
Bild: alte Napola in Ballenstedt (Symbolbild/exemplarisch nachgestellt)
Ballenstedt – In einer kleinen Stadt im Harz hat eine Gruppe junger Menschen das geschafft, wovon viele Großstadt-Kreative nur träumen: Sie haben einen leerstehenden Gewerbebau in einen pulsierenden Treffpunkt für elektronische Musik verwandelt. Der Feinkost Club ist das Resultat jahrelanger Arbeit, Leidenschaft und einer Vision für kulturellen Aufbruch in ländlicher Umgebung. Was als alte Fleischerei begann, ist heute ein kulturelles Leuchtfeuer im Harz.
Ein leerstehender Ort wird zur Quelle neuer Energie
Die Geschichte des Feinkost Clubs beginnt mit einem Zustand, der in vielen kleinen Städten zum Alltag gehört: Leerstand. Das unscheinbare Gebäude am Stadtrand von Ballenstedt, einst als Fleischerei betrieben, stand jahrelang still – ungenutzt, heruntergekommen, vergessen. Genau hier sah eine Gruppe junger Kreativer das Potenzial für etwas Neues. Statt Verfall sollte dort künftig Bass zu hören sein.
Initiatoren wie Hannes Herrmann und Kai Mente formierten sich mit Freundinnen und Freunden zu einem engagierten Team. Handwerklich geschickt, kreativ und fest entschlossen, starteten sie in ihrer Freizeit mit dem Umbau. Ohne großes Budget, dafür mit viel Leidenschaft und ehrenamtlichem Einsatz wurde aus einem alten Gewerberaum ein Club, der heute weit über Ballenstedt hinaus Aufmerksamkeit erregt.
Was ist der Feinkost Club in Ballenstedt und wie entstand er?
Der Feinkost Club ist ein unabhängiger Techno-Club, der in Eigeninitiative in einer ehemaligen Fleischerei errichtet wurde. Die Gründer verwandelten den maroden Bau komplett in Eigenleistung. Hilfe kam aus dem Freundeskreis: Elektriker, Schweißer, Dachdecker – alle halfen mit. Unterstützt wurde das Projekt vom Kulturverein Heimatbewegen e.V., der sich schon seit Jahren für kreative Zwischennutzung in Ballenstedt engagiert.
Der untere Bereich des Gebäudes wurde zur Veranstaltungsfläche umgebaut, während das obere Stockwerk teilweise noch die Spuren des Verfalls trägt – ein bewusster Kontrast, der dem Ort seinen rauen Charme lässt. Die Einrichtung ist schlicht, industriell und atmosphärisch dicht. Beton, Stahl, Neon – aber auch warme Details wie ein Kronleuchter über der Bar zeigen den ästhetischen Anspruch des Teams.
Mehr als Techno: Der kulturelle Mix im Harz
Auch wenn der Fokus des Feinkost Clubs auf elektronischer Musik liegt, ist das Angebot vielfältig. Es reicht von klassischen Techno- und House-Abenden bis hin zu Themenpartys wie „Classic Disco“ oder „REBOOT“. Hinter diesen Konzepten steckt ein dramaturgischer Gedanke: Musik wird hier nicht nur gespielt, sondern inszeniert.
Wie viele Floors hat der Feinkost Club und welche Musikstile werden dort gespielt?
Der Club verfügt über bis zu drei Floors, wie bei verschiedenen Events deutlich wurde. Aufgeteilt nach Genres bieten die Räume Techno, House, Melodic Techno und Minimal. So können verschiedene Stile parallel erlebt werden – ein Konzept, das in dieser Form sonst eher in Großstadt-Clubs zu finden ist.
Das Zielpublikum ist ebenso divers: Jugendliche, junge Erwachsene, Zugezogene, Menschen aus der Region, aber auch Gäste aus anderen Teilen Deutschlands, die gezielt zu Events wie der „Cannibal Cooking Club“-Tour anreisen.
Wiederbelebung durch Kreativität – ein Vorbild für andere Orte?
Die Idee hinter dem Feinkost Club ist nicht neu, aber selten so konsequent umgesetzt worden. Städte wie Leipzig oder Berlin haben zahlreiche Beispiele für kreative Zwischennutzung. Doch in Kleinstädten ist das noch ungewöhnlich. Hier treffen kulturelle Ambitionen oft auf Widerstand – sei es bürokratischer, gesellschaftlicher oder finanzieller Art.
Der Feinkost Club beweist, dass auch in ländlichen Räumen innovative Kulturarbeit möglich ist. Statt Leerstand wird kulturelles Leben geschaffen – mit überschaubaren Mitteln, aber großem Effekt.
Gibt es offizielle Dokumentationen oder Medienberichte über den Feinkost Club?
Ja. Im August 2025 erschien eine MDR-Dokumentation mit dem Titel „Techno im Harz – Elektro, Bässe und Ekstase“. Die Reportage gibt einen authentischen Einblick in die Entstehung und Bedeutung des Clubs. Sie begleitet die Macher, zeigt Szenen aus den Veranstaltungen und ordnet das Projekt in den gesellschaftlichen Kontext ein. Der Film löste große Resonanz aus und sorgte für zahlreiche positive Rückmeldungen.
„Wir freuen uns mega über den schönen Artikel beim MDR über unseren Feinkost Club!“ – Feinkost-Team via Instagram
Demografischer Wandel als Chance
Ballenstedt steht – wie viele Orte im Harz – vor großen Herausforderungen. Die Bevölkerung schrumpft, die Altersstruktur verschiebt sich, viele Gebäude stehen leer. Laut Prognosen wird die Einwohnerzahl bis 2030 auf etwa 8.000 sinken. Gleichzeitig nimmt die Anzahl kleiner Haushalte zu, die Altenquote steigt.
Doch was für Stadtplaner ein Problem ist, sehen Kreative als Potenzial. Leerstand bedeutet Fläche. Und Fläche bedeutet Möglichkeit. Die Initiatoren des Feinkost Clubs haben das früh erkannt – und gehandelt.
Die Community trägt das Projekt mit
Ohne die aktive Beteiligung der Menschen aus Ballenstedt wäre der Club nicht möglich gewesen. Die Community ist Herz und Rückgrat des Projekts. Ob beim Umbau, der Organisation von Veranstaltungen oder der Kommunikation in sozialen Medien: Alles läuft auf freiwilliger Basis.
Wie nehmen Besucher und die Community den Club wahr?
Besucherinnen und Besucher zeigen sich begeistert. In Facebook-Kommentaren ist von „Floorfreude“, „richtig guter Energie“ und „Harzliebe“ die Rede. Auch die DJs loben die Atmosphäre. Besonders die familiäre Stimmung und das respektvolle Miteinander werden häufig hervorgehoben.
Die Betreiber bedanken sich regelmäßig öffentlich für die Unterstützung – eine Geste, die in der Clubkultur nicht selbstverständlich ist, hier aber zum Konzept gehört.
Wer steckt hinter dem Eventprogramm des Feinkost Clubs?
Das Booking wird direkt vom Team organisiert. Die DJs stammen teils aus der Region, teils aus anderen Teilen Deutschlands. Namen wie Jason Lapierre, Quentin Bernstein oder Tiefundton stehen für einen elektronischen Sound mit eigener Handschrift. Dabei geht es nicht nur um große Namen, sondern vor allem um Authentizität und Vielfalt.
Veranstaltungen wie „REBOOT“, die 25-Jahre-Tour des Cannibal Cooking Club oder der Classic-Disco-Abend zeigen: Hier wird mit Konzepten gearbeitet, nicht nur mit Playlists.
Ein Ort mit Zukunft?
Die positive Resonanz, die mediale Aufmerksamkeit und die kontinuierliche Weiterentwicklung lassen vermuten: Der Feinkost Club ist gekommen, um zu bleiben. Neue Events, kreative Ideen und der kontinuierliche Ausbau der Räume deuten darauf hin, dass die Reise gerade erst begonnen hat.
Doch wie bei allen unabhängigen Kulturprojekten hängt vieles vom Engagement der Beteiligten ab. Solange es Menschen gibt, die ihre Zeit, Energie und Ideen einbringen, wird auch der Club bestehen. Vielleicht wird er sogar zur Keimzelle weiterer kultureller Projekte in der Region.
Besonderheiten im Überblick
Aspekt | Details |
---|---|
Gründung | 2024, durch junge Menschen in Eigenleistung |
Standort | Ehemalige Fleischerei in Ballenstedt, Harz |
Clubfläche | Mehrere Floors, Veranstaltungsraum, Bar |
Musikrichtungen | Techno, House, Disco, Melodic, Minimal |
Trägerstruktur | Verein Heimatbewegen e.V., ehrenamtliches Team |
Dokumentation | MDR-Doku „Techno im Harz“ (August 2025) |
Abschluss: Vom Leerstand zum Leuchtpunkt
Der Feinkost Club in Ballenstedt steht beispielhaft für das, was kulturelle Selbstermächtigung bewirken kann. Was als Notlösung im Leerstand begann, wurde zu einem kulturellen Hotspot – ein Ort, an dem sich Musik, Gemeinschaft und Visionen begegnen. Das Projekt zeigt: Auch jenseits der Metropolen kann Clubkultur gedeihen – wenn Menschen den Mut haben, Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
In einer Zeit, in der viele ländliche Räume mit Abwanderung und kulturellem Rückzug kämpfen, sendet Ballenstedt ein starkes Signal. Der Feinkost Club ist mehr als ein Ort zum Feiern. Er ist Symbol für Wandel, für Kreativität – und für das, was entsteht, wenn Gemeinschaft auf Ideen trifft.