Wernigerode

Brockenbahn im Harz: Sanierung soll frischen Wind auf den Gipfel bringen

Die Brockenbahn im Harz steht vor einem tiefgreifenden Umbruch. Während die traditionsreiche Strecke dringend saniert werden muss, zeichnet sich zugleich ein Wechsel beim Betreiber der touristisch bedeutenden Anlagen auf dem Brockenplateau ab. Die Entwicklungen sind für Anwohner, Touristen und die regionale Wirtschaft von großer Bedeutung – und werfen viele Fragen auf.

Ein traditionsreiches Wahrzeichen im Wandel

Die Brockenbahn im Harz ist weit mehr als nur ein Verkehrsmittel. Sie gilt als Symbol der Region, zieht jährlich Hunderttausende Besucher an und ist ein fester Bestandteil des Tourismus. Doch die Dampfbahn, die seit Jahrzehnten über den 1.141 Meter hohen Brocken schnauft, steht vor Herausforderungen. Der Landkreis Harz hat im Sommer 2025 das Plateau rund um den Gipfel erworben, darunter auch das Brockenhotel und den markanten Brockenturm. Damit liegt erstmals ein Großteil der touristischen Infrastruktur in öffentlicher Hand, und eine europaweite Ausschreibung für neue Betreiber ist eingeleitet.

Betreiberwechsel: Rückzug des Brockenwirts

Bislang war Daniel Steinhoff als Brockenwirt für das Hotel und die Gastronomie auf dem Brocken zuständig. Doch Ende 2025 soll damit Schluss sein. Der Grund: akuter Personalmangel. Statt der früher rund 28 Beschäftigten stehen dem Betreiber derzeit nur noch elf Mitarbeitende zur Seite. Steinhoff selbst erklärte dazu: „Wir beide rocken leider momentan den Brocken“, womit er auf die langen Arbeitszeiten von bis zu 14 Stunden täglich hinwies. Der Brockenwirt will künftig nur noch den Brockenbahnhof der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) weiterführen, während der Landkreis neue Partner für den Hotel- und Gastronomiebetrieb sucht.

Sanierungsbedarf auf der Strecke

Parallel zum Betreiberwechsel zeigt sich der enorme Sanierungsbedarf der Brockenbahn. Landrat Thomas Balcerowski (CDU) betonte, dass sowohl die Gleise als auch die Fahrzeuge einer umfassenden Erneuerung bedürfen. Rund zwei Drittel der Strecke gelten als sanierungsbedürftig, mit Kosten von 1,5 bis 2 Millionen Euro pro Kilometer. Angesichts von insgesamt mehr als 140 Kilometern Schmalspurnetz in der Region sind das gewaltige Summen, die nicht allein aus den Fahrgeldeinnahmen finanziert werden können.

Finanzielle Unterstützung durch das Land

Um den Weiterbetrieb der Harzer Schmalspurbahnen zu sichern, stellt das Land Sachsen-Anhalt bis 2025 insgesamt 8,1 Millionen Euro bereit. Davon fließen 4,4 Millionen Euro noch 2024 und weitere 3,7 Millionen Euro im kommenden Jahr. Dieses Geld ist Teil des „Zukunftskonzeptes 2030“, das den Fortbestand der Bahn gewährleisten und die Attraktivität für Touristen sichern soll.

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Die Bedeutung der Harzer Schmalspurbahnen

Die HSB betreiben ein 140,4 Kilometer langes Streckennetz mit drei Hauptlinien: der Brockenbahn, der Harzquerbahn und der Selketalbahn. Jährlich nutzen rund 1,2 Millionen Fahrgäste die Bahn. Mit 262 Mitarbeitenden und einem Umsatz von etwa 27,7 Millionen Euro gehört das Unternehmen zu den großen touristischen Arbeitgebern im Harz. Die Brockenbahn selbst ist mit knapp 19 Kilometern die bekannteste Strecke, die von Wernigerode über Drei Annen Hohne und Schierke bis zum Brocken führt.

Wie lange dauert die Fahrt auf den Brocken?

Viele Gäste fragen sich: „Wie lange dauert die Fahrt von Drei Annen Hohne bis zum Brocken?“ Die Antwort: Im Sommerfahrplan benötigt der schnellste Zug mit kurzem Halt in Schierke rund 49 Minuten. Langsamere Züge sind etwa 63 Minuten unterwegs. Diese Zeit ist für viele Reisende ein Highlight, denn die Fahrt durch den Harz bietet spektakuläre Aussichten.

Touristische Fragen und Antworten

Wie viel kostet eine Fahrt?

Eine der häufigsten Fragen lautet: „Wie viel kostet eine Hin- und Rückfahrt mit der Brockenbahn?“ Für Erwachsene liegt der Preis bei 57 Euro für eine Hin- und Rückfahrt, die einfache Fahrt kostet 38 Euro. Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren zahlen 23 Euro einfach und 34 Euro für Hin- und Rückfahrt. Kinder unter sechs Jahren fahren kostenlos. Die Preise sind seit Jahren ein Diskussionsthema, insbesondere weil sie unabhängig vom Einstiegsbahnhof gleich bleiben.

Warum sind die Fahrpreise unabhängig vom Einstiegsort gleich?

Auch diese Frage wird immer wieder gestellt: „Warum ist der Fahrpreis zum Brocken von jeder Station aus gleich hoch?“ Dahinter steckt eine bewusste Strategie: Mit dem Einheitspreis will die HSB die Besucher dazu bewegen, möglichst früh in die Bahn einzusteigen. So sollen Staus und Umweltbelastungen im Nationalpark Harz reduziert werden, indem weniger Autos in die hochsensiblen Zonen vordringen.

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Stimmen aus der Region und den Foren

Neben den offiziellen Informationen melden sich auch viele Eisenbahnfreunde und Anwohner zu Wort. In Eisenbahnforen wird beispielsweise diskutiert, wie wichtig die Dampflokomotiven für die Attraktivität des Harzes sind. Manche Stimmen befürchten, dass ein Umstieg auf Diesel oder andere Antriebe die Faszination der Bahn schmälern könnte. „Ohne Dampf verliert die Bahn ihren Zauber“, heißt es dort. Gleichzeitig verweisen andere Nutzer darauf, dass die Betriebskosten der Dampfloks hoch seien und langfristige Alternativen geprüft werden müssten.

Fahrgastrechte und Erwartungshaltung

In Foren werden zudem die Fahrgastrechte der HSB thematisiert, insbesondere wenn es um Verspätungen oder Ausfälle geht. Gerade in Zeiten von Ersatzverkehren oder Baustellen stellt sich für viele Reisende die Frage nach Erstattungen. Solche Diskussionen zeigen, dass die Kundenbindung nicht nur durch den nostalgischen Charme, sondern auch durch Transparenz und Verlässlichkeit gesichert werden muss.

Aktuelle Einschränkungen im Betrieb

Der Sanierungsbedarf zeigt sich schon jetzt im laufenden Betrieb. Ende August 2025 mussten für mehrere Tage Diesellokomotiven eingesetzt werden, weil bestimmte Abschnitte der Strecke nicht mit Dampfzügen befahrbar waren. Zudem verkehren auf der Harzquerbahn bis Ende September teilweise Busse als Ersatz. Auf Social Media wurde die Rückkehr der Dampfloks begeistert kommentiert – viele Reisende planen ihre Touren gezielt danach, ob eine Dampflok im Einsatz ist oder nicht.

Wie lange dauert die Sanierung?

Eine weitere häufige Frage lautet: „Wie lange wird die Sanierung der Brockenstrecke dauern und wer finanziert sie?“ Offiziell ist von einem mehrjährigen Prozess die Rede. Die Finanzierung liegt bei den Ländern Sachsen-Anhalt und Thüringen, die zusammen mit dem Landkreis Harz die Modernisierung stemmen müssen. Konkrete Zeitpläne hängen von den Verhandlungen und den tatsächlichen Baufortschritten ab.

Der Harz im Spannungsfeld von Tradition und Zukunft

Der Harz steht mit der Brockenbahn vor einer klassischen Herausforderung: Einerseits soll das historische Erbe mit den Dampflokomotiven erhalten bleiben, andererseits drängen wirtschaftliche und ökologische Aspekte auf Veränderungen. Investitionen in die Gleise, in moderne Infrastruktur und in die Personalentwicklung sind unumgänglich. Gleichzeitig sind Dampfloks ein wesentlicher Teil des touristischen Alleinstellungsmerkmals des Harzes.

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Modernisierungsschritte der letzten Jahre

Die HSB haben bereits in den vergangenen Jahren in die Infrastruktur investiert. So wurden Empfangsgebäude renoviert, das betriebliche Funknetz digitalisiert, mehrere Brücken erneuert und Bahnübergänge modernisiert. Dennoch reichen diese Maßnahmen nicht aus, um den langfristigen Bedarf zu decken. Angesichts der hohen Besucherzahlen im Harz bleibt die Brockenbahn ein Dauerprojekt, das kontinuierliche Investitionen benötigt.

Ausblick für den Tourismus

Der Betreiberwechsel und die Sanierungen könnten die Attraktivität des Brockenhotels und der Gastronomie steigern, wenn es gelingt, neue Betreiber mit frischen Konzepten zu gewinnen. Dabei wird entscheidend sein, wie die Region die Balance zwischen Tradition und moderner Gästebetreuung hält. Der Harz lebt vom Spannungsfeld aus unberührter Natur, historischer Technik und zeitgemäßen touristischen Angeboten.

Die Brockenbahn im Harz steht an einer Weggabelung: Zwischen dem Erhalt der dampfenden Tradition und der Notwendigkeit umfassender Sanierungen, zwischen der Suche nach neuen Betreibern und dem Anspruch, Gästen ein unvergleichliches Erlebnis zu bieten. Klar ist, dass die Bahn nicht nur für Eisenbahnfreunde, sondern für den gesamten Harz eine enorme Bedeutung hat. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob es gelingt, die Herausforderungen zu meistern und gleichzeitig die Faszination dieses Wahrzeichens zu bewahren. Der Harz braucht die Brockenbahn – als Touristenmagnet, als Symbol und als lebendige Verbindung von Geschichte und Zukunft.

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Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.