
Geschäft exemplarisch nachgestellt: Die Drogerie Müller prägte über zwei Jahrzehnte das Stadtbild von Northeim. Nun steht die Filiale vor der Schließung. (Symbolbild – exemplarisch)
Northeim – Die Nachricht kam überraschend und sorgt in der Region für breite Diskussionen: Die Drogeriekette Müller schließt ihre Filiale in der Northeimer Innenstadt nach fast einem Vierteljahrhundert. Während Mitarbeitende und Kundschaft betroffen sind, richtet sich der Blick auf die verbleibende Filiale in Herzberg – bleibt sie erhalten, oder droht auch hier ein Wandel?
Ein Verlust für die Innenstadt: Warum Müller Northeim verlässt
Ende Januar 2026 ist Schluss: Die Drogerie Müller wird ihren Standort am Markt in Northeim nach 24 Jahren aufgeben. Die Entscheidung traf viele Bürgerinnen und Bürger unerwartet, denn die Filiale galt als feste Größe im Stadtbild und wurde von Kundinnen und Kunden regelmäßig frequentiert.
Auf die Frage vieler Nutzer, „Drogerie Müller Northeim schließt – warum?“, gibt das Unternehmen eine klare Antwort: Die Verkaufsfläche sei schlicht zu klein, um moderne Standards, neue Sortimentsstrukturen und digitale Verkaufsprozesse in vollem Umfang umzusetzen. Auch für Erweiterungsmaßnahmen oder eine umfassende Modernisierung fehle es an baulichen und wirtschaftlichen Spielräumen.
Diese Gründe spiegeln einen deutschlandweiten Trend wider. Während die großen Drogerieketten wie dm und Rossmann ihre Filialen modernisieren und teilweise digitalisieren, geraten kleinere Standorte unter Druck. Hinzu kommen veränderte Einkaufsgewohnheiten, ein wachsender Onlinehandel sowie die steigenden Anforderungen an Fläche und Warenvielfalt im stationären Einzelhandel.
Einzelhandel im Wandel – Northeim ist kein Einzelfall
Dass Müller sich aus Northeim zurückzieht, passt in ein größeres Bild: Der stationäre Einzelhandel befindet sich seit Jahren im Umbruch. Studien zeigen, dass die Kundenbindung an Innenstädte abnimmt, während Sortimentsgröße, digitale Services und Erlebnischarakter zunehmen müssen, um Kundschaft dauerhaft zu binden. Laut Branchenschätzungen sank der reale Umsatz im Einzelhandel deutschlandweit im Jahr 2022 leicht um 0,6 % – trotz nominaler Zuwächse infolge der Inflation.
Vor allem kleinere Städte mit historisch gewachsenen, aber wenig flexiblen Handelsflächen geraten in eine schwierige Lage. Die Flächenkonzepte stammen oft aus den 1980er- oder 1990er-Jahren – sie lassen sich kaum mit heutigen Anforderungen an Regaloptimierung, Lieferlogistik oder Kundenführung in Einklang bringen.
„Ein echter Kundenmagnet“ – so sehen es die Northeimer
In sozialen Netzwerken wie Facebook oder regionalen Foren ist der Tenor eindeutig: Die Filiale wird fehlen. Viele betonen, dass der Müller-Markt eine wichtige Anlaufstelle für den täglichen Bedarf gewesen sei. Zudem sei der Laden ein „Kundenmagnet“, der nicht nur Einzelkundschaft, sondern auch Kaufkraft in andere Geschäfte der Innenstadt brachte.
Diese Sicht teilt auch die Stadtverwaltung. In einem öffentlichen Statement betonte sie: „Für die Stadt Northeim und die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung ist es ein zentrales Anliegen, mit Müller im Dialog zu bleiben und eine gute Lösung für den Standort zu finden.“
Mitarbeitende im Umbruch: Was passiert mit dem Personal?
Auch die Beschäftigten sind von der Entscheidung betroffen. Auf die häufig gestellte Frage „Was passiert mit dem Personal der Müller-Filiale in Northeim?“ hat das Unternehmen eine Antwort parat: Die Mitarbeitenden wurden frühzeitig über die Schließung informiert und erhielten ein Angebot zur Weiterbeschäftigung – allerdings in der Filiale im rund 30 Kilometer entfernten Herzberg am Harz.
Einige könnten das Angebot annehmen, doch nicht jede oder jeder kann oder will diese zusätzliche Pendelstrecke täglich auf sich nehmen. Gerade für Teilzeitkräfte mit familiären Verpflichtungen stellt das einen erheblichen Mehraufwand dar.
Herzberg rückt in den Fokus: Was erwartet die Filiale?
Mit der Schließung in Northeim richtet sich der Blick auf Herzberg. Die dortige Filiale bleibt laut Müller „vorerst geöffnet“, wie aus der lokalen Presse hervorgeht. Doch was bedeutet das konkret? Nutzer fragen sich: „Drogerie Müller Herzberg – bleibt die Filiale geöffnet?“
Derzeit gibt es keine konkreten Hinweise auf eine Schließung. Allerdings beobachten sowohl Mitarbeitende als auch Kundschaft die Entwicklung genau. Sollte die Nachfrage aus Northeim auf Herzberg übergreifen, könnte dies zu einem spürbaren Kundenanstieg führen – mit entsprechenden Auswirkungen auf Personalbedarf, Lagerkapazität und Warenumschlag.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob auch in Herzberg langfristig investiert werden kann – oder ob ähnliche strukturelle Herausforderungen drohen wie in Northeim.
Die Stadt reagiert: Petition und Protest
Die Ankündigung der Schließung hat in Northeim eine Welle des Protests ausgelöst. Innerhalb weniger Tage wurden laut Presseberichten rund 600 Unterschriften für den Erhalt der Filiale gesammelt – in sozialen Medien ist bereits von mehr als 2.000 Unterstützenden die Rede. Unter dem Stichwort „Unterschriftenaktion Northeim Müller Petition“ formierte sich eine engagierte Bürgerschaft, die die Wichtigkeit des Standortes unterstreicht.
„Es geht nicht nur um eine Drogerie“, sagt eine Bürgerin im Forum eines lokalen Nachrichtenportals. „Es geht um ein Stück Versorgungssicherheit – besonders für Ältere, Familien, Menschen ohne Auto.“
Auch Vertreterinnen und Vertreter der Stadtpolitik zeigen sich alarmiert. In gemeinsamen Gesprächen mit der Müller-Geschäftsleitung versucht man, doch noch eine Lösung zu finden – bislang allerdings ohne Erfolg.
Wie geht es mit dem Gebäude weiter?
Viele Bürgerinnen und Bürger fragen sich aktuell: „Wird das Müller-Gebäude in Northeim verkauft oder weiter genutzt?“ Nach Angaben der Stadt und des Unternehmens gehört die Immobilie der Drogeriekette selbst. Zwar bestehe keine Absicht, das Gebäude abzureißen – aber ein konkreter Nachnutzungsvorschlag liegt bislang nicht vor.
Die städtische Wirtschaftsförderung NOM WMT erklärte, man befinde sich bereits in Gesprächen mit potenziellen Gewerbemietern. Ziel sei es, einen zügigen Anschluss zu finden, um den drohenden Leerstand in der Innenstadt zu vermeiden. Ob dies gelingt, ist derzeit offen.
Potenzielle Nachnutzungsoptionen (aktuelle Diskussion):
- Ansiedlung eines anderen Drogeriemarkts (z. B. Budni oder Rossmann)
- Umnutzung zu Fachgeschäft oder Systemgastronomie
- Teilung in kleinere Gewerbeflächen (Bäckerei, Copyshop, etc.)
- Zwischennutzung durch Pop-up-Stores
Filialstruktur unter der Lupe: Warum kleinere Standorte weichen müssen
Die Schließung in Northeim ist exemplarisch für eine Entwicklung in vielen mittelgroßen Städten. Zwar wächst das Drogeriemarktsegment in Deutschland insgesamt weiter – insbesondere durch Sortimentserweiterungen in Richtung Naturkosmetik, Nahrungsergänzung und Haushaltswaren – doch kleinere, schwer modernisierbare Standorte geraten zunehmend ins Hintertreffen.
Müller selbst betreibt europaweit rund 949 Filialen, davon etwa 583 in Deutschland. Im Vergleich zu Branchenprimus dm mit über 4.000 deutschen Märkten ist das mittelständisch. Dennoch unterliegt auch Müller dem Innovationsdruck – von Regal-Optimierungssoftware bis hin zu digitalisierten Kassensystemen. All das erfordert Raum, Logistik und Investitionen.
Ausblick und Bedeutung für die Region
Die Schließung der Müller-Filiale in Northeim ist mehr als eine unternehmerische Entscheidung – sie ist ein Symbol für den Strukturwandel im stationären Einzelhandel. Für die Menschen vor Ort bedeutet sie den Verlust eines gewohnten Nahversorgers, für die Innenstadt einen weiteren Leerstand mit potenziellen Folgen für die Laufkundschaft und das Stadtbild.
Ob es gelingt, die Filiale in Herzberg langfristig zu stabilisieren, hängt von vielen Faktoren ab: Personalentwicklung, Kundenzuwachs, Investitionsbereitschaft – und nicht zuletzt vom Vertrauen der Kundschaft. Klar ist: Die Region steht vor einer Umbruchphase, die aktives Handeln seitens Politik, Unternehmen und Bevölkerung erfordert.
Gleichzeitig zeigt die rege Beteiligung an Petitionen und öffentlichen Diskussionen, wie wichtig solche Standorte für die Identität und Infrastruktur kleiner Städte sind. Ob Müller darauf noch einmal reagiert oder bereits mit der Schließung abgeschlossen hat – das bleibt abzuwarten.