Wernigerode

Labubu-Fieber erreicht den Harz: Warum das Plüschmonster so beliebt ist

Ein Labubu-Plüschtier (nachgestellt) mit zwei kleinen Figuren und den Originalverpackungen. (Symbolbild – exemplarisch)

Wernigerode – Während die Sommerhitze den Harz langsam in Bewegung bringt, lodert in den Spielwarenläden, Onlineforen und sozialen Medien ein ganz anderes Feuer: das Labubu-Fieber. Die Plüschmonster mit den fiesen Grinsen und Hasenohren sind längst mehr als ein Kinderspielzeug – sie sind Statussymbol, Sammelobjekt und Glücksbringer zugleich. Und gerade in kleinen Städten wie Wernigerode oder Goslar scheint der Hype ein Eigenleben zu entwickeln.

Ein kleines Monster erobert die Welt

Was aussieht wie eine Mischung aus gremlinhafter Sagengestalt und zu groß geratenem Kuscheltier, hat seinen Ursprung weit weg vom Harz: Labubu wurde 2015 vom Künstler Kasing Lung erschaffen, inspiriert von nordischer Mythologie. Die Vermarktung übernahm das chinesische Unternehmen Pop Mart. Seit 2019 erscheinen die Monster im sogenannten „Blind Box“-Prinzip – Käufer wissen beim Kauf nicht, welche Figur sie erhalten.

Mit seiner „ugly-cute“-Ästhetik – große Kulleraugen, spitze Zähne, verschmitztes Lächeln – hat Labubu in wenigen Jahren eine weltweite Fangemeinde aufgebaut. Ob als Schlüsselanhänger, Sammlerfigur oder Plüsch in XXL: die Nachfrage ist überall hoch. Der eigentliche Clou dabei ist die Knappheit.

Warum sind Labubu-Figuren so schwer zu bekommen?

Diese Frage beschäftigt nicht nur Kinder, sondern vor allem Erwachsene – und das weltweit. Der Vertrieb läuft fast ausschließlich über die Pop Mart App, in der sogenannte „Drops“ angekündigt werden. Diese finden meist an festen Tagen zu festgelegten Zeiten statt – häufig sonntags, dienstags und donnerstags. Viele Sammler versuchen, direkt nach Freigabe zuzuschlagen. Doch oft ist der Bestand binnen Sekunden vergriffen.

Die künstliche Verknappung gehört zur Strategie: Pop Mart möchte die Figuren exklusiv halten und setzt gezielt auf das Prinzip der Unerreichbarkeit. Das erzeugt ein Gefühl von Exklusivität – und steigert die Nachfrage.

Labubu in Deutschland – und im Harz

Seit Sommer 2025 ist der Trend endgültig in Deutschland angekommen. Mit der Eröffnung des ersten Pop Mart Stores in Berlin bildeten sich tagelange Warteschlangen. Auch online ist der Ansturm enorm. Wer glaubt, dass der ländliche Raum davon verschont bleibt, irrt: Auch in Städten wie Braunschweig, Quedlinburg oder Bad Harzburg werden die Figuren heiß gehandelt. Lokale Spielwarenhändler berichten von verzweifelten Anfragen, ob und wann neue Labubu-Figuren eintreffen.

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Eine Verkäuferin aus Wernigerode erzählt: „Wir haben am Tag mindestens zehn Anfragen – telefonisch oder vor Ort. Die Kinder kommen mit TikTok-Videos auf dem Handy und zeigen uns genau, welche Edition sie suchen.“ Die Realität: Viele der begehrten Modelle sind in Deutschland schlichtweg nicht erhältlich.

Labubu als Lifestyle-Objekt

Was macht Labubu so besonders? Die Antwort liegt nicht nur im Produkt selbst, sondern in der Art, wie es präsentiert wird. Die Figuren sind kein klassisches Spielzeug, sondern Teil eines Lifestyle-Trends. Influencer wie Lisa von Blackpink, Dua Lipa oder sogar Rihanna haben sich mit Labubu-Schlüsselanhängern fotografieren lassen – das Plüschtier wird zum modischen Accessoire.

In den sozialen Medien wird der Hype weiter befeuert. Unter Hashtags wie #labubu oder #blindboxaddict teilen Sammler ihre Unboxing-Erlebnisse, Bastelideen oder kreative Inszenierungen der Figuren. Dabei entstehen kleine Kunstwerke: Labubus mit selbstgemachten Outfits, Mini-Kulissen und eigenen Geschichten. Die Community zeigt hohe kreative Energie.

Warum sind Menschen so besessen von Labubu?

Die Begeisterung für Labubu hat viele Gründe. Psychologen vergleichen das Sammeln von Blind-Box-Figuren mit Glücksspielmechanismen. Das Prinzip des „Nichtwissens“ bei der Bestellung erzeugt eine Art Nervenkitzel. Dopaminausschüttung bei einem seltenen Fund, der Wunsch nach Vollständigkeit und der soziale Aspekt – all das trägt zur Suchtgefahr bei.

„Die Figuren sind eine Art modisches Glücksspiel“, schreibt ein Nutzer in einem Reddit-Thread. „Es geht nicht nur um den Besitz – es geht darum, den richtigen Moment zu erwischen.“

Original oder Fälschung? Der Kampf um Echtheit

Mit dem wachsenden Hype wächst auch der Schattenmarkt. Besonders gefährlich sind Fälschungen – sogenannte „Lafufu“-Plagiate, die im Design dem Original zum Verwechseln ähnlich sehen, aber aus minderwertigen Materialien bestehen. In Foren und auf Plattformen wie Reddit helfen sich Nutzer gegenseitig mit Tipps zur Echtheitsprüfung:

  • Originale haben eine Gravur auf der Unterseite mit Pop Mart-Logo und Künstlerinitialen.
  • Die Verpackung besitzt einen QR-Code mit Hologramm-Siegel.
  • Die Bemalung ist bei echten Figuren fein und matt – Fakes glänzen oft künstlich.
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Besonders Eltern sind durch diesen Umstand verunsichert: „Wie erkenne ich einen echten Labubu?“ ist eine der meistgefragten Suchanfragen in diesem Zusammenhang.

Sammlerwerte und Marktpreise

Labubu ist längst nicht mehr nur ein Kuscheltier. Einige Modelle erzielen auf Onlineplattformen vierstellige Beträge. Die XXL-Version „Big into Energy“ wurde 2024 für über 170.000 Euro versteigert. Im regulären Handel kostet eine Blind Box meist zwischen 10 und 30 Euro – sofern man überhaupt eine bekommt.

Edition Beliebtheit Marktwert (resale)
Big into Energy Sehr hoch bis zu 1.200 €
Have a Seat Hoch 200 – 500 €
Exciting Macaron Mittel 150 – 300 €

Welche Labubu-Serien sind besonders beliebt?

Die beliebtesten Serien zeichnen sich durch besonders verspielte Designs und seltene Varianten aus. „Big into Energy“ etwa ist nicht nur farblich auffällig, sondern enthält auch besonders seltene Figuren mit metallischem Finish oder Glow-in-the-Dark-Effekt.

Frust, Emotionen und Community-Zusammenhalt

Der Weg zu einer Figur ist nicht immer erfreulich. Viele Fans berichten, dass bestätigte Bestellungen von Pop Mart später storniert wurden – ohne Erklärung. Supportanfragen blieben häufig unbeantwortet. Auch technische Probleme mit der App sind keine Seltenheit.

Ein Vater aus einem Forum schreibt: „Ich wollte meiner Tochter ihren ersten Labubu kaufen – aber seit Wochen ist nichts zu kriegen. Und wenn doch, stürzt die App ab.“ Die Community reagiert teils hilfsbereit, teils resigniert.

Gleichzeitig entsteht durch diese Widrigkeiten ein Gefühl der Zugehörigkeit. Reddit-Foren wie r/LabubuDrops oder r/PopMartCollectors fungieren als Tauschbörsen, Ratgeber und seelische Stütze. Kreative Beiträge wie selbstgenähte Outfits oder thematische Dioramen schaffen neue Identitäten rund um das Plüschwesen.

Labubu im Harz: Zwischen Hype und Heimat

Auch im Harz hat sich längst eine kleine, aber wachsende Fangemeinde etabliert. Besonders Jugendliche und junge Erwachsene sind fasziniert von der Mischung aus Kindheitserinnerung und Popkultur. In WhatsApp-Gruppen werden Tipps geteilt, wann ein lokaler Händler neue Ware erwartet – meist vergeblich.

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Ein Schüler aus Halberstadt berichtet: „Wir haben eine Telegram-Gruppe. Wenn jemand was sieht – auch nur ein Poster – wird sofort Alarm gegeben.“ Auch auf lokalen Flohmärkten und in Facebook-Gruppen werden Labubus gehandelt – zu überhöhten Preisen.

Ein Trend, der mehr ist als nur ein Spielzeug

Labubu ist Symbol für vieles: Sammelleidenschaft, Modestatement, Konsumkritik, aber auch kreativen Selbstausdruck. Die Mischung aus limitierter Verfügbarkeit, sozialer Aufladung und digitaler Vernetzung hat etwas geschaffen, das sich nicht mit klassischen Spielwaren vergleichen lässt.

Während viele Sammler die Figuren wegen ihres Designs oder ihrer emotionalen Bedeutung schätzen, sehen Kritiker darin ein Beispiel für konsumgesteuerte Marktpsychologie. Doch Fakt ist: Labubu hat es geschafft, in wenigen Jahren von einem Nischenprodukt zu einem globalen Phänomen zu werden – das nun auch im Harz angekommen ist.

Ob als Glücksbringer, Sammelobjekt oder kulturelles Symbol – Labubu bleibt ein Stofftier mit vielen Gesichtern. Und vielleicht liegt genau darin der Schlüssel zum Hype.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.