Quedlinburg

Schockmoment in Quedlinburg: 87-jähriger Rentner kracht mit Mercedes gegen Wohnhaus

Ein silberner Mercedes mit Frontschaden steht nach einem Unfall in einer engen Gasse. Der Wagen prallte gegen eine Tür und beschädigte einen Poller. (Symbolbild – exemplarisch)

Quedlinburg – Am Dienstagnachmittag kam es in der historischen Altstadt zu einem spektakulären Verkehrsunfall: Ein 87-jähriger Autofahrer verlor offenbar beim Wenden die Kontrolle über sein Fahrzeug und krachte mit einem Mercedes direkt in die Fassade eines Wohnhauses. Feuerwehr und Technisches Hilfswerk (THW) rückten aus, um das Gebäude auf Schäden zu prüfen.

Ein Wendemanöver mit schwerwiegenden Folgen

Der Unfall ereignete sich am Dienstag, dem 5. August 2025, gegen 16 Uhr in der Straße Weingarten in Quedlinburg. Der 87-jährige Fahrer war mit seiner 85-jährigen Beifahrerin in einem silbernen Mercedes unterwegs und hatte versucht, in die Hohe Straße einzubiegen. Da diese offenbar blockiert war, entschloss sich der Mann zu einem Wendemanöver – mit fatalen Folgen.

Beim Rückwärtsfahren touchierte der Wagen zunächst einen massiven Begrenzungsstein, ehe er unkontrolliert gegen die Fassade eines Wohnhauses prallte. Der Aufprall war so heftig, dass die Hauswand sichtbar beschädigt wurde. Glücklicherweise blieben sowohl Fahrer als auch Beifahrerin unverletzt. Anwohner, die den Knall hörten, alarmierten umgehend Polizei und Feuerwehr.

Feuerwehr und THW im Einsatz

Vor Ort sicherten Einsatzkräfte den Unfallbereich, da zunächst unklar war, ob das betroffene Gebäude einsturzgefährdet sei. Das THW wurde hinzugezogen und prüfte die Statik des Hauses. Das Ergebnis: Das Haus bleibt weiterhin bewohnbar, auch wenn die Schäden an der Fassade laut Einschätzung der Fachleute erheblich sind.

Zusätzlich mussten ausgelaufene Betriebsstoffe gebunden werden. Die Feuerwehr war mit mehreren Fahrzeugen im Einsatz, während der Mercedes abgeschleppt werden musste – der entstandene Schaden am Fahrzeug wird auf rund 15.000 Euro geschätzt, der Schaden am Haus liegt bei etwa 10.000 Euro.

Wie häufig sind Unfälle mit älteren Fahrern?

In Deutschland leben immer mehr Menschen über 75 Jahre – und viele von ihnen fahren weiterhin aktiv Auto. Doch wie wirkt sich das auf die Verkehrssicherheit aus?

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Laut aktueller Statistik der Bundesbehörde Destatis waren im Jahr 2023 rund 79.000 Personen ab 65 Jahren in Unfälle mit Personenschaden verwickelt – das entspricht 15,2 % aller Unfallbeteiligten. Besonders auffällig: Zwar machen Senioren etwa ein Fünftel der Gesamtbevölkerung aus, doch der Anteil der Verkehrstoten über 65 liegt mit 37,7 % deutlich höher. Die Sterberate bei Unfällen beträgt in dieser Altersgruppe 2,0 %, während sie bei Jüngeren lediglich bei 0,6 % liegt.

„Ist es gefährlich, wenn Senioren Auto fahren?“

Diese Frage beschäftigt nicht nur Angehörige älterer Menschen, sondern auch die Politik. Experten betonen: Alter allein ist kein Grund, nicht mehr Auto zu fahren. Doch mit dem Alter nehmen bestimmte Risiken zu – etwa eine nachlassende Reaktionsgeschwindigkeit oder Unsicherheiten beim Abschätzen von Verkehrssituationen.

Gerade Unfälle beim Abbiegen, Rückwärtsfahren oder Wenden treten bei Seniorinnen und Senioren häufiger auf. Die Hauptverursacherquote bei den über 75-Jährigen liegt bei 76,7 %, deutlich höher als bei anderen Altersgruppen.

Gesellschaftlicher Umgang mit dem Thema Alter und Autofahren

„Müssen ältere Autofahrer regelmäßig zum Führerscheincheck?“ – Auch diese Frage taucht regelmäßig auf Google auf und zeigt die gesellschaftliche Diskussion um Mobilität im Alter. In Deutschland gibt es bisher keine Pflicht zur regelmäßigen Überprüfung der Fahrtauglichkeit älterer Menschen. Stattdessen setzen Organisationen wie die Deutsche Verkehrswacht, der ADAC oder der Deutsche Verkehrssicherheitsrat auf freiwillige Maßnahmen.

Dazu gehören sogenannte Rückmeldefahrten: Ältere Menschen fahren mit speziell geschulten Fachleuten durch den Alltag und erhalten danach Feedback – ganz ohne Führerscheinverlust oder Meldung an Behörden. Diese Fahrten sollen Sicherheit geben und Defizite aufdecken, ohne mit Zwang zu arbeiten.

„Welche Maßnahmen können Senioren helfen, sicher im Straßenverkehr zu bleiben?“

  • Regelmäßige ärztliche Checks (insbesondere Seh- und Hörvermögen)
  • Freiwillige Fahrtrainings oder Rückmeldefahrten
  • Technische Hilfen im Auto (Einparkhilfe, Notbremsassistent)
  • Routinemäßiger Austausch mit Angehörigen oder Hausärzten
  • Selbstreflexion über eigene Fahrfähigkeit
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Warum das Thema so emotional diskutiert wird

Autofahren ist für viele Menschen ein Symbol für Unabhängigkeit. Wer den Führerschein abgibt, verliert oft ein Stück Selbstbestimmung – gerade im ländlichen Raum. Deshalb wird das Thema selten nüchtern diskutiert. Angehörige zögern oft, ihre Bedenken offen anzusprechen, aus Angst, als bevormundend wahrgenommen zu werden.

Im Fall des Unfalls in Quedlinburg wird genau dieses Dilemma deutlich: Der Fahrer war offenbar mobil, wollte eine kurze Route durch die Stadt nehmen – und verursachte dabei einen erheblichen Sachschaden. Dass keine Menschen verletzt wurden, ist reines Glück. Die Diskussion über Senioren am Steuer dürfte angesichts solcher Vorfälle wieder aufflammen.

„Wie lange dürfen Senioren in Deutschland Auto fahren?“

Es gibt in Deutschland keine Altersgrenze, bis zu der Menschen Auto fahren dürfen. Entscheidend ist die individuelle Fahrtauglichkeit. Solange ein Arzt oder eine Behörde nicht explizit Zweifel an der Eignung äußert, dürfen auch Hochbetagte ein Fahrzeug führen.

In anderen Ländern sieht das anders aus: In Dänemark, den Niederlanden oder Italien sind regelmäßige medizinische Untersuchungen ab einem gewissen Alter Pflicht. In Deutschland hingegen vertraut man auf die Eigenverantwortung – und auf die Bereitschaft, im Zweifel den Führerschein freiwillig abzugeben.

Der Vorfall in Quedlinburg – ein Einzelfall?

Statistisch gesehen handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat in einer Auswertung für das Jahr 2023 festgestellt: Über 21.000 Personen über 75 waren an Unfällen mit Verletzten oder Toten beteiligt – ein Anstieg von 26 % gegenüber 2013. In den meisten Fällen waren sie sogar Hauptverursacher.

Besonders betroffen sind komplexe Situationen im Stadtverkehr: enge Gassen, viele Fußgänger, wechselnde Verkehrsführung – all das kann für ältere Menschen schnell zur Überforderung werden. Genau das war offenbar auch in Quedlinburg der Fall. Die Entscheidung zum Wenden, das Übersehen des Begrenzungssteins und schließlich der Aufprall gegen das Haus – all das passt ins typische Muster solcher Unfälle.

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Tabelle: Unfallverursachung nach Altersgruppen (mit Personenschaden)

Altersgruppe Hauptverursacherquote
18–24 Jahre 67,4 %
25–64 Jahre 57,1 %
65–74 Jahre 64,5 %
75 Jahre und älter 76,7 %

Was bleibt nach dem Vorfall?

In Quedlinburg hat der Vorfall für Gesprächsstoff gesorgt. Auch wenn sich in sozialen Medien bislang kaum Diskussionen entwickelten, dürfte der Unfall nicht spurlos am Stadtbild vorbeigehen. Die betroffene Hauswand wurde inzwischen gesichert, der Mercedes ist abgeschleppt – doch die Frage bleibt: Hätte dieser Unfall verhindert werden können?

Die Antwort liegt nicht in pauschalen Fahrverboten, sondern in differenzierten Maßnahmen. Senioren, Angehörige, Mediziner und Politik müssen gemeinsam nach Wegen suchen, wie Mobilität bis ins hohe Alter möglich bleibt – ohne die Sicherheit anderer zu gefährden.

Der Unfall von Quedlinburg ist ein Weckruf. Für mehr Aufmerksamkeit. Für mehr Freiwilligkeit. Und für mehr Gespräche – bevor aus einem harmlosen Fahrfehler ein ernster Vorfall wird.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.