Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalts Polizei vor dem Umbruch: Steht 2025 eine große Aufrüstung bevor?

Magdeburg – Die Landespolizei Sachsen-Anhalt steht 2025 vor großen Herausforderungen: Während neue Aufgaben auf die Beamtinnen und Beamten zukommen, sinken die Investitionen in Ausrüstung, IT und Fuhrpark drastisch. Zugleich häufen sich Kritikpunkte rund um Ausbildung, Lagerhaltung und technische Ausstattung. Wird 2025 also ein Jahr des Umbruchs – oder ein Jahr der verpassten Chancen?

Ein Jahr der Erwartungen – und der Kürzungen

Die Erwartungen an die Polizei in Sachsen-Anhalt waren hoch, als Anfang 2025 eine landesweite Umfrage zur sogenannten „erweiterten Ausstattung“ der Polizeikräfte gestartet wurde. Erstmals sollten konkrete Bedarfe systematisch erfasst werden – von digitaler Technik über Schutzbekleidung bis hin zu Mobilitätslösungen für ländliche Reviere. Doch mit der Auswertung der Ergebnisse kam die Ernüchterung: Trotz erkennbarer Lücken in der Ausstattung wurden im Landeshaushalt 2025 teils massive Kürzungen beschlossen.

Im Vergleich zum Vorjahr sanken die Investitionen in Dienstfahrzeuge von 12 auf 4,8 Millionen Euro, bei der allgemeinen Dienstausrüstung gar von 15 auf 10 Millionen Euro. Besonders gravierend: Die Mittel für IT-Modernisierung wurden fast halbiert – von 37 auf 20 Millionen Euro. Angesichts wachsender Anforderungen an die Polizei, etwa im Bereich Cyberkriminalität oder digitaler Beweismittelsicherung, erscheint diese Entwicklung widersprüchlich.

Bodycams, Feinwaagen und Smartphones – was wurde angeschafft?

Die Ausstattung der Polizei Sachsen-Anhalt ist durchwachsen. Fortschritte gab es in den letzten Jahren vereinzelt, etwa mit der Einführung von Bodycams im Jahr 2022. Damit sollten sowohl Beamtinnen und Beamte besser geschützt als auch das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Polizei gestärkt werden. Im Zuge der Cannabis-Teillegalisierung 2024 wurden zudem 150 Feinwaagen für Streifenwagen beschafft – eine Maßnahme, die bundesweit für Aufmerksamkeit sorgte.

Doch diese punktuellen Anschaffungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sachsen-Anhalt im Vergleich mit anderen Bundesländern in vielen Bereichen hinterherhinkt. Während etwa Niedersachsen ab 2025 über 9.500 iOS-Smartphones an Polizeikräfte verteilt und auf mobile Apps zur Unfallaufnahme setzt, fehlen in Sachsen-Anhalt vergleichbare Digitaloffensiven vollständig.

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Wie gut ist die Polizei Sachsen-Anhalt wirklich ausgestattet?

Diese Frage stellen sich zunehmend nicht nur Bürgerinnen und Bürger, sondern auch Gewerkschaften und politische Beobachter. Die Antwort fällt differenziert aus: In manchen Bereichen – etwa bei der Standardbewaffnung (Glock 46) oder bei Uniformen – ist die Polizei solide aufgestellt. In anderen – etwa IT, Fahrzeugflotte, digitaler Kommunikation – hingegen klaffen deutliche Lücken.

Personalmangel und Ausbildungsprobleme verschärfen die Lage

Neben materiellen Engpässen kämpft die Landespolizei mit strukturellen Problemen – allen voran einem massiven Nachwuchsmangel. Schon im Sommer 2024 warnte das Innenministerium davor, dass die angestrebte Zielzahl von 7.000 Polizisten bis 2026 kaum noch erreichbar sei. Aktuell sind rund 6.350 Beamte im Dienst – Tendenz stagnierend.

Noch alarmierender sind die hohen Ausfallquoten in der Ausbildung: Im Frühjahr 2024 scheiterten 28 % der Polizeimeister-Anwärter und 16,9 % der Studierenden an den Prüfungen. Bereits bei der Zwischenprüfung fiel jeder vierte durch. Diese Zahlen offenbaren eine tieferliegende Problematik im Rekrutierungs- und Ausbildungssystem.

Wieso benötigt die Polizei Sachsen-Anhalt 150 Feinwaagen?

Diese viel diskutierte Anschaffung ist ein Symbol für den wachsenden Aufgabenbereich der Polizei: Mit der Cannabis-Reform 2024 wurde ein Besitzlimit von 25 Gramm eingeführt, dessen Einhaltung kontrolliert werden muss. Die Polizei steht damit vor einer paradoxen Situation: Während manche Delikte entkriminalisiert werden, steigen die Anforderungen an Kontrolle und Messgenauigkeit.

Verwaltung und Lagerhaltung unter Druck

Auch jenseits der Streifenausrüstung steht die Organisation der Polizei auf dem Prüfstand. Ein Bericht des Landesrechnungshofs kritisierte jüngst die unzureichende Lagerung von Asservaten. Waffen, Munition und andere Beweismittel wurden unsortiert und teils in feuchten Kellerräumen gelagert – ein gravierendes Sicherheitsrisiko.

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Parallel dazu fordert die Gewerkschaft der Polizei (GdP) eine Erhöhung der Verwaltungsstellen auf 1.100 – um Einsatzkräfte von bürokratischen Aufgaben zu entlasten. Bisher liegt die Zielgröße bei lediglich 964 Mitarbeitenden in der Verwaltung.

Gibt es Kritik an der Asservatenverwaltung bei der Polizei Sachsen-Anhalt?

Ja, diese Kritik ist nicht neu, aber zuletzt besonders deutlich formuliert worden. Der Rechnungshof spricht von einer mangelhaften Sicherung und Dokumentation der Lagerbestände. Ein struktureller Umbau scheint unausweichlich, um die Integrität der Beweismittelführung langfristig zu gewährleisten.

Transparenz, Image und öffentliche Wahrnehmung

Auf der kommunikativen Ebene hat die Polizei Sachsen-Anhalt in den letzten Jahren jedoch Fortschritte gemacht. So nutzt sie aktiv Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube, um Nachwuchs zu gewinnen und Vertrauen aufzubauen. Besonders die TikTok-Kampagnen stießen bei Jugendlichen auf hohe Resonanz.

Auch in puncto Transparenz wurde mit der Einführung einer Kennzeichnungspflicht für Beamtinnen und Beamte im Streifendienst (seit 2012) sowie für geschlossene Einheiten (seit 2017) ein Schritt getan, der bundesweit nicht selbstverständlich ist. Diese Maßnahme trägt zur Stärkung des Bürgervertrauens bei.

Wie viel Munition lagert das LKA Sachsen-Anhalt im Vergleich zu anderen Ländern?

Eine interessante, wenn auch brisante Statistik: Das LKA Sachsen-Anhalt lagert rund 226.000 Stück Munition – deutlich mehr als andere Länder, die oft nur zwischen 700 und 4.000 Stück vorhalten. Die Gründe dafür sind nicht eindeutig öffentlich kommuniziert worden, könnten aber mit zentralisierten Schulungen oder operativen Reserven zusammenhängen.

Ein Blick zurück – und nach vorn

Die Geschichte der Polizeiausrüstung in Sachsen-Anhalt ist geprägt von Pragmatismus und Eigenlösungen. So wurde bei der Einführung der neuen Uniformen bewusst ein Mix aus den Modellen Brandenburg und Hessen gewählt – eine Kombination, die nicht nur funktional, sondern auch kostenneutral realisiert wurde.

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Während also in früheren Jahren clevere Kompromisse gefunden wurden, stellt sich heute verstärkt die Frage, ob man mit schmalen Budgets noch den Anforderungen einer modernen Polizei gerecht werden kann. Die Diskrepanz zwischen Einsatzerwartung und Ausstattung wächst – und wird zunehmend öffentlich wahrgenommen.

Wird die Polizei Sachsen-Anhalt 2025 mit Tasern ausgerüstet?

Eine flächendeckende Einführung von Tasern ist für 2025 nicht vorgesehen. Aktuell verfügen lediglich Spezialeinheiten wie das SEK über Elektroschockgeräte. Erst ab 2026 könnten in einzelnen Pilotprojekten Erfahrungen für einen breiteren Einsatz gesammelt werden.

Schlussbetrachtung: Wird 2025 zum Wendepunkt?

Die Landespolizei Sachsen-Anhalt steht 2025 an einem Scheideweg. Während punktuelle Modernisierungen sichtbar sind, fehlt eine übergreifende Strategie zur digitalen Transformation, nachhaltigen Personalentwicklung und strukturellen Stärkung. Die finanziellen Kürzungen im Haushalt wirken dabei wie ein Rückschritt zur Unzeit.

Gleichwohl gibt es Lichtblicke: Eine stärker werdende öffentliche Diskussion, die Initiativen der Polizei in sozialen Medien, und ein wachsendes Bewusstsein für die Herausforderungen im Innenministerium. Ob aus diesen Fragmenten eine tatsächliche Neuausrichtung entsteht, wird sich erst in den kommenden Jahren zeigen.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.