung, ab 2016 eine innere Restaurierung mit der Freilegung originaler Ziegelböden. Dass nun erneut Hand angelegt werden muss, trifft viele Clausthaler emotional. Doch zugleich eröffnet der Wiederaufbau die Chance, alte und neue Technologien zu verbinden – von moderner Brandschutztechnik bis hin zu nachhaltigen Baustoffen aus der Region.

Besonderheiten beim Brandschutz historischer Kirchen

Brandschutz in denkmalgeschützten Kirchen ist eine Herausforderung. Anders als bei modernen Gebäuden sind viele Bereiche schwer zugänglich, elektrische Leitungen oft historisch verwoben mit der Struktur. Experten empfehlen inzwischen kombinierte Brandmelde- und Frühwarnsysteme, die speziell auf Holzbauwerke ausgelegt sind. Diese Technik könnte künftig auch in Clausthal-Zellerfeld zum Einsatz kommen, um ähnliche Katastrophen zu verhindern.

  • Brandmeldeanlagen mit frühzeitiger Alarmierung
  • Temperatursensoren in Hohlräumen und Dachzonen
  • Feuerhemmende Holzschutzbeschichtungen
  • Regelmäßige Brandschutzbegehungen durch Fachpersonal

Sanierungsarbeiten und Finanzierung

Die Sanierung der Clausthaler Marktkirche ist ein Mammutprojekt, das mehrere Jahre dauern könnte. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) hat bereits umfangreiche Unterstützung zugesagt. In früheren Sanierungsphasen flossen über 500.000 Euro Fördermittel in den Erhalt der Außenwände, Fenster und Dächer. Auch diesmal sollen wieder staatliche Fördergelder, kirchliche Eigenmittel und Spenden eingesetzt werden.

Wer trägt die Kosten der Sanierung?

Die Gesamtkosten sind derzeit noch nicht abschließend kalkuliert, dürften aber im siebenstelligen Bereich liegen. Neben der Landeskirche Hannover beteiligen sich die DSD und mehrere Stiftungen. Hinzu kommen zahlreiche private Spendenaktionen – von Benefizkonzerten bis zu Online-Kampagnen. Die Unterstützung aus der Harzer Bevölkerung ist überwältigend, viele Betriebe bieten ihre Hilfe kostenlos oder zu Selbstkostenpreisen an.

Finanzierungsquelle Beitrag (geschätzt)
Deutsche Stiftung Denkmalschutz 500.000 € (bisher bewilligt)
Landeskirche Hannover ca. 300.000 €
Private Spendenaktionen über 150.000 €
Regionale Unternehmen und Handwerksbetriebe viele Sachleistungen

Denkmalschutz und Verantwortung

Die Marktkirche steht unter strengem Denkmalschutz. Jede bauliche Maßnahme muss mit dem Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt werden. Dabei geht es nicht nur um die Substanz, sondern auch um die Wahrung der Ästhetik. Eingriffe in die Struktur – etwa das Austauschen verkohlter Balken – werden daher sorgfältig dokumentiert und so originalgetreu wie möglich umgesetzt. Der Denkmalschutz spielt somit eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung dieses bedeutenden Harzer Kulturerbes.

Kennst du das schon?  Italienische Klänge in Beneckenstein: Wreckmeister begeistert in der Laurentiuskirche

Gemeindeleben und Gottesdienste trotz Brand

Obwohl ein Teil der Kirche stark beschädigt ist, bleibt das Gemeindeleben in Clausthal-Zellerfeld lebendig. Bereits kurz nach dem Brand wurden Ausweichorte für Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen gefunden. Der erste Gottesdienst in der teils wieder zugänglichen Kirche ist für den 5. Oktober 2025 zum Erntedankfest geplant – ein symbolträchtiger Termin für Hoffnung und Neubeginn.

Ist die Clausthaler Marktkirche nach dem Brand wieder geöffnet?

Teile des Kirchenschiffs sind bereits für Besucher zugänglich. Führungen, Andachten und kleinere Konzerte können wieder stattfinden – ein wichtiges Zeichen der Normalität im Herzen des Harzes. Die große Wiedereröffnung ist allerdings erst nach Abschluss der vollständigen Sanierung geplant.

Wie schwer sind die Schäden durch den Brand wirklich?

Gutachter sprechen von erheblichen Schäden, insbesondere an der Ostfassade und den tragenden Holzelementen. Dennoch ist die Grundstruktur stabil. Da keine massiven Wasserschäden entstanden, gilt die Bausubstanz als sanierungsfähig. Diese Nachricht sorgte in der Gemeinde für spürbare Erleichterung.

Kirchen im Wandel – ein Blick über Clausthal hinaus

Die Clausthaler Marktkirche steht stellvertretend für viele Kirchen im Harz und in Deutschland, die mit ähnlichen Herausforderungen kämpfen: steigende Instandhaltungskosten, sinkende Mitgliederzahlen und zugleich wachsender touristischer Wert. Studien wie die der Wüstenrot Stiftung zeigen, dass künftig flexible Nutzungskonzepte entscheidend sein werden. Auch in Clausthal-Zellerfeld wird überlegt, den Kirchenraum künftig stärker für kulturelle Veranstaltungen zu öffnen, ohne den sakralen Charakter zu verlieren.

Lehren aus dem Brand für den Harz

Der Brand der Marktkirche war ein Weckruf – nicht nur für Clausthal, sondern für den gesamten Harz. Er zeigte, wie verwundbar historische Holzbauten sind, aber auch, wie stark die Region zusammenhält. Viele Harzer Gemeinden prüfen derzeit ihre eigenen Brandschutzkonzepte, um ähnliche Schäden zu verhindern. Der Wiederaufbau in Clausthal dient somit auch als Vorbildprojekt für nachhaltige Denkmalpflege.

Kennst du das schon?  Italienische Klänge in Beneckenstein: Wreckmeister begeistert in der Laurentiuskirche

Wie sieht der aktuelle Stand der Sanierung aus?

Aktuell laufen die statischen Untersuchungen, die Sicherung der beschädigten Fassade und die Vorbereitung der neuen Holzstrukturen. Danach folgen die Wiederherstellung der Dachbereiche und die Restaurierung der Innenräume. Das Ziel: eine originalgetreue Wiederherstellung bis 2028, kombiniert mit modernem Brandschutz.

Die Bedeutung für den Tourismus im Harz

Die Clausthaler Marktkirche ist nicht nur ein sakrales Gebäude, sondern auch ein touristisches Wahrzeichen. Jährlich besuchen tausende Gäste den Oberharz, um das hölzerne Monument zu bestaunen. Während der Sanierungsphase soll der Kirchenraum weiterhin zugänglich bleiben – mit geführten Baustellenbesichtigungen und Informationsveranstaltungen über die Geschichte und den Wiederaufbau. So bleibt die Kirche auch während der Arbeiten ein lebendiger Teil der Harzer Kultur.

Wie können Bürgerinnen und Bürger helfen?

Viele Menschen aus dem Harz beteiligen sich aktiv: Sie spenden, helfen beim Aufräumen oder organisieren Benefizkonzerte. Auch Schulklassen, Vereine und Unternehmen unterstützen die „Initiative Marktkirche“. Besonders beliebt ist die Möglichkeit, symbolisch einen „Holzbalken“ zu spenden – eine Patenschaft für einzelne Bauelemente der Kirche.

Gemeinsam stark im Harz – Hoffnung und Wiederaufbau

Die Sanierung der Clausthaler Marktkirche ist mehr als ein Bauprojekt. Sie ist ein Symbol für den Zusammenhalt im Harz, für Glauben, Handwerk und Geschichte. Der Wiederaufbau wird Jahre dauern, doch schon jetzt zeigt sich, wie eng Tradition und Zukunft in dieser Region verwoben sind. Die Harzerinnen und Harzer haben eines klar bewiesen: Wo Feuer zerstört, entsteht im Herzen neuer Mut – und ein neues Kapitel Harzer Geschichte beginnt.

Weiteres aus der Rubrik
Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.