Wernigerode

So soll im Landkreis Harz die Wasserentnahme beschränkt werden – Eine Zusammenfassung der Maßnahmen

Wernigerode – Angesichts anhaltender Trockenheit hat der Landkreis Harz weitreichende Maßnahmen zur Wasserentnahme beschlossen. Ab dem 1. Juli 2025 gelten neue Vorschriften für die Nutzung von Oberflächen- und Grundwasser, die vor allem Landwirtschaft und Privatverbraucher betreffen. Die Entscheidung basiert auf einer kritischen Lage in den Flüssen, Bächen und dem Grundwasserhaushalt.

Ein Landkreis reagiert auf Dürre: Was genau beschlossen wurde

Mit Wirkung vom 1. Juli bis zunächst zum 30. September 2025 untersagt der Landkreis Harz die Entnahme von Wasser aus Oberflächengewässern vollständig. Gleichzeitig wird die Entnahme von Grundwasser zur Bewässerung in der Zeit von 10 bis 18 Uhr eingeschränkt. Diese Regelungen gelten insbesondere für Privatpersonen, Landwirte, Gartenbaubetriebe und gewerbliche Nutzer.

Die Maßnahmen folgen auf eine Periode ungewöhnlich geringer Niederschläge, die zu besorgniserregend niedrigen Wasserständen geführt hat. Betroffen sind zahlreiche Gewässer im Landkreis – darunter die Warme und Kalte Bode, die Selke, die Holtemme und der Goldbach. An 15 von 21 ausgewerteten Pegeln wurden Wasserstände unter dem mittleren Niedrigwasserabfluss (MNQ) gemessen.

Maßnahmen im Überblick:

  • Verbot der Wasserentnahme aus Bächen, Flüssen und Seen
  • Verbot der Grundwasserentnahme zur Beregnung zwischen 10 und 18 Uhr
  • Bußgelder bei Zuwiderhandlung bis zu 50.000 Euro

Die ökologische Lage: Ein fragiles Gleichgewicht

Die Natur leidet – das wird in vielen Teilen des Landkreises Harz spürbar. Die Fließgewässer führen deutlich weniger Wasser als üblich. Gerade für Kleinstlebewesen, Amphibien, Fische und wassergebundene Insekten hat dies dramatische Folgen. Durch den geringen Durchfluss steigen zudem die Wassertemperaturen, was den Sauerstoffgehalt senkt – ein Teufelskreis für die Gewässerökologie.

Auch der Grundwasserstand zeigt kritische Werte. Besonders problematisch: Der Wasserstand liegt in vielen Messstellen deutlich unter dem mehrjährigen Monatsdurchschnitt. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Natur, sondern auch auf die langfristige Wasserversorgung für Haushalte und Landwirtschaft.

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Landrat warnt vor Sorglosigkeit

„Eine Trendumkehr ist auch durch die Niederschläge in den letzten Tagen nicht eingetreten und auch nicht zu erwarten“, erklärte Landrat Thomas Balcerowski. „Wir müssen jetzt verantwortungsvoll handeln, um langfristige Schäden zu verhindern.“

Frühwarnungen und erste Appelle: Der Vorlauf zur Verfügung

Bereits Wochen vor Inkrafttreten der Allgemeinverfügung hatte die Untere Wasserbehörde des Landkreises Harz zur Sparsamkeit aufgerufen. In einer öffentlichkeitswirksamen Aktion wurden Empfehlungen ausgesprochen: Pools sollten nur einmal pro Saison befüllt werden, Bewässerungen möglichst nachts erfolgen und ressourcensparende Systeme bevorzugt werden.

Diese Maßnahmen stießen teilweise auf Zustimmung, teilweise aber auch auf Skepsis – insbesondere bei Landwirten, die auf regelmäßige Beregnung angewiesen sind. Dennoch wurde betont, dass auch freiwillige Einschränkungen zum Schutz des Gesamtökosystems beitragen können.

Wasserampeln und Pegeldaten: Transparenz als Schlüssel

Ein bereits genutztes und von Fachleuten empfohlenes Mittel zur besseren Steuerung und Information ist die sogenannte „Wasserampel“. Sie zeigt in Ampelfarben (Grün, Gelb, Rot) an, wie kritisch die Wasserlage in bestimmten Regionen ist. Besonders Talsperren wie die Zillierbach- oder Rappbodetalsperre, die zur Wasserversorgung des Harzgebietes beitragen, lassen sich durch diese Systeme besser überwachen.

Die Einführung solcher digitalen Tools kann auch die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen. Wenn Bürger transparent und regelmäßig über Pegelstände, Wetterprognosen und Wasserverfügbarkeit informiert werden, steigt die Bereitschaft zur Eigeninitiative.

Wie Bürgerinnen und Bürger reagieren

In sozialen Medien und Foren wird die Diskussion um die Einschränkungen kontrovers geführt. Während viele Menschen Verständnis zeigen und sich solidarisch zeigen, kritisieren andere die Maßnahmen als Symbolpolitik oder sehen ihre Lebensqualität eingeschränkt. Besonders betroffen sind Gartenbesitzer, Landwirte und Sportvereine mit Rasenplätzen oder Schwimmbädern.

„Unser Bach ist fast trocken, und trotzdem sehe ich tagsüber Sprinkleranlagen auf öffentlichen Flächen – das passt nicht zusammen“, schreibt ein Nutzer in einem Fischerei-Forum.

Ein anderer Nutzer berichtet aus Clausthal-Zellerfeld: „In Höhenlagen wie bei uns wird es richtig ernst – unsere Trinkwasserteiche sind rapide gesunken. Wenn der Sommer so weitergeht, sind wir auf Tankwagen angewiesen.“

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Regionale Unterschiede: Der Harz im Vergleich

Der Landkreis Harz ist nicht allein mit seinen Problemen. In fünf weiteren Landkreisen Sachsen-Anhalts gelten bereits Einschränkungen. Während einige Kommunen auf Appelle setzen, greifen andere – wie der Harz – zu konkreten Verboten und Strafen. Die Gründe liegen in der Topografie und der klimatischen Lage: Während der Harz selbst noch vergleichsweise viel Niederschlag erhält, leiden insbesondere die Harzrandgebiete unter ausgeprägter Trockenheit.

Vergleich zur Situation 2022:

Jahr Maßnahme Reaktion
2022 Teilweise Verbote, Appelle Wenig Kontrolle, mäßige Wirkung
2025 Verbindliche Allgemeinverfügung Strenge Durchsetzung, klare Ansagen

Neue Verantwortung: Die Rolle von Verwaltung und Gesellschaft

Nicht nur Natur und Landwirtschaft sind gefordert – auch die Verwaltung steht in der Pflicht. Es geht um mehr als nur um Anordnungen und Verbote. Die Kommunikation mit der Bevölkerung, die Schulung der Mitarbeiter, die Ausstattung mit Messinstrumenten und Kontrollbefugnissen – all das spielt eine Rolle bei der Durchsetzung der Wasserpolitik.

Gleichzeitig entwickelt sich eine neue Kultur der zivilgesellschaftlichen Beteiligung. Viele Menschen dokumentieren über Onlineplattformen, wo Bäche verschwinden, wo illegal entnommen wird oder wo aus ihrer Sicht unlogisch gehandelt wird. Diese „Crowd Science“ kann ein wichtiges Frühwarnsystem sein – vorausgesetzt, sie wird ernst genommen und in Maßnahmen integriert.

Was jetzt getan werden kann – und was auf dem Spiel steht

Die Maßnahmen im Landkreis Harz zeigen, wie schnell ein scheinbar wasserreiches Gebiet in eine kritische Situation geraten kann. Neben kurzfristigen Verboten braucht es langfristige Strategien: klimagerechte Landschaftsplanung, verbesserte Speicherinfrastruktur, Umrüstung von Bewässerungssystemen, und nicht zuletzt ein allgemeines Bewusstsein für den Wert von Wasser.

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Empfohlene Maßnahmen für Bürger:

  • Nutzung wassersparender Gartenbewässerung
  • Regenwassernutzung zur Pool- oder Gartenversorgung
  • Abendliche oder nächtliche Bewässerung statt tagsüber
  • Vermeidung unnötiger Wasserentnahme

Ein heißer Sommer als Warnsignal

Die Einschränkungen im Landkreis Harz sind kein isoliertes Ereignis, sondern ein deutliches Zeichen für den Wandel, den der Klimawandel erzwingt. Während Behörden, Bürger und Wirtschaft gleichermaßen gefordert sind, geht es letztlich um den Erhalt unserer Lebensgrundlagen. Wasser ist kein selbstverständliches Gut mehr – und der Harz zeigt exemplarisch, wie herausfordernd das Wassermanagement der Zukunft sein wird.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.