
Wernigerode – Die neuesten Umfragen zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt sorgen im Harz für Aufsehen. Mit einem Rekordwert von 39 Prozent liegt die AfD im Landesdurchschnitt weit vor der CDU. Diese Entwicklung wirkt sich auch lokal auf den Wahlkreis Harz aus, wo sich gesellschaftliche und politische Dynamiken spürbar verändern.
Ein Umfragehoch mit Signalwirkung
Die aktuellen Zahlen des Instituts Infratest dimap, erhoben Ende August und Anfang September 2025, weisen die AfD in Sachsen-Anhalt mit 39 Prozent aus. Die CDU folgt mit 27 Prozent, während SPD, Linke, BSW und Grüne weit abgeschlagen dahinterliegen. Schon auf den ersten Blick zeigt sich: Dieses Ergebnis markiert einen historischen Einschnitt in der politischen Landschaft. Für den Harz bedeutet es, dass der bundesweite Ost-West-Trend der AfD hier eine besondere Schärfe gewinnt.
Die Region Harz, bekannt für ihre Mittelgebirgslandschaft und ihre Bedeutung als Tourismusziel, rückt damit auch politisch in den Fokus. Die Frage, „Welche Auswirkungen hat der Umfrage-Hochstand der AfD auf die politische Stimmung im Harz?“, wird nicht nur in politischen Zirkeln, sondern auch in der Gesellschaft gestellt. Die Antwort fällt vielschichtig aus, denn sie betrifft lokale Parteistrukturen, die kommunale Politik, aber auch das Image des Harzes nach außen.
Der Harz als Spiegel der Landesentwicklung
Ein Blick in die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 zeigt, dass der Wahlkreis Harz nahezu exakt den landesweiten Trend abbildet. Mit 39 Prozent Erststimmen für die AfD ist die Region ein Paradebeispiel für den Aufstieg dieser Partei in Sachsen-Anhalt. Dieses Ergebnis lässt sich nicht mehr als lokaler Ausreißer interpretieren, sondern steht stellvertretend für eine sich verfestigende Entwicklung im Osten Deutschlands.
Gleichzeitig geraten die bisherigen Volksparteien unter Druck. CDU, SPD und Grüne verlieren deutlich an Rückhalt. Insbesondere die CDU, die im Harz traditionell über eine starke Basis verfügte, sieht sich gezwungen, neue Strategien zu entwickeln. Schon im April 2025 forderte der CDU-Kreisverband im Harz offen, die sogenannte Brandmauer zur AfD aufzugeben. Diese Diskussion zeigt, wie sehr sich die politische Realität verändert hat.
Interne Debatten innerhalb der CDU
Die Diskussion um die Zusammenarbeit mit der AfD spaltet die CDU im Harz. Auf lokaler Ebene formulierte der Kreisverband deutliche Kritik am Unvereinbarkeitsbeschluss, der seit 2018 eine Zusammenarbeit mit AfD und Linken untersagt. „Wir müssen die Realität anerkennen und aufhören, politische Tabus über die Köpfe der Mitglieder hinweg aufrechtzuerhalten“, hieß es aus dem Kreisverband.
Während die Landes- und Bundespartei klar an der Brandmauer festhalten, zeigt sich in der Basis eine wachsende Unzufriedenheit. Austritte und scharfe Debatten sind die Folge. Dass diese Entwicklung im Harz ihren Ausgangspunkt nimmt, ist bezeichnend: Hier wird das Spannungsfeld zwischen Parteiführung und regionaler Realität besonders deutlich.
Gefühlte Realität und politische Entscheidungen
Eine vom Ifo-Institut durchgeführte Studie belegt, dass die Gründe für den starken AfD-Zuspruch nicht primär in der objektiven Wirtschaftslage liegen. Vielmehr sind es subjektive Wahrnehmungen, die entscheidend sind. Ältere Menschen und geringqualifizierte Bevölkerungsgruppen berichten von Abstiegsängsten und einer gefühlten Benachteiligung. Diese Faktoren sind im Harz besonders präsent, wo Strukturwandel und demografische Entwicklungen das Lebensgefühl prägen.
Diese „gefühlte Realität“ führt dazu, dass politische Maßnahmen allein nicht ausreichen, wenn sie nicht gleichzeitig das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen. Für die etablierten Parteien bedeutet das, dass es im Harz nicht nur um Programme und Zahlen geht, sondern um das Ernstnehmen der Sorgen, die die Menschen alltäglich bewegen.
Kommunalpolitik: Zusammenarbeit mit Grenzen
Eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB) untersuchte tausende kommunale Sitzungen in Ostdeutschland. Das Ergebnis: Nur in etwa 20 Prozent der Fälle kam es zu inhaltlicher Beschäftigung mit AfD-Vorschlägen, und lediglich 10 Prozent wurden von mehreren nicht-AfD-Abgeordneten unterstützt. Das zeigt, dass die Brandmauer auf kommunaler Ebene zwar nicht völlig dicht ist, aber nach wie vor weitgehend funktioniert.
Die Frage „Gibt es Beispiele für Zusammenarbeit mit der AfD auf kommunaler Ebene im Harz?“ lässt sich also differenziert beantworten: Ja, in pragmatischen Sachfragen wie Infrastruktur oder Verkehr kommt es zu punktueller Unterstützung. Eine grundsätzliche politische Kooperation aber bleibt die Ausnahme.
Auswirkungen auf den Tourismus im Harz
Eine besondere Diskussion entstand in den sozialen Medien, als Nutzer fragten, ob die starken AfD-Werte den Tourismus im Harz beeinträchtigen könnten. In einem viel diskutierten Beitrag auf Instagram wurde diese Frage kontrovers debattiert. Einige Stimmen befürchteten, dass der Ruf des Harzes als weltoffene Urlaubsregion leiden könnte. Andere sahen darin keinen Grund zur Sorge: „Wir fahren in den Harz wegen der Berge, Wälder und Kultur, nicht wegen der Politik“, so eine häufige Antwort.
Damit wird deutlich, dass die politische Stimmung zwar wahrgenommen wird, ihre Wirkung auf den Tourismus aber unterschiedlich eingeschätzt wird. Während Skepsis bleibt, spielt die Natur als Hauptargument für den Harz nach wie vor die wichtigste Rolle bei der Wahl des Reiseziels.
Gesellschaftliche Stimmung im Wandel
Die gesellschaftliche Stimmung im Harz verändert sich spürbar. Während ein Teil der Bevölkerung den Aufstieg der AfD als Ausdruck ihrer Unzufriedenheit unterstützt, bleibt ein anderer Teil verunsichert und fragt sich, wohin die politische Entwicklung führt. Auf Bürgerversammlungen, in Vereinen und auch in den sozialen Medien wird zunehmend intensiver diskutiert.
Die Frage „Wie reagieren kommunale Politik und CDU-Basis im Harz auf Umfrage-starke AfD?“ ist somit ein Spiegel des gesellschaftlichen Diskurses. Während die politische Elite vorsichtig bleibt, fordert die Basis Veränderungen und drängt auf neue Strategien. Diese Dynamik verstärkt das Gefühl, dass im Harz eine Zeitenwende bevorstehen könnte.
Der Harz als politisches Labor
Mit Blick auf die kommenden Landtagswahlen wird der Harz zum politischen Labor. Hier zeigt sich, wie die etablierten Parteien auf den AfD-Boom reagieren und ob es gelingt, neue Wege zu finden. Dabei wird es nicht nur um Koalitionsoptionen gehen, sondern um die Frage, wie das Vertrauen der Menschen zurückgewonnen werden kann.
Eine wichtige Rolle spielt die Kommunikation. Menschen im Harz fühlen sich oft nicht ausreichend gehört. Politische Botschaften, die als abgehoben oder technokratisch empfunden werden, verstärken die Entfremdung. Einfache Erklärungen, direkte Nähe und das Aufgreifen lokaler Themen könnten entscheidend sein, um die Stimmung wieder zugunsten der etablierten Parteien zu drehen.
Tabelle: Politische Ausgangslage in Sachsen-Anhalt und im Harz
| Partei | Umfrage Sachsen-Anhalt (2025) | Bundestagswahlkreis Harz (2025) |
|---|---|---|
| AfD | 39 % | 39 % |
| CDU | 27 % | 27 % (geschätzt nach Trend) |
| Linke | 13 % | ca. 12–13 % |
| SPD | 7 % | unter 10 % |
| BSW | 6 % | geringer Anteil |
| Grüne | 3 % | kaum präsent |
Stimmung und Zukunftsaussichten
Die Frage, wie es politisch im Harz weitergeht, ist offen. Klar ist jedoch: Die AfD hat ihre Position massiv ausgebaut und wird auf absehbare Zeit die zentrale Kraft im regionalen politischen Diskurs bleiben. Die CDU steht vor der Entscheidung, entweder ihre Abgrenzung aufrechtzuerhalten oder neue Wege zu suchen. Andere Parteien wie SPD oder Grüne scheinen derzeit keine echte Alternative für breite Wählerschichten zu bieten.
Für die Menschen im Harz bedeutet dies, dass die politische Landschaft in Bewegung bleibt. Sie sehen sich mit einer Situation konfrontiert, die von Unsicherheit und Debatten geprägt ist. Die Politik wird sich daran messen lassen müssen, ob sie Antworten auf die Sorgen und Ängste der Bevölkerung findet.
Der Harz steht nicht nur landschaftlich im Zentrum von Sachsen-Anhalt, sondern auch politisch im Rampenlicht. Die jüngsten Umfragen zeigen eindrücklich, dass sich die politischen Mehrheiten verschieben und neue Realitäten entstehen. Für die etablierten Parteien geht es darum, Vertrauen zurückzugewinnen und den Menschen das Gefühl zu geben, ernst genommen zu werden. Für die AfD wiederum bedeutet das hohe Umfrageergebnis eine Bestätigung, dass ihre Themen im Harz auf Resonanz stoßen.
Ob diese Entwicklung den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt oder gefährdet, bleibt eine der großen Fragen der kommenden Monate. Sicher ist: Der Harz ist zum Symbol für den politischen Wandel in Sachsen-Anhalt geworden – und die ganze Republik schaut aufmerksam auf die Region zwischen Brocken und Bodetal.







