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Neue Bedrohung für Wälder im Harz – Eichenprachtkäfer auf dem Vormarsch

Während der Harz noch immer mit den Folgen der Borkenkäfer-Katastrophe ringt, tritt ein neuer Schädling auf den Plan: Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer breitet sich zunehmend aus und gefährdet jetzt auch die Eichenbestände im Mittelgebirge. Fachleute warnen vor einer unterschätzten Gefahr, die langfristig auch den Aufbau klimastabiler Mischwälder bedrohen könnte.

Ein Schädling im Schatten des Borkenkäfers

Die Wälder im Harz befinden sich seit Jahren in einem tiefgreifenden Wandel. Das massenhafte Absterben der Fichtenbestände durch den Borkenkäfer hat großflächige Kahlflächen hinterlassen. Während sich der Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit noch auf diesen sichtbaren Schaden richtet, rollt im Hintergrund bereits die nächste Welle heran: Der Eichenprachtkäfer, ein wärmeliebender Laubholzschädling, findet zunehmend ideale Bedingungen im Mittelgebirge vor. Besonders betroffen: Eichen, die im Rahmen des Waldumbaus eine tragende Rolle spielen sollen.

Was ist der Eichenprachtkäfer und wie erkennt man ihn?

Der Zweipunktige Eichenprachtkäfer (Agrilus biguttatus) gehört zur Familie der Prachtkäfer und ist etwa 8 bis 13 Millimeter groß. Sein metallisch glänzender Körper schimmert grünlich bis bronzefarben und zeigt zwei charakteristische helle Flecken auf den Flügeldecken. Die Käfer legen ihre Eier in Rindenrisse, bevorzugt an der Südseite geschwächter Eichen. Die Larven fressen sich anschließend durch das empfindliche Kambium und den Bast, was zu einer Unterbrechung des Wasser- und Nährstofftransports führt. Betroffene Bäume sterben oft innerhalb weniger Jahre ab.

Wie erkenne ich den Eichenprachtkäfer am Harz?
Sichtbare Hinweise auf einen Befall sind zickzackförmige Fraßgänge unter der Rinde, Bohrmehlansammlungen und sogenannte D-förmige Ausflugslöcher am Stamm. Auch eine abnehmende Vitalität der Krone, Schleimfluss oder vermehrte Spechtaktivität können Anzeichen sein.

Warum Eichen jetzt unter Druck geraten

Im Zuge des Waldumbaus sollen Laubbäume wie Eichen, Buchen und Ahorn eine zentrale Rolle bei der Wiederaufforstung spielen. Sie gelten als klimaresistenter und widerstandsfähiger gegenüber Extremwetterereignissen. Doch gerade diese Hoffnungen werden nun durch neue Schädlinge wie den Eichenprachtkäfer infrage gestellt. Durch den Klimawandel verlängert sich die Entwicklungszeit des Käfers, wodurch er sich schneller vermehren und neue Regionen erschließen kann.

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Warum sind Eichen im Harz besonders gefährdet durch den Eichenprachtkäfer?
Die Trockenjahre seit 2018 haben die Eichen im Harz stark geschwächt. Hinzu kommen Belastungen durch Raupenfraß, Mehltau oder Bodenverdichtung. In diesem Zustand bieten die Bäume ideale Bedingungen für den Eichenprachtkäfer – und die Gefahr, dass ganze Bestände verloren gehen, wächst von Jahr zu Jahr.

Konkrete Fälle aus dem Harz: Schimmerwald und Harzgerode

Im Schimmerwald bei Bad Harzburg mussten bereits rund 100 Eichen gefällt werden. Landesforsten meldeten, dass das Holz zwar noch verwertbar war, aber die Schäden durch Trockenheit und Käferbefall erheblich waren. Auch in Harzgerode sind laut Revierförstern auffällig viele Eichen markiert und entfernt worden – mit dem Ziel, Wanderwege zu sichern und eine unkontrollierte Ausbreitung des Käfers zu verhindern.

„Diese Eichen hätten eigentlich noch 100 Jahre wachsen können. Stattdessen müssen wir sie jetzt zur Sicherheit fällen“, so Revierförster Christoph Nieter über die Maßnahmen in Harzgerode.

Der Lebenszyklus des Eichenprachtkäfers

Was ist der Lebenszyklus des Eichenprachtkäfers?
Der Entwicklungszyklus des Käfers dauert in der Regel zwei Jahre. Die Eiablage erfolgt im späten Frühling. Die Larven bohren sich durch die Rinde und überwintern im Bast. Im Folgejahr setzen sie ihre Entwicklung fort, verpuppen sich und schlüpfen im Frühsommer. In klimatisch begünstigten Jahren kann sich dieser Zyklus jedoch auf nur ein Jahr verkürzen – mit drastischen Folgen für die Populationsdichte.

Erkenntnisse aus sozialen Medien und Foren

Abseits offizieller Berichte liefern auch Social-Media-Plattformen und Foren wertvolle Hinweise: So berichtete ein Nutzer von einer Begegnung mit dem Käfer an der Ruine Falkenstein. In Foren wie „Landtreff“ tauschen sich Waldbesitzer über verdächtiges Bohrmehl und Fraßspuren aus. Diese Beobachtungen stützen die These, dass der Eichenprachtkäfer sich weiter ausbreitet – auch in beliebten Ausflugszielen.

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Was tun gegen den Käfer? Maßnahmen und Empfehlungen

Welche Maßnahmen helfen gegen Befall im Harz?
Die wichtigste Maßnahme ist die Früherkennung. Waldbesitzer und Förster sollten befallene Bäume rasch identifizieren und entfernen – möglichst vor dem Ausflug neuer Käfer. Rindenreste dürfen nicht im Wald verbleiben, sondern sollten geschreddert oder verbrannt werden. Langfristig ist der Aufbau klimaresilienter Mischwälder ein Schlüssel zur Schadensminimierung.

Maßnahmen im Überblick:

  • Regelmäßige Kontrolle auf Fraßspuren und Ausflugslöcher
  • Fällung geschädigter Bäume vor Käferausflug (Frühjahr)
  • Rindenabtragung oder Vernichtung des Holzes
  • Förderung standortgerechter Mischbaumarten
  • Vermeidung von Bodenverdichtung und Staunässe

Biologische Kontrolle: Gibt es natürliche Feinde?

Gibt es natürliche Feinde des Eichenprachtkäfers?
Ja – unter anderem parasitieren bestimmte Schlupfwespenarten wie Spathius erythrocephalus die Larven des Käfers. In einigen Regionen werden auch Grabwespen als Bioindikatoren eingesetzt, die Käferlarven jagen und in ihre Nester eintragen. Der Nutzen dieser natürlichen Gegenspieler wird derzeit wissenschaftlich untersucht, könnte aber in Zukunft eine wichtige Rolle in der Bekämpfungsstrategie spielen.

Klimatische Veränderungen fördern die Ausbreitung

Studien belegen, dass die Entwicklung des Eichenprachtkäfers stark temperaturabhängig ist. Bereits ab 12 °C beginnt die Entwicklung, bei höheren Durchschnittstemperaturen ist sogar eine Generation pro Jahr möglich. Das Harzklima wandelt sich: Längere Trockenperioden und wärmere Sommer sorgen für bessere Vermehrungsbedingungen. Damit könnte sich der Harz zu einem dauerhaften Verbreitungsgebiet des Käfers entwickeln – mit weitreichenden Folgen für das Ökosystem.

Erweiterte Risiken für die Wiederbewaldung

Der Eichenprachtkäfer ist nicht nur eine Gefahr für bestehende Altbäume, sondern auch für Aufforstungsprojekte. Junge Eichen, die unter Trockenstress stehen oder durch Pilzbefall geschwächt sind, könnten ebenfalls ins Visier geraten. Das macht eine sorgfältige Standortwahl und Pflege in den ersten Jahren nach der Pflanzung besonders wichtig. Experten empfehlen daher, auf Artenvielfalt und Bodenpflege zu achten, um die Resilienz gegenüber Schädlingsdruck zu erhöhen.

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Ausblick: Wälder im Wandel

Die Wälder im Harz stehen unter erheblichem Druck. Nachdem der Borkenkäfer Millionen Fichten zerstört hat, gefährdet nun der Eichenprachtkäfer eine der wichtigsten Hoffnungsträger-Arten für den Wald der Zukunft. Die Erfahrungen zeigen, dass Waldumbau nicht nur mit Neupflanzungen, sondern auch mit konsequenter Schädlingskontrolle, Klimaanpassung und Monitoring einhergehen muss. Auch das Bewusstsein in der Bevölkerung wächst: Immer mehr Waldbesucher berichten von sichtbaren Schäden und beteiligen sich aktiv am Schutz durch Meldungen und Beobachtungen.

Die Entwicklung der nächsten Jahre wird zeigen, ob es gelingt, dem Eichenprachtkäfer rechtzeitig Einhalt zu gebieten – oder ob sich das stille Sterben der Eichen zu einer neuen ökologischen Krise auswächst. Klar ist: Nur ein integriertes Vorgehen aus Forschung, Praxis, Bildung und Politik kann die Wälder im Harz dauerhaft schützen und den Aufbau stabiler, vielfältiger Mischwälder sichern.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.