
Goslar, 22. Mai 2025, 08:30 Uhr (CCS)
Die Kriminalstatistik für den Landkreis Goslar im Jahr 2024 zeigt ein vielschichtiges Bild: Während die Gesamtkriminalität spürbar zurückging, treten in bestimmten Deliktsbereichen neue Herausforderungen zutage. Der folgende Bericht analysiert detailliert die Entwicklungen im Vergleich zum Vorjahr, beleuchtet regionale Besonderheiten und ordnet die Zahlen in überregionale und internationale Kontexte ein.
Rückgang der Gesamtkriminalität: Ein positives Signal
Die Polizei Goslar verzeichnete im Jahr 2024 insgesamt 8.456 Straftaten – ein Rückgang von 921 Fällen gegenüber dem Vorjahr. Diese Entwicklung ist ein ermutigendes Zeichen, das durch eine deutlich gestiegene Aufklärungsquote von 64,97 % flankiert wird. Damit liegt Goslar unter dem niedersächsischen Durchschnitt und zählt zu den sichereren Regionen des Bundeslandes.
Insbesondere bei Eigentumsdelikten und Gewaltverbrechen sind die Zahlen gesunken. Die Einwohner Goslars und der umliegenden Orte können somit auf eine stabilisierte Sicherheitslage blicken, die zugleich auf die strategische Arbeit der Polizei und Präventionsprogramme zurückzuführen ist.
Deliktspezifische Entwicklungen im Überblick
Rohheits- und Gewaltkriminalität
Die Zahl der Rohheitsdelikte – darunter fallen Körperverletzung, Bedrohung und ähnliche Straftaten – sank auf 1.767 Fälle. Dies entspricht einer moderaten Verbesserung. Während körperliche Übergriffe um 98 Fälle zurückgingen, wurden 60 zusätzliche Bedrohungen registriert. Der Fokus der Polizei liegt hier zunehmend auf gezielter Täter-Opfer-Arbeit und präventiven Programmen an Schulen und Jugendzentren.
Sexualdelikte: Leichte Zunahme
In einem weniger erfreulichen Licht steht die Entwicklung im Bereich der Sexualdelikte. Hier wurden 312 Fälle gezählt – eine leichte Steigerung zum Vorjahr. Besonders auffällig ist der Anstieg bei Delikten wie der Verbreitung pornografischer Inhalte sowie Fällen von sexueller Belästigung und Kindesmissbrauch. Diese Taten sind für die Ermittlungsbehörden häufig schwer aufzuklären, da sie sich oft im privaten oder digitalen Raum abspielen.
Einbruchskriminalität: Spürbarer Rückgang
Erfreuliche Nachrichten gibt es im Bereich der Wohnungseinbrüche: Diese sanken um 30 %. Mit einer Aufklärungsquote von 26,73 % steht Goslar im niedersachsenweiten Vergleich gut da. Dennoch ist jeder Einbruch ein massiver Eingriff in die Privatsphäre der Betroffenen. Auch öffentliche Einrichtungen waren 2024 verstärkt Ziel von Einbrüchen:
- Einbruch in die Schule am Hohen Brink
- Einbruch in einen Bürocontainer in Liebenburg
- Einbruch in eine Dachgeschosswohnung in der Danziger Straße
- Einbruch in ein Hotel im Okertal
In all diesen Fällen blieb die Täterschaft zunächst unbekannt. Die Ermittlungen dauern an.
Regionale Brennpunkte: Was sich vor Ort verändert hat
Bad Harzburg
Bad Harzburg zeigt ein durchweg positives Bild: Die Zahl der Straftaten ist gesunken, lediglich ein Anstieg bei Graffiti wurde registriert. Die Stadt bleibt ein ruhiges Pflaster – auch wegen der kontinuierlichen Präsenz von Polizei und Ordnungsamt.
Clausthal-Zellerfeld
Auch Clausthal-Zellerfeld konnte einen Rückgang von 3 % auf nun 720 Straftaten verbuchen. Besonders kurios: Ein wiederholter Briefkastenplünderer beschäftigte die Polizei und war Anlass für zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung.
Jugendkriminalität: Ursachen und Prävention
Die Zahl der jugendlichen Tatverdächtigen ging leicht zurück. Trotzdem stellen Kinder, Jugendliche und Heranwachsende einen nicht zu unterschätzenden Anteil an bestimmten Deliktgruppen, insbesondere im Bereich der Rohheitsdelikte. Oft handelt es sich um Gewalttaten gegen Gleichaltrige im schulischen oder privaten Umfeld.
Experten führen diese Delikte u. a. auf Gruppenzwang, fehlende soziale Kontrolle im digitalen Raum und geringe Impulskontrolle zurück. Schulen melden mittlerweile häufiger verdächtige Verhaltensmuster und Übergriffe, was die Statistik ebenfalls beeinflusst.
„Die Zahlen sind nicht nur Ausdruck kriminellen Verhaltens, sondern auch Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen“, betonte ein Polizeisprecher bei der Vorstellung der Statistik.
Cyberkriminalität und Betrug: Neue Fronten der Kriminalitätsbekämpfung
Digitale Delikte im Vormarsch
Mit 117 Fällen von Daten-Ausspähung und insgesamt 838 Auslandstaten im digitalen Raum zeigt sich: Cyberkriminalität ist ein wachsendes Problem. Auch wenn viele Taten von außerhalb Deutschlands verübt werden, sind die Auswirkungen für Goslarer Unternehmen und Privatpersonen spürbar.
Enkeltrick und falsche Polizisten
Ein wiederkehrendes Problem bleibt der sogenannte Enkeltrick sowie Betrügereien durch falsche Polizeibeamte. 2024 wurden 12 vollendete Fälle registriert, weitere 40 blieben im Versuchsstadium. Auch sieben erfolgreiche Taten durch falsche Beamte wurden verzeichnet. Die Polizei führt den Rückgang im Vergleich zu Vorjahren auf intensive Aufklärungskampagnen zurück.
Verkehrsgerichtstag 2025 in Goslar: Fokus auf Mischkonsum
Ein bedeutsames Signal sendete der Verkehrsgerichtstag 2025 aus Goslar: Experten fordern strengere Regeln für Mischkonsum aus Alkohol und Cannabis im Straßenverkehr. Grund: Beide Substanzen verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung – bereits geringe Mengen erhöhen die Unfallgefahr drastisch. Die Empfehlungen reichen von Aufklärungskampagnen bis hin zur Senkung der Grenzwerte.
Gewalt gegen Polizeibeamte nimmt ab
Ein weiterer Lichtblick in der Statistik: Die Zahl der Gewalttaten gegen Polizeibeamte sank von 83 auf 67 Fälle. Dies ist nicht nur ein Zeichen für eine verbesserte Deeskalationsstrategie, sondern auch für eine vorsichtigere gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Ordnungskräften.
Großkontrollen und Präventionsarbeit
Im Februar 2024 führte die Polizeiinspektion Goslar eine großangelegte Verkehrskontrolle an der B248 bei Seesen durch. Ergebnis: Zehn Straftaten und 24 Ordnungswidrigkeiten wurden registriert. Die Kontrolle zielte vor allem auf Eigentumskriminalität und Verkehrsdelikte, etwa Fahren ohne Fahrerlaubnis, nicht gesicherte Ladung oder Nutzung elektronischer Geräte während der Fahrt.
Internationale Perspektive: Vergleich mit den Niederlanden
Ein Blick über die Landesgrenzen hinaus zeigt: Auch in den Niederlanden ist die registrierte Kriminalität 2024 zurückgegangen. Mit rund 812.000 Straftaten lag die Zahl unter dem Vorjahreswert. Besonders Wohnungseinbrüche und Gewaltverbrechen zeigten stabile Zahlen, was auf ähnliche gesellschaftliche Entwicklungen und Präventionsmaßnahmen hinweist.
Fazit: Viel erreicht – neue Herausforderungen
Die Kriminalitätsentwicklung in Goslar im Jahr 2024 liefert ein differenziertes Bild. Der Rückgang der Straftaten und die hohe Aufklärungsquote sind zweifelsohne Erfolge. Gleichzeitig rücken neue Deliktsbereiche wie Cyberkriminalität, Sexualdelikte und Jugendgewalt stärker in den Fokus der Behörden.
Eine effektive Kriminalitätsbekämpfung erfordert nicht nur polizeiliche Präsenz, sondern auch gesellschaftliche Teilhabe, Aufklärung und Prävention. Schulen, soziale Einrichtungen und Familien sind dabei ebenso gefragt wie Polizei und Justiz.
Goslar steht, gemessen an den Zahlen, gut da – aber der Wandel krimineller Strukturen und die digitale Transformation stellen weiterhin komplexe Herausforderungen dar, denen sich die Region mit gezielter Strategie und moderner Infrastruktur stellen muss.