Wernigerode

Hans-Bert Matoul: Ehemalige DDR-Fußball Legende mit 80 Jahren im Harz verstorben

Wernigerode – Die ostdeutsche Fußballwelt trauert um eine ihrer markantesten Persönlichkeiten. Hans-Bert Matoul, einst gefeierter Torjäger und Pokalheld, ist am Sonntag im Alter von 80 Jahren in einem Pflegeheim in Wernigerode verstorben. Mit seinem Tod endet ein außergewöhnliches Leben zwischen Fußballplatz und Backstube – ein Leben, das geprägt war von Talent, Heimatverbundenheit und familiärer Verantwortung.

Ein Fußballer mit zwei Heimaten: Leipzig und Langeln

Geboren am 2. Juni 1945 in Langeln im Harz, wuchs Hans-Bert Matoul in einem Umfeld auf, das ihn früh mit Bodenständigkeit prägte. Schon als Kind trat er gegen den Ball, träumte zunächst von einer Karriere als Torwart, bevor er sich als Stürmer einen Namen machte. Sein Weg führte ihn über den Armeesportklub Motor Dessau schließlich zur BSG Chemie Leipzig – eine Station, die für seine Karriere prägend werden sollte.

Zwischen 1965 und 1971 absolvierte Matoul 82 Oberligaspiele für Chemie Leipzig und erzielte 22 Tore. Doch seine größte Stunde schlug am 13. Juni 1966 im FDGB-Pokalfinale. Mit einem beherzten Treffer sicherte er Chemie Leipzig den Titel – ein Spiel, das ihm den inoffiziellen Titel „Pokalheld“ einbrachte.

Der Wechsel zu Lok und ein Sturm auf Europas Bühne

Im Jahr 1971 wechselte Matoul zum 1. FC Lokomotive Leipzig. Der Wechsel hatte nicht nur sportliche Gründe: In der DDR war es nicht unüblich, dass Spieler aus politischen oder strategischen Überlegungen den Verein wechselten. Für Matoul zahlte sich der Schritt sportlich aus: In 76 Einsätzen für Lok Leipzig erzielte er 39 Tore.

Besonders die Saison 1973/74 wird in Leipzig unvergessen bleiben. Matoul wurde mit 20 Treffern Torschützenkönig der DDR-Oberliga. In einem legendären Auswärtsspiel gegen Energie Cottbus erzielte er fünf Tore in einer Partie – ein Rekord für die Geschichtsbücher. Parallel stürmte Lok Leipzig bis ins Halbfinale des UEFA-Cups – ein internationaler Erfolg, den nur wenige DDR-Klubs erreichten.

Kennst du das schon?  Ist eine überhöhte Geschwindigkeit bei Blaulichtfahrten in Wernigerode problematisch?

Spielweise und Persönlichkeit: Der Führungsspieler mit Ecken und Kanten

Wie war Matoul als Spieler? Diese Frage beantwortet ein früherer Mitspieler mit klaren Worten: „Hans-Bert war kein Lautsprecher, aber einer, dem du folgst. Er war ein Führungsspieler – stark im Kopfball, torgefährlich, immer mit dem richtigen Riecher.“ Trotz seiner sportlichen Disziplin war Matoul auch für seine menschlichen Seiten bekannt – inklusive seiner Schwäche für Zigaretten, die er selbst im Kabinengang nicht verbarg.

Die Nationalmannschaft – ein kurzes Kapitel

Weniger umfangreich, aber dennoch bedeutungsvoll war Matouls Zeit im Trikot der DDR-Nationalmannschaft. Im Jahr 1974 absolvierte er drei Länderspiele. In einem Auswärtsspiel gegen Algerien erzielte er per Elfmeter sein einziges Länderspieltor. Seine weiteren Einsätze folgten gegen Tunesien und Belgien. Zwar stand er im erweiterten Kader für die WM 1974, doch für die Endrunde wurde er letztlich nicht nominiert.

Warum beendete Hans-Bert Matoul seine Karriere 1974?

Während viele Fans und Weggefährten noch auf weitere Sternstunden gehofft hatten, kam der Rücktritt Matouls vom Leistungssport überraschend. Der Grund war nicht sportlicher Natur: Sein Vater war schwer erkrankt. Als gelernter Konditormeister übernahm Matoul die Familienbäckerei in Langeln – ein Schritt, den er später nie bereut haben soll.

Neubeginn in Wernigerode – Spieler, Trainer, Familienmensch

Trotz Rücktritt vom Profifußball hing Matoul die Schuhe nicht an den Nagel. Er wechselte zur BSG Einheit Wernigerode in die DDR-Liga, wo er von 1976 bis 1980 spielte. Interessanterweise agierte er hier nicht mehr im Sturm, sondern als Libero in der Abwehr. Anschließend übernahm er den Trainerposten und führte den Verein 1981 in die DDR-Liga zurück.

Kennst du das schon?  Warum der Auerhahn in Wernigerode zum stolzen Wahrzeichen wurde

Wie viele Tore erzielte Matoul insgesamt im DDR-Fußball?

Die Statistiken sprechen eine klare Sprache: In der DDR-Oberliga kam er auf 158 Einsätze und 61 Tore. In der DDR-Liga erzielte er weitere 30 Treffer in 87 Spielen. Besonders bemerkenswert: Er gehörte auch in seiner letzten aktiven Saison 1979/80 noch zu den treffsichersten Spielern seines Vereins.

Nach der Wende: Rückzug und stilles Wirken

Nach der Wiedervereinigung blieb Matoul zunächst im Fußball aktiv. Er arbeitete zeitweise als Manager bei Chemie Leipzig, wurde auch als Trainer beim neugegründeten FC Sachsen Leipzig gehandelt – unterlag jedoch im Auswahlprozess dem damaligen Favoriten Jimmy Hartwig. Danach zog er sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück.

In Wernigerode baute er ein kleines Ferienhaus auf dem Familiengrundstück, kümmerte sich um Gäste und blieb sportlich interessiert, ohne aktiv zu sein. Im Jahr 1999 schloss er ein Diplomstudium der Wirtschaftswissenschaften ab – ein weiterer Beleg für seine Vielseitigkeit.

Wie erinnern sich Fans und Vereine an Matoul?

„Er war einer von uns. Kein Superstar, sondern ein echter Typ“, heißt es in einem Leipziger Fanforum. Auf Facebook verabschiedeten sich sowohl Chemie Leipzig als auch Lokomotive Leipzig mit emotionalen Worten von ihm. Besonders hervorgehoben wurde seine Bescheidenheit und sein Engagement, auch nach dem Karriereende.

„Mit Wolfgang Behla ist heute eine weitere Leutzscher Legende beigesetzt worden. Hans-Bert Matoul war der Siegtorschütze von 1966 – wir vergessen dich nicht“, schrieb der BSG Chemie Leipzig in einem öffentlichen Post. Lok Leipzig nannte ihn „einen der herausragendsten Stürmer, die je das blau-gelbe Trikot trugen“.

Ein Mann zwischen Fußball und Verantwortung

Hans-Bert Matoul war kein Mann der großen Worte – aber ein Mann großer Taten. Seine Karriere steht exemplarisch für viele Sportler in der DDR: Talentiert, beliebt und stets im Spannungsfeld zwischen sportlicher Laufbahn und politischer Realität. Dass er sich 1974 für die Familie entschied, statt weiter auf Torejagd zu gehen, verlieh ihm auch abseits des Platzes hohe Anerkennung.

Kennst du das schon?  Brücken und Wanderwege in Ilsenburg gesperrt: Was der Sturm angerichtet hat

Wo lebte Hans-Bert Matoul zuletzt?

In den letzten Jahren seines Lebens war Matoul gesundheitlich stark eingeschränkt. Er lebte in einem Pflegeheim in Wernigerode, wo er am 17. August 2025 im Alter von 80 Jahren verstarb. Die Beerdigung ist für den 28. August auf dem St. Theobaldi-Friedhof geplant – ein Ort, an dem sich Freunde, Weggefährten und Fans von ihm verabschieden werden.

Eine Lebensleistung, die bleibt

Hans-Bert Matoul war mehr als nur ein Fußballspieler. Er war Pokalheld, Torschützenkönig, Familienmensch und ein Stück gelebte ostdeutsche Fußballgeschichte. Seine Karriere erzählt von Glanz und Rückzug, von großer Klasse auf dem Platz und Verantwortung abseits davon. Er wird nicht nur in Leipzig, sondern auch in seiner Heimat Langeln und in Wernigerode als Legende in Erinnerung bleiben – nicht nur wegen seiner Tore, sondern wegen seiner Haltung.

Die letzten Worte gehören jenen, die ihn am besten kannten – seinen Fans: „Hans-Bert hat nicht für Ruhm gespielt. Er hat für uns gespielt.“

Weiteres aus der Rubrik
Über den Autor

Berichte und Artikel

Ich bin im Herzen des Harzes aufgewachsen; Diese mystische und sagenumwobene Region inspirierte mich schon früh. Heute schreibe ich aus Leidenschaft, wobei ich die Geschichten und Legenden meiner Heimat in meinen Werken aufleben lasse. Der Harz ist nicht nur meine Heimat, sondern auch meine Muse.