Wernigerode

Warum der Auerhahn in Wernigerode zum stolzen Wahrzeichen wurde

Wernigerode. Zwischen den bewaldeten Hängen des Harzes hat ein Tier eine ganz besondere Bedeutung erlangt – der Auerhahn. In Wernigerode steht er nicht nur für Tradition und Stolz, sondern auch für eine einzigartige Verbindung von Natur, Geschichte und Identität. Doch warum ist gerade der Auerhahn so tief mit dieser Harzstadt verbunden? Ein Blick in Geschichte, Kultur und Gegenwart zeigt, wie sich das Symbol vom Wappentier zur regionalen Ikone entwickelte.

Der Ursprung des Auerhahns in Wernigerode

Von der Gaststätte zum Markenzeichen

Der Auerhahn ist in Wernigerode weit mehr als nur ein dekoratives Symbol. Seine Geschichte beginnt im 18. Jahrhundert im heutigen Stadtteil Hasserode. Bereits 1746 existierte dort eine Gaststätte mit dem Namen „Zum Auerhahn“. Diese Bezeichnung war kein Zufall – sie knüpfte an die in der Region häufig vorkommenden Waldvögel an, die damals zum typischen Harzbild gehörten. Der Auerhahn galt schon früh als Sinnbild für Kraft, Stolz und Naturverbundenheit – Werte, mit denen sich auch die Menschen im Harz identifizierten.

Im Jahr 1872 gründete der Brauer Robert Hoppe an eben jenem Ort eine neue Brauerei – und übernahm den traditionsreichen Namen „Zum Auerhahn“. Dieser Schritt sollte zur Geburtsstunde eines Symbols werden, das bis heute fest mit Wernigerode verbunden ist. Aus der kleinen Braustätte entwickelte sich die „Hasseröder Brauerei“, die 1920 offiziell diesen Namen annahm, den Auerhahn jedoch als prägendes Markenzeichen beibehielt. Das bekannte rote Etikett mit dem balzenden Auerhahn wurde schließlich weit über den Harz hinaus bekannt.

Warum ist der Auerhahn Symbol von Wernigerode?

Obwohl der Auerhahn kein offizieller Bestandteil des Stadtwappens ist, gilt er als inoffizielles Wahrzeichen. Er symbolisiert die Verbindung von Natur, Tradition und Wirtschaftskraft in der Harzregion. Die jahrhundertelange Nutzung des Motivs durch Gaststätte, Brauerei und lokale Einrichtungen hat den Auerhahn tief in der Identität Wernigerodes verankert. Wer durch die Stadt spaziert, begegnet ihm auf Werbetafeln, Souvenirs, an Gebäuden und in zahlreichen Logos – ein Sinnbild dafür, wie eng die Menschen im Harz ihre Natur- und Stadtgeschichte miteinander verknüpfen.

Der Auerhahn und der Harz – eine natürliche Verbindung

Lebensraum und Bedeutung in der Harzer Fauna

Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) ist der größte Hühnervogel Europas und lebt bevorzugt in ausgedehnten Nadel- und Mischwäldern – ein typischer Lebensraum des Harzes. Noch bis in das 19. Jahrhundert war der imposante Vogel hier weit verbreitet. Der Auerhahn, auch „König des Waldes“ genannt, steht für die ungezähmte, ursprüngliche Wildnis des Harzes. Seine Balz, die im Frühling frühmorgens zu hören ist, galt lange als ein Symbol für den Kreislauf der Natur.

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Artenschutz und Rückkehrversuche

Heute steht der Auerhahn auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Intensive Forstwirtschaft, Tourismusdruck und Klimawandel haben seinen Lebensraum stark eingeschränkt. In verschiedenen Regionen Deutschlands wurden Wiederansiedlungsprojekte gestartet – oft mit gemischtem Erfolg. In Online-Foren wie Outdoorseiten.net diskutieren Naturfreunde kritisch über die teils teuren, aber nicht immer nachhaltigen Aussetzungen importierter Tiere, etwa sogenannter „Schwedinnen“. Diese Diskussionen zeigen: Der Auerhahn ist längst nicht nur Symbol, sondern auch ein Spiegel ökologischer Verantwortung im Harz.

Symbolische Bedeutung in Kultur und Heraldik

In der Heraldik wird der Auerhahn oft als Wappentier verwendet – meist in stolzer, balzender Haltung. Auch wenn er im offiziellen Stadtwappen Wernigerodes nicht auftaucht, steht er in der regionalen Wahrnehmung dennoch für Stolz und Ursprünglichkeit. Während das Wernigeröder Stadtwappen die Burg, Forellen und eine Zugbrücke zeigt, wurde der Auerhahn durch seine Präsenz in Alltagskultur und Wirtschaft zum „inoffiziellen Wappentier“. Viele Einwohner empfinden ihn als das eigentliche Wahrzeichen ihrer Stadt.

Der Auerhahn als Markenbotschafter der Region

Vom Brauereilogo zur regionalen Identität

Die Hasseröder Brauerei ist ohne den Auerhahn kaum vorstellbar. Seit über 150 Jahren ziert der stolze Vogel Etiketten, Gläser und Werbeplakate – er ist damit eines der bekanntesten Symbole, die aus dem Harz stammen. Nach der Wiedervereinigung wurde Hasseröder zu einer der meistverkauften Biermarken Ostdeutschlands. Das Markenzeichen – der Auerhahn in leuchtendem Rot und Gold – steht sinnbildlich für den wirtschaftlichen Aufschwung der Region nach 1990.

Wie stark ist die regionale Bekanntheit des Auerhahn-Symbols?

In sozialen Netzwerken und lokalen Gruppen wird der Auerhahn regelmäßig thematisiert. Auf Facebook-Seiten von Wernigerode tauchen immer wieder Orte mit dem Namen „Auerhahn“ auf – von der „Krippe am Auerhahn“ bis zur gleichnamigen Straße. Das zeigt, wie tief das Symbol in den Alltag der Einwohner integriert ist. Selbst wenn wirtschaftliche Einrichtungen verschwinden, bleibt der Name bestehen und wirkt identitätsstiftend. Der Auerhahn ist damit weit mehr als ein Marketingmotiv – er ist Teil der Alltagskultur im Harz.

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Seit wann wird der Auerhahn mit Hasseröder Bier verbunden?

Die Verbindung reicht bis zur Gründung 1872. Damals entschied sich Robert Hoppe, den Namen „Zum Auerhahn“ als Brauereibezeichnung zu übernehmen. Dieses Motiv wurde nach der Umbenennung in „Hasseröder Brauerei AG“ im Jahr 1920 beibehalten. Die Markenphilosophie des Unternehmens nutzt seither bewusst das stolze Tier als Symbol für Beständigkeit und Tradition – eine Strategie, die in Wernigerode und im gesamten Harz auf fruchtbaren Boden fiel.

Kulturgeschichte und Wahrnehmung

Der Auerhahn in der Kunst und im Stadtbild

Auch im kulturellen Raum ist der Auerhahn präsent. Eine Skulptur im Christianental erinnert an seine einstige Rolle im Harzer Wald. Künstler und Fotografen aus der Region nutzen den Auerhahn häufig als Motiv für Kunstwerke, Souvenirs und touristische Darstellungen. In Kombination mit der Schlosskulisse von Wernigerode und den Harzer Wäldern entsteht so ein identitätsstiftendes Gesamtbild: Der Auerhahn als Symbolfigur des Harzes, die Natur und Geschichte verbindet.

Gibt es Denkmäler oder Skulpturen des Auerhahns in Wernigerode?

Ja, tatsächlich findet sich im Umfeld der Stadt eine Skulptur, die den Auerhahn darstellt. Sie soll an die natürliche und kulturelle Bedeutung des Vogels erinnern. Solche Darstellungen sind oft bewusst in der Nähe von Wanderwegen oder Naturlehrpfaden platziert, um Besucherinnen und Besucher des Harzes auf die Symbiose von Natur und regionalem Selbstverständnis aufmerksam zu machen.

Die emotionale Verbindung der Bevölkerung

In Online-Diskussionen und Forenbeiträgen wird der Auerhahn von vielen Wernigerödern als Teil ihres Stadtbilds wahrgenommen. Zitate wie „Der Auerhahn gehört zu Wernigerode wie das Schloss“ spiegeln die emotionale Tiefe dieser Bindung wider. Dieses Gefühl, dass der Auerhahn die Region repräsentiert, basiert weniger auf formaler Zugehörigkeit als auf einer gewachsenen kulturellen Erinnerung – über Generationen hinweg.

Der Auerhahn und die Zukunft des Harzes

Ein Symbol im Wandel der Zeit

Der Harz steht heute vor großen Herausforderungen: Waldsterben durch Borkenkäfer, Dürreperioden und Klimaveränderungen prägen das Landschaftsbild. Reisende, die ihre Erlebnisse in Foren wie Reddit teilen, berichten von einem „verwundeten Wald“, aber auch von der Hoffnung auf Erneuerung. In diesem Kontext gewinnt der Auerhahn als Symbol neuen Wert – er steht für Widerstandskraft und Wiederaufbau. Seine Geschichte erinnert daran, dass der Harz schon oft im Wandel war, aber immer seine Seele bewahrt hat.

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Tourismus und Markenkommunikation im Harz

Tourismusverbände und Unternehmen greifen den Auerhahn zunehmend als emotionales Symbol auf. Er steht für Authentizität, Heimatgefühl und Naturnähe – Werte, die Besucher des Harzes suchen. So wird der Auerhahn zum Brückenbauer zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Wirtschaft und Umweltbewusstsein. Ob als Wappentier, Logo oder kunstvolle Skulptur: Der Auerhahn verbindet die Menschen des Harzes auf einzigartige Weise.

Wird der Auerhahn im Harz jemals wieder heimisch?

Diese Frage bewegt viele Naturfreunde. Experten betonen, dass die Wiederansiedlung nur gelingen kann, wenn großflächige Waldstrukturen erhalten bleiben und Störungen reduziert werden. Der Auerhahn braucht Ruhe, dichte Vegetation und ein stabiles Ökosystem. Sollte der Harz langfristig ökologisch regenerieren, könnten diese Bedingungen wieder entstehen – und vielleicht wird der Auerhahn eines Tages nicht nur Symbol, sondern auch wieder Bewohner seiner eigenen Legende.

Fazit: Der Auerhahn – Stolz, Symbol und Seele des Harzes

Der Auerhahn ist für Wernigerode weit mehr als ein dekoratives Zeichen. Seine Geschichte führt von einer alten Gaststätte über die Hasseröder Brauerei bis tief hinein in die kulturelle Identität der Stadt. Er steht für die Werte, die den Harz prägen: Naturverbundenheit, Beständigkeit und Selbstbewusstsein. In einer Zeit, in der sich der Harz neu erfindet, bleibt der Auerhahn ein Symbol für Kontinuität – ein Bindeglied zwischen Mensch, Wald und Geschichte. Und so gilt in Wernigerode bis heute: Wer den Harz versteht, versteht auch den Auerhahn.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.