Quedlinburg

Quedlinburg eröffnet erste Fahrradstraße im Harz – ein Meilenstein für Radverkehr und Mobilität

Quedlinburg. Die Welterbestadt im Harz setzt ein sichtbares Zeichen für nachhaltige Mobilität: Am Quarmbachweg entsteht die erste Fahrradstraße der Stadt. Die Maßnahme ist Teil einer größeren Strategie, Radfahrenden mehr Raum zu geben und das Netz des Europaradwegs R1 zu stärken. Gleichzeitig wirft das Projekt Fragen nach Verkehrsführung, Finanzierung und Auswirkungen auf Anwohner und Wirtschaft auf.

Ein Schritt in eine neue Verkehrskultur

Die Einführung der ersten Fahrradstraße in Quedlinburg markiert nicht nur einen baulichen Fortschritt, sondern auch einen kulturellen Wandel. Erstmals wird ein Straßenabschnitt so umgestaltet, dass Radfahrende klaren Vorrang genießen. Zwar bleibt die Durchfahrt für Kraftfahrzeuge möglich, doch die Regeln der Straßenverkehrsordnung für Fahrradstraßen stellen klar: Fahrräder bestimmen das Tempo, Autos müssen sich anpassen. Damit reiht sich Quedlinburg in eine Reihe deutscher Städte ein, die verstärkt auf Fahrradstraßen setzen, um den Anteil des Radverkehrs zu erhöhen.

Der Quarmbachweg als Pilotprojekt

Die Wahl fiel auf den Quarmbachweg, einen Abschnitt mit hoher Bedeutung für das innerstädtische Radnetz. Er verbindet den Neinstedter Feldweg mit dem Brühlpark und schafft damit einen Lückenschluss, der bisher Radfahrenden fehlte. Schon lange galt dieser Bereich als Schwachstelle, die nun geschlossen wird. Besonders interessant ist die Einbettung in den überregionalen Europaradweg R1, der quer durch Europa führt und auch Quedlinburg berührt.

Warum gerade dieser Standort?

  • Direkte Verbindung zweier wichtiger städtischer Punkte
  • Teil des touristisch stark genutzten Europaradwegs R1
  • Stärkung der Radwege-Infrastruktur im Harz
  • Symbolischer Auftakt für weitere Projekte in Quedlinburg

Finanzierung und Förderstruktur

Die Finanzierung der Fahrradstraße erfolgt größtenteils durch Fördermittel des Landes. Mit einem Zuschuss von 90 Prozent werden die Baukosten zu fast vollständigem Teil übernommen. Der Landkreis Harz rechnet mit einem Investitionsvolumen von rund 700.000 Euro, wobei die Mittel bereits 2024 bewilligt wurden. Die Stadt Quedlinburg selbst ist für die Planung und Vergabe verantwortlich, die 2025 auf der Tagesordnung des Stadtrates stand. Damit wird klar: Dieses Projekt ist kein spontaner Einfall, sondern Teil einer längerfristigen Planung.

Wer finanziert die Fahrradstraße in Quedlinburg?

Viele Bürgerinnen und Bürger stellen sich die Frage nach der Kostenlast. Die klare Antwort: Das Land Sachsen-Anhalt trägt mit seiner Förderung den Hauptteil, die Kommune und der Landkreis übernehmen den Rest. Somit ist die finanzielle Belastung für die Stadt überschaubar.

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Regeln und Nutzung der Fahrradstraße

Auf der neuen Fahrradstraße gilt Radfahrervorrang. Das bedeutet, dass Radfahrende die gesamte Fahrbahnbreite nutzen dürfen und Kfz sich anpassen müssen. Autos sind nicht gänzlich ausgeschlossen, die Nutzung bleibt für Anlieger weiterhin erlaubt. Die Polizei und Verwaltung betonen, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung strikt eingehalten werden muss. Für viele Bürger ist diese Verkehrsregelung neu, weshalb Aufklärungsarbeit notwendig sein wird.

Welche Regeln gelten auf der Fahrradstraße in Quedlinburg?

Die Regeln sind klar: Radfahrende dürfen nebeneinander fahren, sie bestimmen das Tempo. Kfz dürfen passieren, müssen aber Rücksicht nehmen. Parken am Fahrbahnrand wird auf das Nötigste beschränkt, um Gefahren durch zu geringen Abstand zu vermeiden.

Bedeutung für das Radwegenetz

Mit der Eröffnung dieser Fahrradstraße wird nicht nur eine Lücke im Quedlinburger Netz geschlossen. Vielmehr stärkt das Projekt auch die Position der Stadt im touristischen Radverkehr. Der Harz gilt als Region mit großem Potenzial für Radtourismus, da hier mehrere Radwege zusammentreffen, darunter der Harzrundweg und der Saale-Harz-Radweg. Durch die bessere Anbindung wird Quedlinburg für Radreisende noch attraktiver.

Wie wird die Fahrradstraße das Radnetz in Quedlinburg verbessern?

Die Straße schließt eine Lücke, sorgt für eine bessere Verbindung zwischen wichtigen Abschnitten und verbessert den Zugang zum Europaradweg R1. Für Pendler bietet sie zudem eine sichere und schnelle Verbindung durch die Stadt. Touristen profitieren von einer durchgängigen Strecke, die weniger Umwege erfordert.

Verkehrliche Auswirkungen und Sperrungen

Während der Bauarbeiten kommt es zu einer Vollsperrung. Das betrifft nicht nur Radfahrende, sondern auch Anlieger. Der Bahnübergang Gernröder Weg ist mittlerweile wieder freigegeben, doch andere Straßen wie der Steinweg und die Stresemannstraße sind gleichzeitig betroffen. Diese Ballung an Baustellen sorgt für Unmut bei manchen Bürgern, ist jedoch Teil einer umfassenden Modernisierung des städtischen Verkehrsnetzes.

Einbindung in den Europaradweg R1

Die Verbindung mit dem Europaradweg R1 macht die Quedlinburger Fahrradstraße besonders wertvoll. Täglich nutzen rund 400 Radfahrende diesen Abschnitt. Bis 2026 soll die Strecke Quedlinburg–Neinstedt als 3,50 Meter breite Fahrradstraße ausgebaut sein, wobei auch landwirtschaftlicher Verkehr die Route mitnutzen darf. Damit verbindet die neue Straße lokale Infrastruktur mit einem der bedeutendsten Radfernwege Europas.

Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung

In sozialen Medien wird das Projekt oft mit dem Stichwort „Nachhaltigkeit“ verknüpft. Die Stadt Quedlinburg will damit ihre Klimastrategie unterstreichen und gleichzeitig den Umstieg vom Auto aufs Rad fördern. In einem Facebook-Beitrag hieß es: „Wir setzen auf nachhaltige Mobilität, um unsere Stadt lebenswerter und zukunftsfähiger zu machen.“ Solche Botschaften zeigen, dass es um mehr geht als nur um Bauarbeiten: Es geht um eine langfristige Verkehrswende.

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Wirtschaftliche und soziale Bedenken

Nicht überall stoßen Fahrradstraßen auf ungeteilte Zustimmung. In Diskussionen auf Plattformen wie X wurde etwa geäußert, dass vergleichbare Projekte in anderen Städten dem Einzelhandel geschadet hätten. Manche Anwohner fürchten eine Abnahme des Autoverkehrs in Nebenstraßen, was die Sichtbarkeit lokaler Geschäfte beeinflussen könnte. Ob sich diese Sorge in Quedlinburg bestätigt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Stadt Informationsarbeit leisten muss, um Vorurteile abzubauen und Vorteile für alle Seiten darzustellen.

Bauliche Herausforderungen – die Schafbrücke

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist die bauliche Beschaffenheit des Quarmbachwegs. Dort befindet sich die denkmalgeschützte Schafbrücke aus dem Jahr 1926, die den Quarmbachweg über die Bode führt. Ihr baulicher Zustand gilt als schlecht, weshalb Sanierungsfragen eng mit dem Ausbau der Fahrradstraße verknüpft sind. Historische Bausubstanz und moderne Mobilität treffen hier aufeinander – eine Herausforderung für Stadtplanung und Denkmalschutz.

Planung mit wissenschaftlichem Hintergrund

Studien zur Gestaltung von Radinfrastruktur betonen, dass Fahrradstraßen besonders effektiv sind, wenn sie auf Nachfrage ausgerichtet sind. Ein Ansatz, der auch für Quedlinburg relevant ist, lautet: Je höher die potenzielle Nutzung, desto stärker der Effekt einer neuen Strecke. Mit aktuell rund 400 Radfahrenden täglich auf dem betreffenden Abschnitt ist klar, dass die Investition gut angelegt ist. Zusätzlich bestätigen Untersuchungen, dass Unfälle auf Fahrradstraßen selten und meist weniger schwerwiegend sind als auf anderen Straßen.

Wann beginnt der Bau?

Die Frage, die viele Menschen bewegt, lautet: „Wann beginnt der Bau der Fahrradstraße in Quedlinburg?“ Die Verwaltung gibt an, dass die Arbeiten in den kommenden Tagen starten sollen. Bereits seit Mitte 2024 liegen Fördermittel bereit, die Ausschreibung wurde 2025 abgeschlossen. Damit ist der Startschuss nun gefallen, auch wenn ein exaktes Enddatum der Fertigstellung noch nicht genannt wurde.

Anwohner und Beteiligung

Bislang äußerten sich nur wenige Anwohner öffentlich zum Projekt. Erfahrungsgemäß sind Informationsveranstaltungen und direkte Gespräche entscheidend, um Akzeptanz zu fördern. Anwohner müssen über Umleitungen, Sperrungen und neue Regeln aufgeklärt werden. Die Verwaltung betont, dass Dialog und Transparenz im Vordergrund stehen, um Missverständnisse zu vermeiden.

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Welche Bedenken gibt es bei Anwohnern?

Konkrete Beschwerden wurden bisher nicht dokumentiert. Allgemein bestehen bei Fahrradstraßen häufig Fragen zur Durchfahrt für Anlieger oder zur Parkplatzsituation. Hier wird die Stadt Quedlinburg klarstellen müssen, dass eine Balance zwischen Radverkehr und Kfz-Nutzung gefunden wird.

Quedlinburg im Kontext der Region

Die Fahrradstraße ist kein isoliertes Projekt. Im gesamten Harz wird der Ausbau des Radwegenetzes vorangetrieben. Studien zur touristischen Mobilität zeigen, dass die Region ein attraktives Ziel für Radurlauber ist. Quedlinburg profitiert dabei besonders von seiner Lage im Schnittpunkt mehrerer Routen. Für die Stadt bedeutet das: Wer heute in Infrastruktur investiert, wird langfristig vom Tourismus profitieren.

Ein Ausblick auf die Zukunft

Quedlinburgs erste Fahrradstraße ist ein Pilotprojekt, das den Weg für weitere Maßnahmen ebnen kann. Sollte die Strecke am Quarmbachweg erfolgreich angenommen werden, könnten bald weitere Straßen nachziehen. Dabei wird entscheidend sein, ob die Erwartungen an Sicherheit, Nutzungszahlen und Akzeptanz erfüllt werden. Für die Stadt ist es eine Gelegenheit, die Weichen für eine nachhaltige, moderne Verkehrspolitik zu stellen.

Mit der neuen Fahrradstraße zeigt Quedlinburg, dass auch eine historisch geprägte Stadt mutige Schritte in Richtung Zukunft gehen kann. Die Kombination aus Förderung, touristischem Nutzen, nachhaltigem Verkehr und regionaler Einbettung macht dieses Projekt besonders bedeutend. Natürlich gibt es noch offene Fragen – von der Sanierung der Schafbrücke bis hin zu wirtschaftlichen Auswirkungen – doch die Richtung ist klar. Quedlinburg hat damit den Anfang gemacht, den Radverkehr im Harz auf ein neues Niveau zu heben, und wird von vielen Augen kritisch wie hoffnungsvoll begleitet.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.