
Ein stiller Protest mit lauter Botschaft
Am 11. Juni begann die 45-jährige Asma Kilani aus dem beschaulichen Veltheim bei Halberstadt einen Hungerstreik. Ihr Ziel ist klar: Aufmerksamkeit für das Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza, insbesondere für Frauen und Kinder, die unter Hunger, Belagerung und Hoffnungslosigkeit leiden. „Ich spüre nur einen Bruchteil ihres Leids“, sagt sie. Ihre Worte treffen den Kern einer weltweiten humanitären Krise – und zugleich den Nerv vieler Menschen in Deutschland.
Was als Einzelaktion begann, hat sich zu einer regional beachteten Bewegung entwickelt. Nur wenige Tage nach Beginn des Streiks schloss sich der 81-jährige Rentner Hans-Jürgen Scholz aus Halberstadt an. Auch der 79-jährige Ex-Hausarzt Helmut Käss aus Braunschweig hatte bereits zuvor aus denselben Gründen einen Hungerstreik begonnen. Gemeinsam stehen sie für ein Zeichen der Solidarität – nicht aus parteipolitischer Motivation, sondern aus menschlicher Überzeugung.
Forderungen der Aktivisten: Blockade beenden, Hilfe ermöglichen
Die Forderungen der Streikenden sind eindeutig formuliert:
- Ein sofortiges Ende der Blockade, die humanitäre Hilfslieferungen behindert
- Freier Zugang für internationale Hilfsorganisationen nach Gaza
- Politischer Druck aus Deutschland auf Israel und die internationale Gemeinschaft
Insbesondere kritisieren die Aktivisten die Ineffizienz internationaler Diplomatie. Trotz vielfältiger Debatten über Waffenstillstände, bleibt die Versorgungslage der Zivilbevölkerung dramatisch. Der Hungerstreik versteht sich daher nicht als politische Provokation, sondern als moralischer Appell.
Humanitäre Lage in Gaza: Hunger als Waffe?
Gaza ist nach Einschätzung internationaler Beobachter derzeit einer der am stärksten betroffenen Krisenherde weltweit. Laut UN-Organisationen sind nahezu 100 % der Bevölkerung von Ernährungsunsicherheit betroffen. Hilfsorganisationen wie UNICEF und das Welternährungsprogramm warnen vor massiver Mangelernährung und einer sich anbahnenden Hungersnot.
Eine Analyse des New Yorker ergab, dass für eine ausreichende Versorgung mindestens 500 LKW-Lieferungen pro Tag nötig wären. Tatsächlich liegt die Zahl oft im niedrigen dreistelligen Bereich – zu wenig, um die humanitäre Katastrophe zu stoppen. Ein Bericht der Famine Review Committee zeigt: Die Wahrscheinlichkeit einer Hungersnot ist nicht nur hoch, sie ist bereits Realität für viele.
Internationale Bewertungen in Zahlen
Organisation | Bewertung der Lage | Stand |
---|---|---|
UNICEF | Über 500.000 Menschen akut hilfsbedürftig | Juni 2025 |
Guardian | „Hungriest place on Earth“ | Mai 2025 |
IPC (Famine Review Committee) | Hungerkrise mit Hungertodgefahr | Juni 2024 |
Human Rights Watch | Einsatz von Hunger als Kriegswaffe | 2023/2024 |
Mediale Resonanz und politische Reaktionen
Während die regionale Presse ausführlich über den Hungerstreik berichtet, bleibt eine bundesweite mediale Reaktion bislang weitgehend aus. Dabei ist das Thema längst auf der politischen Tagesordnung angekommen: Im Bundestag wurde eine aktuelle Stunde zur humanitären Lage in Gaza einberufen. Verschiedene Fraktionen forderten verstärkte Anstrengungen zur Durchsetzung internationaler Hilfsleistungen.
Doch von konkretem politischen Handeln ist bisher wenig zu spüren. Für Asma Kilani, Hans-Jürgen Scholz und Helmut Käss ein weiterer Grund, ihren Protest fortzusetzen. Sie sehen ihre Aktion als notwendiges Korrektiv zu einer Politik, die zwar Anteilnahme signalisiert, aber zu selten in Taten übergeht.
Soziale Medien: Digitale Solidarität und globale Stimmen
Unter Hashtags wie #Hunger4Justice und #Gaza_is_Starving formiert sich im Netz weltweite Unterstützung. Besonders auf Twitter berichten Betroffene aus Gaza in Echtzeit über ihre Lage. Ein Nutzer schreibt: „In Gaza, people don’t just die from bombing… they die from hunger.“
In Reddit-Foren diskutieren internationale User über den Hungerstreik in Deutschland. Dabei wird nicht nur Respekt für den Mut der Beteiligten geäußert, sondern auch die Frage gestellt: Was kann ein einzelner Streik im Harz wirklich bewirken? Die Antwort vieler User ist eindeutig – jedes Zeichen zählt.
Beispielhafte Stimmen aus sozialen Netzwerken:
- „Ein stiller Streik, der mehr aussagt als tausend Reden.“
- „Diese Menschen hungern aus freien Stücken – während andere zum Hungern gezwungen sind.“
- „Widerstand beginnt im Kleinen. Vielleicht ja in Halberstadt.“
Medizinische Risiken: Ein gefährlicher Weg
Hungerstreiks gelten als friedliche Form des zivilen Ungehorsams – doch sie sind nicht ungefährlich. Laut medizinischen Studien können bereits nach 14 Tagen ohne feste Nahrung gravierende gesundheitliche Probleme auftreten. Dazu gehören:
- Herzrhythmusstörungen
- Störungen des Elektrolythaushalts
- Muskelschwäche und Abbau
- Kognitive Einschränkungen
- Verlust des Immunschutzes
Asma Kilani wird inzwischen medizinisch betreut, ebenso wie ihre Mitstreiter. Doch die Risiken steigen mit jedem Tag. Umso bemerkenswerter ist ihre Entschlossenheit: „Wenn ich nur durch meinen Verzicht auf Nahrung ein wenig Aufmerksamkeit schaffen kann, dann war es das wert.“
Ein globales Problem mit lokalem Widerhall
Der Hungerstreik in Halberstadt steht exemplarisch für eine größere Bewegung: Menschen, die sich nicht mehr mit reiner Betroffenheit zufriedengeben wollen. Die Protestierenden verlangen, dass Deutschland nicht nur humanitäre Hilfe zusichert, sondern auch politisch aktiver wird.
Die Blockade der Hilfslieferungen bleibt das zentrale Problem – und die bittere Realität für Millionen Menschen im Gazastreifen. Die Aktionen der Aktivisten aus dem Harz verdeutlichen: Auch aus der geografischen Mitte Deutschlands kann ein starkes moralisches Signal in die Welt gesendet werden.
Solidarität kennt keine Grenzen
Der Hungerstreik in Halberstadt ist kein politischer Showakt, sondern ein Ausdruck tief empfundener Solidarität. Er zeigt, dass das Leid der Menschen in Gaza nicht vergessen ist – selbst in kleinen Städten und Dörfern Mitteleuropas. Die Beteiligten riskieren ihre Gesundheit, um auf etwas aufmerksam zu machen, das täglich tausende Leben gefährdet.
Ob dieser Protest politische Veränderungen bewirken kann, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Die Stimme der Menschlichkeit, so leise sie auch begonnen haben mag, hallt weiter. Und sie wird gehört.