
Symbolbild
Schauen (Landkreis Harz) – In der Nacht zum 10. August 2025 stand eine große Heu-Dieme auf einem Stoppelfeld an der L88 zwischen Schauen und der Auffahrt zur BAB 36 in Flammen. 35 Einsatzkräfte der umliegenden Feuerwehren rückten aus, um den Brand zu bekämpfen. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Brandstiftung und bittet um Zeugenhinweise.
Der Einsatz in der Nacht
Gegen 00:30 Uhr wurden die Freiwilligen Feuerwehren alarmiert: Eine aufgestapelte Heu- bzw. Strohdieme brannte lichterloh. Beim Eintreffen der ersten Einsatzkräfte stand der Haufen bereits vollständig in Flammen. Aufgrund der enormen Hitze und der kompakten Struktur der Dieme entschieden sich die Einsatzleiter für ein kontrolliertes Abbrennen, um ein Übergreifen auf umliegende Felder zu verhindern.
Insgesamt waren 35 Feuerwehrleute im Einsatz, die aus mehreren umliegenden Orten herbeigeeilt waren. Die L88 musste während der Löscharbeiten teilweise gesperrt werden, um den Einsatzfahrzeugen den nötigen Raum zu geben. Der Sachschaden wird nach derzeitigen Schätzungen auf rund 7.000 Euro beziffert.
Was ist eine Dieme?
Eine Dieme ist ein traditioneller, freistehender Haufen aus Heu, Stroh oder Getreide, der auf dem Feld aufgeschichtet wird. Historisch gesehen diente sie dazu, Erntegut vorübergehend im Freien zu lagern, bevor es weiterverarbeitet oder eingelagert wurde. Je nach Region wird sie auch als Schober oder Feime bezeichnet. In der modernen Landwirtschaft ist diese Form der Lagerung selten geworden, kommt jedoch weiterhin vor – besonders bei kleineren Betrieben oder in Regionen, in denen traditionelle Methoden gepflegt werden.
Brandgefahr bei sommerlicher Witterung
Die Bedingungen in der Nacht des Brandes waren kritisch: Laut aktuellen Gefahrenindizes lag der Waldbrandgefahrenindex in der Region bei Stufe 3 („mittel“), teils sogar ansteigend auf Stufe 4 („hoch“) in den Folgetagen. Der Graslandfeuerindex zeigte ebenfalls Werte zwischen Stufe 3 und 4. Diese Faktoren begünstigen die Entzündlichkeit von Stoppelfeldern und Heu-Diemen erheblich.
Vor allem heiße, trockene Sommertage erhöhen das Risiko. Offene Lager wie Diemen trocknen schnell aus und werden leicht brennbar. Schon kleine Funken, ausgelöst durch Maschinen, Feuerwerkskörper oder unachtsames Verhalten, können zu einem großflächigen Brand führen.
Selbstentzündung oder Brandstiftung?
Die Ermittler gehen derzeit von einer vorsätzlichen Brandstiftung aus. Dennoch stellt sich für viele die Frage: Kann sich eine Heu-Dieme spontan selbst entzünden? Die Antwort lautet: Ja – unter bestimmten Umständen. Wenn Heu mit zu hoher Restfeuchtigkeit gelagert wird, beginnt ein mikrobieller Gärungsprozess. Dabei entsteht Wärme, die im Inneren des Haufens eingeschlossen bleibt. Steigt die Temperatur auf rund 80 Grad Celsius, kann das Heu von selbst Feuer fangen.
Dieser Vorgang tritt besonders häufig in den ersten sechs Wochen nach der Einlagerung auf. Um das Risiko zu minimieren, setzen Landwirte auf gründliche Trocknung, Belüftungssysteme und regelmäßige Temperaturkontrollen.
Brandprävention in der Landwirtschaft
- Heu vor der Lagerung auf eine Restfeuchte von unter 15 % trocknen.
- Regelmäßige Temperaturmessungen in den ersten Wochen nach der Einlagerung.
- Lagerplätze mit ausreichender Belüftung wählen.
- Genügend Abstand zu Gebäuden, Straßen und anderen Lagerstätten halten.
Gefährdete Lagerplätze im Freien
Eine weitere häufig gestellte Frage lautet: Warum ist Heu auf Stoppelfeldern besonders gefährdet an heißen Tagen? Die Kombination aus Sonneneinstrahlung, trockener Luft und bereits vorhandener Hitze im Inneren der Dieme sorgt dafür, dass selbst kleine Zündquellen wie eine weggeworfene Zigarette ausreichen können. In diesem Zustand breiten sich Flammen rasend schnell aus – oft, bevor Löschmaßnahmen greifen.
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist enorm: Innerhalb weniger Minuten kann ein kleiner Glimmbrand zu einer lodernden Flammenwand werden. Besonders bei Wind besteht die Gefahr, dass Funken auf benachbarte Felder oder sogar in Waldgebiete getragen werden.
Ermittlungen der Polizei
Nach Abschluss der Löscharbeiten nahm die Polizei die Ermittlungen auf. Da die Brandursache nicht natürlich erklärt werden konnte und die äußeren Umstände auf ein vorsätzliches Handeln hindeuten, steht der Verdacht der Brandstiftung im Raum. Das Polizeirevier Harz bittet um Hinweise von Zeugen, die in der Nacht verdächtige Beobachtungen gemacht haben. Anrufe können unter der Telefonnummer 03941/674-293 entgegengenommen werden.
Brandstiftung – eine statistische Einordnung
Laut aktuellen polizeilichen Kriminalstatistiken hat die Zahl der Brandstiftungsdelikte in mehreren Regionen Deutschlands zugenommen. In Sachsen-Anhalt wurden in einzelnen Städten wie Halle im Jahr 2024 zweistellige prozentuale Anstiege verzeichnet. Zwar lassen sich diese Zahlen nicht direkt auf den Landkreis Harz übertragen, sie zeigen jedoch, dass Brandstiftung ein ernstzunehmendes Problem ist, das in der warmen Jahreszeit zusätzlich an Bedeutung gewinnt.
Unterschied zwischen Brandstiftung und Selbstentzündung
Die Unterscheidung ist für die Ermittlungen entscheidend:
Brandstiftung | Selbstentzündung |
---|---|
Fremdeinwirkung durch Personen, z. B. offenes Feuer, Funken oder Brandbeschleuniger. | Entsteht ohne äußere Einwirkung durch chemische oder biologische Prozesse im Heu. |
Vorsätzliche oder fahrlässige Tat, strafrechtlich relevant. | Natürlicher Vorgang, keine Straftat – jedoch vermeidbar durch Prävention. |
Wie schnell breiten sich Heubrände aus?
Die Ausbreitung hängt von mehreren Faktoren ab: Trockenheit, Windgeschwindigkeit, Dichte des Heus und Geländebeschaffenheit. In vielen Fällen reichen wenige Minuten, bis ein Brand nicht mehr kontrollierbar ist. Die Feuerwehr setzt daher bei Heu-Diemen oft auf ein kontrolliertes Abbrennen, da ein vollständiges Löschen im Inneren nahezu unmöglich ist.
Regionale Brandlage im Harz
Der Harz ist aufgrund seiner Mischstruktur aus Wald- und Agrarflächen besonders anfällig für Sommerbrände. In den vergangenen Jahren kam es mehrfach zu Wald- und Vegetationsbränden, die teils große Flächen erfassten. Auch der Brocken war in den Sommermonaten 2024 mehrfach betroffen – ein Hinweis darauf, wie wichtig schnelles Eingreifen und Präventionsmaßnahmen sind.
Lehren aus dem Brand bei Schauen
Der aktuelle Fall zeigt, wie schnell sich ein Brand unter ungünstigen Bedingungen entwickeln kann. Selbst wenn sich am Ende herausstellen sollte, dass kein Täter im Spiel war, verdeutlicht das Ereignis, dass Heu-Diemen bei sommerlicher Trockenheit brandgefährlich sind. Landwirte, Feuerwehr und Polizei arbeiten daher eng zusammen, um Risiken zu minimieren und im Ernstfall schnell reagieren zu können.
Für Anwohner und Verkehrsteilnehmer gilt: Achten Sie in der Nähe von Feldern und Lagerstätten auf verdächtige Personen oder Rauchentwicklungen und melden Sie diese sofort der Polizei. Jede Minute kann entscheidend sein, um größere Schäden zu verhindern.
Die Ermittlungen im Fall der brennenden Heu-Dieme bei Schauen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Bis Ergebnisse vorliegen, bleibt der Verdacht auf Brandstiftung bestehen. Die Feuerwehr betont, dass trotz der nächtlichen Uhrzeit und des schnellen Einsatzes eine vollständige Rettung der Dieme nicht möglich war – das kontrollierte Abbrennen war die sicherste und effektivste Methode, um eine Ausweitung des Brandes zu verhindern.
Für die Region bleibt die Brandgefahr in den Sommermonaten hoch. Prävention, Sensibilisierung der Bevölkerung und eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Einsatzkräften sind entscheidend, um Vorfälle wie diesen künftig zu verhindern oder zumindest die Auswirkungen zu begrenzen.