Quedlinburg

Vergünstigungen für Helfer: Quedlinburg führt Ehrenamtskarte ein

Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Einsatz bei einer Übungssituation unter freiem Himmel. Ihre Arbeit erfolgt oft freiwillig und außerhalb der Öffentlichkeit. (Symbolbild – exemplarisch)

Quedlinburg – Die Stadt würdigt künftig das freiwillige Engagement ihrer Bürgerinnen und Bürger mit einer Ehrenamtskarte. Geplant ist, dass engagierte Helfer damit attraktive Vorteile erhalten – von kostenlosem Museumseintritt bis hin zu Ermäßigungen im Freizeitbereich. Damit zieht Quedlinburg mit vielen anderen Kommunen in Deutschland gleich, in denen solche Karten bereits etabliert sind.

Ein sichtbares Zeichen der Anerkennung für ehrenamtliche Arbeit

Mit der Einführung einer Ehrenamtskarte will die Stadt Quedlinburg ein klares Zeichen setzen: Wer sich freiwillig für das Gemeinwohl einsetzt, soll künftig nicht nur ein Dankeschön erhalten, sondern auch konkrete Vorteile im Alltag genießen. Die Ehrenamtskarte ist dabei mehr als nur ein Stück Plastik – sie steht symbolisch für Wertschätzung, Teilhabe und Gemeinschaft.

Schon im Juli 2025 wurde ein erster Entwurf dem Stadtrat vorgelegt. Die Stadtverwaltung plant, in einem ersten Schritt Vergünstigungen bei städtischen Einrichtungen wie dem Hallenbad, dem Museum Klopstockhaus oder bei bestimmten Veranstaltungen einzuführen. Damit geht Quedlinburg einen Weg, der bereits in anderen Regionen Deutschlands beschritten wurde – allerdings mit individuellen Voraussetzungen und Regeln.

Was ist eine Ehrenamtskarte?

Die Ehrenamtskarte ist ein offizieller Nachweis für überdurchschnittliches ehrenamtliches Engagement. Anders als ein bloßer Tätigkeitsnachweis oder ein Freiwilligenpass ist sie mit konkreten Vorteilen verbunden. Inhaber der Karte können Ermäßigungen, Rabatte oder freien Eintritt bei teilnehmenden Institutionen und Partnerbetrieben erhalten – eine Anerkennung mit praktischem Nutzen.

Während einige Kommunen ausschließlich öffentliche Einrichtungen als Akzeptanzstellen einbinden, gehen andere Städte und Landkreise bereits Kooperationen mit Kinos, Cafés, Einzelhändlern oder Verkehrsverbünden ein. Auch Quedlinburg könnte künftig ähnliche Partnerschaften aufbauen – bislang wurden konkrete Partner jedoch noch nicht benannt.

Welche Voraussetzungen gelten für den Erhalt?

Ein häufig gestellte Frage ist: „Welche Voraussetzungen gelten für die Ehrenamtskarte?“ – Auch in Quedlinburg wird über ähnliche Bedingungen wie in anderen Bundesländern nachgedacht. Dort gilt in der Regel: Wer mindestens fünf Stunden pro Woche (also etwa 250 Stunden im Jahr) ehrenamtlich tätig ist – unentgeltlich und regelmäßig –, erfüllt die grundlegenden Voraussetzungen.

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Zusätzlich könnten bestimmte Gruppen wie Inhaber der Jugendleiterkarte (JuLeiCa), aktive Mitglieder der Feuerwehr oder des Katastrophenschutzes bevorzugt berücksichtigt werden. In anderen Bundesländern erhalten diese Personengruppen die Karte oft ohne formellen Stundennachweis.

Vergünstigungen in Quedlinburg: Was geplant ist

Zum aktuellen Stand plant die Stadt Vergünstigungen in folgenden Bereichen:

  • Freier oder vergünstigter Eintritt in das Hallenbad
  • Kostenloser Zugang zu ausgewählten städtischen Museen (z. B. Klopstockhaus)
  • Ermäßigte Eintrittspreise für Kulturveranstaltungen
  • Mögliche Vergünstigungen im öffentlichen Nahverkehr

Damit greift die Kommune Anregungen auf, die bereits 2024 in Debatten über bevorzugten Zugang für Feuerwehrleute angestoßen wurden. Nun soll das Konzept jedoch breiter gefasst werden und allen ehrenamtlich Engagierten offenstehen.

Wie lange gilt die Ehrenamtskarte?

In den meisten Bundesländern ist die Ehrenamtskarte für einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren gültig. Danach kann sie bei fortgesetztem Engagement neu beantragt oder verlängert werden. Es ist zu erwarten, dass auch Quedlinburg diesem Modell folgt, wenngleich die endgültigen Regelungen noch ausstehen.

Regionale Unterschiede – Ein Blick über die Stadtgrenze

In Deutschland gibt es keine einheitliche Regelung zur Ehrenamtskarte. Jedes Bundesland – und teils sogar jede Kommune – definiert eigene Kriterien, Vergünstigungen und Akzeptanzstellen. In Bayern beispielsweise erhalten Engagierte Zugang zu staatlichen Schlössern, Museen und anderen Einrichtungen. In Schleswig-Holstein gelten 150 Stunden Engagement jährlich über zwei Jahre als Mindestbedingung. Bremen vernetzt seine Ehrenamtskarte sogar länderübergreifend mit Niedersachsen.

In vielen Fällen haben sich Akzeptanzpartner wie Schwimmbäder, Theater oder Freizeitparks angeschlossen. Die Zahl der Vorteile und ihr tatsächlicher Wert variieren stark. Kritiker bemängeln daher gelegentlich, dass der Aufwand zur Beantragung nicht in allen Kommunen durch entsprechend attraktive Leistungen aufgewogen werde.

Gilt die Ehrenamtskarte nur lokal oder auch überregional?

Diese Frage stellen sich viele Bürgerinnen und Bürger: „Gilt die Ehrenamtskarte nur vor Ort oder auch landesweit?“ Tatsächlich hängt das vom jeweiligen Bundesland ab. In NRW, Berlin oder Brandenburg ist die Karte in allen teilnehmenden Kommunen gültig. Ob Quedlinburg ebenfalls eine regionale oder landesweite Gültigkeit anstrebt, bleibt derzeit offen.

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Warum die Ehrenamtskarte mehr als ein Symbol ist

Deutschland ist ein Land des Ehrenamts. Etwa 28,8 Millionen Menschen engagieren sich freiwillig – das entspricht rund 40 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren. Besonders aktiv sind dabei Menschen zwischen 30 und 49 Jahren sowie Senioren ab 65, deren Engagement in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat. Auch das Bildungsniveau hat Einfluss: Menschen mit höherem Bildungsabschluss sind im Durchschnitt engagierter als andere.

„Wir wollen zeigen, dass ehrenamtliches Engagement eine tragende Säule unserer Stadtgesellschaft ist“, so ein Sprecher der SPD Quedlinburg, die das Projekt mit vorangetrieben hat. Die Ehrenamtskarte könne dabei ein verbindendes Element sein – zwischen Generationen, sozialen Gruppen und unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern.

Was unterscheidet Ehrenamtskarte und Ehrenamtsnachweis?

Ein weiterer Punkt, der oft für Verwirrung sorgt: „Was ist der Unterschied zwischen Ehrenamtskarte und Ehrenamtsnachweis?“ – Während ein Ehrenamtsnachweis vor allem dokumentiert, wann und wo man tätig war (oft zur Vorlage bei Bewerbungen oder Behörden), bringt die Ehrenamtskarte echte materielle Vorteile. Sie ist zugleich Anerkennung und Anreiz.

Beantragung: So funktioniert es

Die Beantragung erfolgt in den meisten Städten unkompliziert über die jeweilige Kommune – entweder per Formular oder zunehmend digital. Auch Quedlinburg plant eine einfache Antragsstrecke, sobald das Modell offiziell verabschiedet ist. Die Ehrenamtskarte wird kostenlos vergeben – ein bewusstes Signal, dass Wertschätzung nicht an Kosten scheitern soll.

Eine weitere häufige Frage lautet: „Kostet die Ehrenamtskarte etwas und wie kann man sie beantragen?“ Die Antwort ist klar: Sie ist kostenlos und wird entweder über die Stadt, das Land oder zertifizierte Organisationen ausgestellt. In der Regel ist ein Nachweis über die ehrenamtliche Tätigkeit erforderlich.

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Chancen und offene Fragen für Quedlinburg

Während das Vorhaben in der Stadt auf breite Zustimmung trifft, bleiben manche Fragen offen: Welche Einrichtungen beteiligen sich konkret als Akzeptanzstellen? Welche Ressourcen stellt die Stadt zur Verfügung, um das Projekt langfristig zu sichern? Und wie werden Ehrenamtliche erreicht, die bislang wenig vernetzt sind?

Eine besondere Herausforderung liegt darin, die Karte nicht nur auszustellen, sondern mit echten Vorteilen zu füllen. Denn eine Karte ohne praktische Nutzung bleibt ein Stück Papier. Viele andere Kommunen zeigen jedoch, wie es gehen kann – etwa durch regionale Netzwerke, Unterstützung von Einzelhändlern oder begleitende Öffentlichkeitsarbeit.

Engagement braucht Anerkennung

Quedlinburg setzt mit der Einführung der Ehrenamtskarte ein wichtiges Zeichen. Die Entscheidung, freiwilliges Engagement nicht nur mit Dankesworten, sondern mit spürbaren Vorteilen zu honorieren, zeigt Weitsicht. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen braucht es Menschen, die sich für andere einsetzen – und Strukturen, die ihnen den Rücken stärken.

Ob bei der Tafel, in der Feuerwehr, im Jugendzentrum oder im Kulturverein: Ehrenamtliches Engagement verdient Respekt und Unterstützung. Die Ehrenamtskarte ist ein Schritt in diese Richtung – einer, dem hoffentlich viele weitere folgen werden. Für die Stadt, für ihre Gemeinschaft – und für all jene, die ihre Zeit schenken, ohne etwas zu fordern.

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Über den Autor

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Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.