Wernigerode

Streunender Riesenhund im Harz sorgt für Aufsehen: Woher kommt der Kangal-Mix aus Drübeck?

Ein großer Kangal-Mix steht auf einer Straße im Harz-Dorf Drübeck. Die Herkunft des imposanten Hundes ist bislang ungeklärt. (Symbolbild – das Bild ist nur exemplarisch)

Drübeck im Harz – Ein ungewöhnlicher Gast sorgte in den vergangenen Tagen für Aufregung in dem kleinen Harz-Dorf. Ein imposanter Kangal-Mischling streifte offenbar mehrere Tage lang allein durch die Umgebung, ohne dass sich jemand als Besitzer zu erkennen gab. Die Sichtungen häuften sich, die Unsicherheit wuchs – bis die Tierrettung schließlich eingreifen musste. Doch die wichtigste Frage bleibt: Woher kommt der riesige Hund?

Ein Spaziergänger mit Übergröße: Der Hund, der plötzlich da war

Der Fall begann zunächst wie viele andere: Ein Hund wird gesichtet, scheinbar ohne Halter. Doch im Fall von Drübeck handelte es sich nicht um irgendeinen Vierbeiner. Der Hund war groß, kräftig gebaut, mit imposanter Erscheinung – schnell wurde klar, dass es sich um einen Kangal-Mix handeln musste, eine Kreuzung des türkischen Herdenschutzhundes mit vermutlich einem Ovcharka oder vergleichbaren Hütehunden.

Schon rund anderthalb Wochen vor dem eigentlichen Einfang am Streithölzer Weg meldeten Anwohner erste Sichtungen. Der Hund streifte ruhig, aber wachsam durch Gärten, Waldstücke und an Grundstücksgrenzen entlang. Er schien niemanden anzugreifen, aber auch niemandem zu trauen. Einige Einwohner versuchten, ihn anzulocken oder einzufangen, was jedoch nicht gelang. Aufgrund der Größe und Unberechenbarkeit des Tieres wurde die Tierrettung eingeschaltet.

Gefasst und doch allein: Was über den Hund bekannt ist

Der Kangal-Mix wurde schließlich durch die Tierrettung eingefangen und in das Tierheim Derenburg gebracht. Die Tierschützer beschrieben den Rüden als körperlich unversehrt, wachsam, aber nicht aggressiv. „Ein sanfter Riese“, wie ein Tierheimmitarbeiter es ausdrückte. Doch schnell wurde deutlich: Der Hund war nicht gechippt, zumindest nicht registriert – und es meldete sich niemand, der ihn vermisste.

War der Hund gechippt oder registriert? Wie findet man den Besitzer? Diese Frage stellten sich viele – doch ohne Eintrag bei Plattformen wie TASSO oder Findefix bleibt eine Rückvermittlung oft unmöglich. Jedes Jahr verschwinden zehntausende Hunde in Deutschland, allein 2024 waren es rund 28.700. Über 25.000 davon konnten durch Chipdaten oder Haltermeldungen zurückgebracht werden. Doch der Rest? Bleibt verschwunden – oder landet, wie dieser Hund, im Tierheim.

Kennst du das schon?   Harz im Rampenlicht: Kampfjet-Szenen und Geheimprojekt für den Klima-Thriller „Cool Down“

Ein rätselhafter Streuner mit vielen offenen Fragen

Die Stadt Ilsenburg reagierte öffentlich und rief über soziale Medien und Gemeindekanäle dazu auf, Hinweise zur Herkunft des Hundes zu melden. Bisher ohne Erfolg. Auch im näheren Umfeld Drübecks konnte kein Halter ausfindig gemacht werden. Es gibt keine Anzeige eines entlaufenen Hundes, keine entsprechenden Aushänge, keine Chipverknüpfung – und das, obwohl der Hund offenbar gepflegt und nicht verwahrlost war.

Kangal-Mixe in Deutschland – Zwischen Faszination und Verantwortung

Ist ein Kangal-Mix als „vermutlich gefährlich“ eingestuft? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. In Bundesländern wie Hessen oder Hamburg gelten Kangals oder Kangal-Mischlinge als „vermutlich gefährlich“. Dort sind Halter verpflichtet, Sachkunde nachzuweisen, den Hund einem Wesenstest zu unterziehen und besondere Haltebedingungen einzuhalten. In Sachsen-Anhalt, wo Drübeck liegt, sind solche Regelungen zwar weniger streng, doch auch hier sind große Herdenschutzhunde eine Herausforderung – rechtlich und praktisch.

Größe, Gewicht und Charakter – Was macht Kangals so besonders?

Wie groß und schwer wird ein typischer Kangal-Mix? Reine Kangal-Rüden erreichen Schulterhöhen von 72 bis 78 Zentimetern und bringen bis zu 60 Kilogramm auf die Waage. Kangal-Mischlinge sind in der Regel etwas kleiner, aber immer noch massiv. Sie zählen zu den größten Hunderassen Europas. Ihr Charakter ist geprägt von Wachsamkeit, Selbstständigkeit und Territorialverhalten. Ein Kangal will führen – oder geführt werden. Unsicherheit, schwankende Regeln oder beengte Verhältnisse sind Gift für sein Wesen.

Welche typischen Verhaltensmerkmale zeigen Kangal-Mixe bei Begegnung mit Fremden? Laut langjährigen Haltern und Diskussionen in Fachforen zeigen sich Kangals häufig misstrauisch gegenüber Fremden, insbesondere auf ihrem Terrain. Sie bellen intensiv, beobachten genau und schätzen Situationen selbstständig ein. Sie sind nicht aggressiv im klassischen Sinne, aber sie fordern Respekt ein – auch und gerade als Mischlinge. Besonders häufig zeigen sie ein Verhalten, das als “präventives Abschrecken” beschrieben wird: intensive Beobachtung, Blockieren von Wegen, lautes Bellen.

Kennst du das schon?   BossHoss rocken das Harz-Open-Air 2026 im Wernigeröder Bürgerpark

Verlassene Giganten: Warum große Hunde häufig im Tierheim enden

Wie häufig werden Hunde wie dieser deutschlandweit gefunden oder entlaufen? Ein Blick in die Statistiken zeigt: Hunde wie der Kangal-Mix aus Drübeck sind keine Einzelfälle. Jährlich entlaufen zehntausende Hunde. Insbesondere bei sehr großen und anspruchsvollen Rassen wie Herdenschutzhunden zeigt sich jedoch ein weiteres Muster: Viele werden gar nicht gesucht. Ein Teil wird ausgesetzt – sei es aus Überforderung, mangelnder Vorbereitung oder fehlender Sachkunde.

In Foren und sozialen Netzwerken häufen sich Berichte über Kangals, die aus Statusgründen angeschafft wurden. „Für manche ist der Kangal ein Nationalsymbol – kein Haustier“, heißt es etwa in einem Hundeforum. Die Folge: Halter unterschätzen die Anforderungen und geben den Hund bei Schwierigkeiten ab. Nicht immer offiziell. Nicht immer legal.

Liste: Häufige Gründe für die Abgabe großer Herdenschutzhunde

  • Überforderung durch Größe und Kraft
  • Fehlende Sachkunde oder mangelnde Erziehungserfahrung
  • Probleme mit Nachbarn durch Bellen oder Territorialverhalten
  • Ungeeignete Wohnsituation (z. B. kleine Wohnung ohne Garten)
  • Gesetzliche Auflagen (Wesenstest, Halteverbot)

Regionale Erfahrungen: Herdenschutzhunde im Harz

Im Harz gibt es immer wieder Fälle von Herdenschutzhunden, die außerhalb von Schäfereien gehalten werden. Erfahrungsberichte zeigen: Selbst Mixe brauchen Platz, klare Führung und Aufgaben. Wer glaubt, ein Kangal-Mix lasse sich wie ein Retriever im Stadtpark führen, irrt sich gewaltig.

Ein Nutzer aus einem spezialisierten Forum berichtet: „Herdenschutzhunde wie Kangals funktionieren nur in Arbeitslinien – sie brauchen Aufgabe, Struktur, Gelände.“ Auch im Fall von Drübeck scheint dies zuzutreffen. Der Hund bewegte sich selbstständig durch Wald und Feld, wich Menschen aus, zeigte kein typisches Haustierverhalten. Alles deutet darauf hin, dass er an freies Leben gewöhnt war – sei es durch Zuchtumstände oder jahrelange Außentierhaltung.

Wie geht es nun weiter für den Kangal-Mix?

Das Tierheim bemüht sich um eine mögliche Vermittlung, bleibt aber vorsichtig. Vor einer möglichen Adoption wird ein umfangreicher Check durchgeführt: Wesenstest, Verträglichkeit mit Menschen und Tieren, Reaktionen auf Alltagsreize. Nicht jeder Interessent darf einen solchen Hund adoptieren – und das ist auch gut so.

Kennst du das schon?   Balkonbrand in Wernigerode: Pyrotechnik löst Feuer im Harz aus und verursacht hohen Schaden

Im Raum steht weiterhin die Frage: Woher könnte der streunende Kangal-Mix in Drübeck stammen? Gab es eine illegale Haltung? Eine Aufgabe bei Nacht und Nebel? Oder handelt es sich einfach um einen tragischen Fall von Entlaufen – mit dem Unterschied, dass niemand nach ihm sucht?

Ein Hund, viele Fragen – und eine Gemeinde, die hinsieht

Der Fall des Kangal-Mix aus Drübeck hat das Dorf bewegt. Er hat Fragen aufgeworfen zu Tierhaltung, Verantwortung und dem Umgang mit großen Hunderassen. Er hat aber auch gezeigt, wie schnell ein Tier im modernen Alltag zum Problem wird – selbst, wenn es nur still und wachsam durch die Straßen zieht.

Was bleibt, ist ein Hund – ruhig, imposant, wachsam –, der irgendwo einen Anfang hatte. Der vielleicht einmal einen Menschen hatte, einen Hof, eine Aufgabe. Und der nun auf eine zweite Chance wartet. Vielleicht nicht als Haustier im klassischen Sinne, aber als Wesen mit Respekt und Raum. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben. Vielleicht meldet sich doch noch jemand. Vielleicht beginnt ein neues Kapitel.

Weiteres aus der Rubrik
Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.