Oberharz

Schulenberg im Oberharz: Neue Bramkebrücke wächst auf alten Fundamenten

Schulenberg im Oberharz – Die Bramkebrücke über den Okerstausee ist seit Jahren ein Problemfall. Nun steht fest: Ein Neubau wird kommen, doch die Bauzeit ist lang und die Geduld der Bürger stark strapaziert. Ab 2025 soll die alte Brücke abgerissen und eine neue Brücke auf den historischen Pfeilern errichtet werden – mit Blick auf Ende 2027 als Fertigstellungstermin.

Ein Bauwerk von 1941 und seine Bedeutung

Die Bramkebrücke wurde 1941 errichtet, im Zuge der Infrastrukturmaßnahmen rund um die Errichtung der Okertalsperre. Sie verbindet seitdem die Orte im Oberharz mit wichtigen Verkehrswegen. Das Besondere: Sie steht auf mächtigen Betonpfeilern, die über den Stausee ragen und über Jahrzehnte hinweg trotz zunehmender Belastungen stabil geblieben sind. Dass diese Pfeiler – nach eingehender Prüfung – nun teilweise erhalten und im Neubau integriert werden, ist nicht nur ein technisches Detail, sondern prägt das gesamte Projekt.

Die Brücke ist dabei nicht irgendeine Landstraße: Sie markiert einen Knotenpunkt zwischen Schulenberg, Clausthal-Zellerfeld, Altenau und dem Okerstausee. Tourismus, regionale Betriebe und Einwohner sind von der Sperrung gleichermaßen betroffen. Schon kleine Einschränkungen führen zu erheblichen Umwegen und Versorgungsproblemen, wie in den vergangenen Jahren immer deutlicher wurde.

Von der Lastbeschränkung zur Vollsperrung

Lange bevor die Brücke komplett gesperrt wurde, gab es bereits Warnsignale. Zunächst war sie nur für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gesperrt, eine Lastbeschränkung, die später auf 24 Tonnen festgelegt wurde. Doch spätestens im Juni 2023 war klar: Die Sicherheit war nicht mehr gewährleistet. Experten stellten gravierende Schäden fest, die einen sofortigen Stopp jeglichen Verkehrs notwendig machten. Seither bleibt die Bramkebrücke für Autos, Radfahrer und Fußgänger gesperrt.

Bereits 2020 hatten Taucher unterhalb der Brücke Bruchstücke festgestellt. Der Tauchverband warnte damals vor Gefahren für Wassersportler. Unterquerungen mit Booten wurden verboten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch für den Straßenverkehr Konsequenzen gezogen werden mussten. Dieser Prozess verdeutlicht, wie lange sich der Zustand der Bramkebrücke zugespitzt hat.

Neubau auf historischen Fundamenten

Die Besonderheit des Projekts liegt darin, dass die alten Brückenpfeiler teilweise erhalten bleiben. Taucher haben die Substanz geprüft, die Betonblöcke erwiesen sich trotz des Alters als weitgehend tragfähig. Allerdings müssen sie gekürzt und an moderne Anforderungen angepasst werden. Die Wiederverwendung dieser Fundamente verkürzt die Bauzeit erheblich und reduziert den Eingriff in das sensible Trinkwasserschutzgebiet der Okertalsperre.

Kennst du das schon?  Torfhaus: Sauna-Brand im Vereinsheim löst Schock im Oberharz aus

Der Abriss erfolgt in mehreren Phasen. Zunächst wird der Asphaltbelag entfernt, danach folgt der Rückbau der Betonfahrbahn. Schließlich wird das Stahlfachwerk in Abschnitten nach Osten herausgezogen – ein aufwendiges Verfahren, das jedoch den Baufortschritt systematisch ermöglicht.

Warum gibt es keine Übergangslösung?

Eine oft gestellte Frage lautet: „Warum kann die Bramkebrücke nicht vorübergehend für Radfahrer oder Fußgänger geöffnet werden?“ Die Antwort ist klar: Der Zustand der Brücke ließ keine Übergangslösung mehr zu. Eine Behelfsbrücke hätte nahezu den gleichen Aufwand erfordert wie der Neubau selbst. Angesichts der Kosten, der technischen Einschränkungen und des engen Zeitplans war dies keine realistische Option.

Strenger Zeitplan und hoher Finanzrahmen

Der Neubau ist ein Großprojekt: Rund 18 Millionen Euro sind veranschlagt, die Bauzeit beträgt etwa zweieinhalb Jahre. Der Start ist für September 2025 angesetzt, Ende 2027 soll die neue Brücke stehen. Dass sich die Fertigstellung über mehrere Jahre hinzieht, liegt an mehreren Faktoren: aufwendige Genehmigungsverfahren, naturschutzrechtliche Auflagen, Trinkwasserschutzbestimmungen und technische Herausforderungen im Rückbau.

Die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr betont, dass die Planungen eng mit zahlreichen Akteuren abgestimmt sind – darunter Harzwasserwerke, Energieversorger, die Telekom, Naturschutz- und Wasserbehörden sowie der Landkreis Goslar. Nur durch diese enge Kooperation können die Arbeiten im hochsensiblen Gebiet der Okertalsperre realisiert werden.

Naturschutz als zentrales Thema

Die Okertalsperre ist nicht nur eine technische Anlage, sondern auch Lebensraum für zahlreiche Tiere. Um die Baustelle herum wurden daher umfassende Maßnahmen ergriffen: Öffnungen in den alten Pfeilern wurden verschlossen, damit keine Fledermäuse gefährdet werden. Ein spezieller Fledermausstollen wurde geschaffen, und für Rauchschwalben entstand ein eigenes Schwalbenhaus. Diese ökologischen Ausgleichsmaßnahmen sollen sicherstellen, dass der Bau im Einklang mit der Natur erfolgt.

Die Okertalsperre – ein sensibles Umfeld

Die Bramkebrücke liegt mitten im größten Speicher der Harzwasserwerke. Die Okertalsperre fasst fast 47 Millionen Kubikmeter Wasser und versorgt gemeinsam mit weiteren Anlagen rund zwei Millionen Menschen in Niedersachsen und Bremen mit Trinkwasser. Jede Baumaßnahme unterliegt deshalb strikten Auflagen. Hinzu kommen Anforderungen des Hochwasserschutzes und der Energiegewinnung, da die Talsperre auch der Stromproduktion dient. Diese komplexen Rahmenbedingungen verdeutlichen, warum der Neubau so sorgfältig geplant werden muss.

Mobilität und Verkehr: eine Region abgeschnitten

„Gibt es eine Umfahrungsstrecke für den allgemeinen Verkehr?“ – auch diese Frage bewegt viele Menschen. Die Antwort ist eindeutig: Nein. Ein Forstweg wurde zwar als Rettungsweg ertüchtigt, doch er ist für die Öffentlichkeit gesperrt. Gründe sind die mangelnde Breite, fehlende Winterdiensttauglichkeit und die Gefährdung durch Begegnungsverkehr. Für Einwohner und Besucher bedeutet das, dass Schulenberg bis zur Fertigstellung in einer Art Sackgassenlage bleibt.

Kennst du das schon?  Italienische Klänge in Beneckenstein: Wreckmeister begeistert in der Laurentiuskirche

Auch der öffentliche Nahverkehr ist betroffen. Die Buslinie 861 darf Schulenberg seit 2023 nicht mehr anfahren. Während der Schulzeit wurde ein Kleinbus als Ersatz eingerichtet, an Wochenenden und in den Ferien entfällt das Angebot vollständig. Damit sind nicht nur Pendler, sondern auch Schüler und Touristen von Einschränkungen betroffen.

Tourismus unter Druck

Die Region um den Okerstausee lebt vom Tourismus. Ferienwohnungen, Ausflugslokale, Wander- und Radwege – alles hängt von der Erreichbarkeit ab. Viele Gastgeber weisen ihre Gäste inzwischen schon vor der Buchung auf die Sperrung hin. Auf Reiseplattformen und in sozialen Medien ist der Hinweis auf die Bramkebrücke fester Bestandteil von Kommentaren. Wander- und Rad-Apps wie Komoot verzeichnen inzwischen angepasste Routen, die den gesperrten Übergang meiden.

Besonders betroffen sind Ausflügler, die Touren rund um den Stausee planen. Wo früher eine Rundstrecke möglich war, enden Routen heute abrupt im Nichts. Die Brücke ist nicht nur für den motorisierten Verkehr wichtig, sondern auch für weiche Mobilität wie Wandern und Radfahren.

Bürgerstimmen und öffentlicher Druck

In sozialen Netzwerken äußern Einwohner und Besucher regelmäßig ihren Unmut. Lokale Gruppen berichten von Umsatzeinbrüchen, Touristen äußern sich enttäuscht über die eingeschränkte Erreichbarkeit. Auch politisch ist die Brücke längst ein Thema: Kreistagsdebatten drehen sich um die Frage, ob nicht doch eine Zwischenlösung möglich gewesen wäre. Bundesweit Aufmerksamkeit erlangte die Brücke, als das ZDF sie als „Hammer der Woche“ vorstellte – ein Symbol für marode Infrastruktur und zähe Planungsverfahren.

Namensverwechslung und Navi-Probleme

Ein besonderes Ärgernis: Viele Navigationssysteme verwechseln die Bramkebrücke mit der Weißwasserbrücke, einer ganz anderen Querung im Harz. Gäste landen so regelmäßig vor gesperrten Wegen oder fahren Umleitungen, die nicht vorgesehen sind. Die Okersee-Schifffahrt und lokale Betriebe weisen deshalb ausdrücklich darauf hin, dass die Bramkebrücke und die Weißwasserbrücke nicht identisch sind. Diese Verwirrung verdeutlicht, wie groß der Informationsbedarf in der Bevölkerung ist.

Welche Fragen stellen sich die Menschen?

In den vergangenen Monaten haben sich bestimmte Nutzerfragen gehäuft, die exemplarisch die Sorgen und Interessen der Bevölkerung abbilden:

  • Was ist der aktuelle Zeitplan für den Abriss und Neubau? – Baubeginn September 2025, Fertigstellung Ende 2027.
  • Warum gibt es keine Übergangslösung? – Eine Behelfsbrücke wäre fast so aufwendig wie der Neubau, der Zustand ließ keine sichere Nutzung mehr zu.
  • Welche Naturschutzmaßnahmen werden umgesetzt? – Ersatzquartiere für Fledermäuse und Rauchschwalben, Leitungstrassen wurden verlegt.
  • Wer ist am Bau beteiligt? – Neben der Landesbehörde unter anderem Harzwasserwerke, Telekom, Energieversorger, Landkreis Goslar und Fachbehörden.
Kennst du das schon?  Torfhaus: Sauna-Brand im Vereinsheim löst Schock im Oberharz aus

Diese Fragen sind nicht nur technisch, sondern auch emotional aufgeladen. Sie zeigen, wie stark das Bauwerk den Alltag im Oberharz prägt.

Schulenberg im Fokus: Alltag mit der Sperrung

Die Sperrung prägt inzwischen das Leben in Schulenberg. Wer von dort in die umliegenden Orte fahren möchte, muss erhebliche Umwege in Kauf nehmen. Betriebe, die auf Lieferketten angewiesen sind, berichten von erhöhten Kosten. Für Notfälle wurde der Rettungsweg eingerichtet, doch für den Alltag bleibt die Belastung groß. Manche Einwohner sprechen von einem „Dorf am Ende der Straße“.

Ein Projekt mit Symbolkraft

Der Neubau der Bramkebrücke steht nicht nur für eine regionale Verkehrsverbindung. Er ist Symbol für den Umgang mit alter Infrastruktur in Deutschland: zwischen Verfall, teuren Neubauten und langwierigen Planungsprozessen. Die Wiederverwendung der alten Pfeiler ist dabei auch ein Sinnbild – für die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft.

Wenn Ende 2027 die neue Bramkebrücke eröffnet wird, endet für Schulenberg eine lange Phase der Isolation. Bis dahin aber bleibt die Region auf Geduld angewiesen. Die Brücke zeigt, wie stark ein einzelnes Bauwerk das Leben einer ganzen Region beeinflussen kann – im Guten wie im Schlechten. Tourismus, Alltag und Wirtschaft hängen an dieser Verbindung, und mit jedem Monat Sperrung wächst die Hoffnung auf eine schnelle Fertigstellung. Am Ende wird die neue Brücke nicht nur ein Bauwerk sein, sondern ein Signal: dass Infrastruktur, Natur und Region gemeinsam gedacht werden können.

Weiteres aus der Rubrik
Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.