
Goslar. Im Harz rückt ein unsichtbares Gesundheitsrisiko zunehmend in den Mittelpunkt: Radon. Experten, Behörden und Sanierungsfirmen weisen immer deutlicher auf die Gefahr hin, die von dem Edelgas ausgeht. Veranstaltungen, neue Messwerte und gesetzliche Vorgaben zeigen, dass Handlungsbedarf besteht – auch für die Bürgerinnen und Bürger in Goslar.
Radon im Harz – ein unterschätztes Risiko
Was Radon ist und warum es gefährlich werden kann
Radon ist ein radioaktives Edelgas, das natürlich im Boden vorkommt. Es entsteht durch den Zerfall von Uran in Gesteinen, die im Harz reichlich vorhanden sind. Das Gas ist unsichtbar, geruch- und geschmacklos – Eigenschaften, die es besonders heimtückisch machen. Sobald Radon in Innenräume eindringt, kann es dort in hoher Konzentration auftreten. Das größte Risiko besteht beim Einatmen: Die Zerfallsprodukte lagern sich in der Lunge ab und erhöhen das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Nach dem Rauchen gilt Radon als zweithäufigste Ursache dieser Krankheit in Deutschland.
Goslar als Radonvorsorgegebiet
Die Stadt Goslar sowie weitere Orte im Harz, darunter Braunlage und Clausthal-Zellerfeld, wurden offiziell als Radonvorsorgegebiete eingestuft. In diesen Regionen wird erwartet, dass der gesetzliche Referenzwert von 300 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m³) regelmäßig überschritten wird. Für Bürgerinnen und Bürger bedeutet dies erhöhte Aufmerksamkeit: Sowohl im privaten Wohnbereich als auch an Arbeitsplätzen mit erdberührenden Räumen sind Messungen und gegebenenfalls Schutzmaßnahmen vorgeschrieben.
Messwerte aus dem Landkreis Goslar
Eine Messkampagne in den Jahren 2019/2020 ergab für den Landkreis Goslar einen Mittelwert von rund 124 Bq/m³ in Aufenthaltsräumen. Im Vergleich zu anderen Regionen Deutschlands liegt dieser Wert deutlich höher. Rund acht Prozent der untersuchten Räume überschritten sogar den Referenzwert von 300 Bq/m³. Besonders auffällig sind ältere Gebäude und Häuser mit Kellern, die einen direkten Kontakt zum Boden haben. In der Altstadt von Goslar wurden in einzelnen Fällen Werte weit oberhalb der Grenzwerte festgestellt, was die Gefahr im Alltag unterstreicht.
Gesetzliche Grundlagen und Pflichten
Strahlenschutzgesetz und Strahlenschutzverordnung
Für Radon in Innenräumen gelten in Deutschland klare gesetzliche Vorgaben. Grundlage bilden das Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) und die Strahlenschutzverordnung (StrlSchV). Ab einer Konzentration von 300 Bq/m³ müssen Maßnahmen ergriffen werden, um die Belastung zu senken. Dies betrifft nicht nur private Haushalte, sondern insbesondere Arbeitsplätze im Keller- und Erdgeschossbereich. Hier gilt eine gesetzliche Pflicht zur Messung und gegebenenfalls zur Sanierung.
Was gilt rechtlich fürs Bauen im Harz?
Eine häufige Nutzerfrage lautet: „Was gilt rechtlich fürs Baurecht und Neubauten in Goslar im Radonvorsorgegebiet?“ Neubauten im Harz müssen besondere bauliche Schutzmaßnahmen vorsehen. Dazu zählen Abdichtungen gegen Radoneintritt, die Verwendung diffusionshemmender Baumaterialien und der Einbau geeigneter Lüftungssysteme. Ziel ist es, das Eindringen von Radon aus dem Baugrund zu verhindern oder deutlich zu reduzieren. Eigentümer und Bauherren müssen diese Vorgaben berücksichtigen, sobald sie im ausgewiesenen Vorsorgegebiet bauen.
Gesundheitsrisiken und Betroffenheit
Die Folgen für die Gesundheit
Das Bundesamt für Strahlenschutz betont, dass das Risiko durch Radon direkt mit der Höhe der Konzentration und der Dauer der Exposition steigt. Besonders gefährdet sind Raucher, deren ohnehin erhöhtes Lungenkrebsrisiko durch Radon deutlich verstärkt wird. Auch unterhalb des Referenzwertes kann eine dauerhafte Belastung gesundheitsschädlich sein. Das Umweltbundesamt fordert daher, das Vorsorgeprinzip ernst zu nehmen und schon bei geringen Belastungen gegenzusteuern.
Radon in Schulen und öffentlichen Gebäuden
Radon ist nicht nur ein Thema für Wohnhäuser. In über 300 untersuchten Klassenräumen im Harz wurden in zwölf Räumen erhöhte Radonwerte festgestellt. Betroffen sind unter anderem das Ratsgymnasium in Goslar und weitere Schulen in Braunlage und Clausthal-Zellerfeld. Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass auch Kinder und Jugendliche gefährdet sein können, wenn keine geeigneten Maßnahmen ergriffen werden.
Ab wann wird am Arbeitsplatz gemessen?
Eine weitere Nutzerfrage lautet: „Ab welchem Level wird in Goslar am Arbeitsplatz Radonmessung verpflichtend?“ Die Antwort ist eindeutig: Überschreitet der Wert von 300 Bq/m³, muss zwingend gemessen und anschließend gehandelt werden. Arbeitgeber sind in der Pflicht, für sichere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Dazu gehören regelmäßige Messungen und gegebenenfalls technische Maßnahmen, um die Belastung zu senken.
Sanierung und Schutzmaßnahmen
Welche Maßnahmen sinnvoll sind
Experten empfehlen unterschiedliche Vorgehensweisen, je nach Belastung und Gebäudetyp. Typische Maßnahmen sind:
- Abdichtung von Kellern und Fundamenten
- Installation von Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung
- Einbau von Radonabsaugungen im Untergrund
- Verbesserte Belüftung durch Fenster- und Raumlüftung
Die Kosten variieren stark: von rund 200 Euro für einfache Messungen bis hin zu mehreren Tausend Euro für aufwendige Sanierungssysteme.
Welche Schutzmaßnahmen sind für private Haushalte sinnvoll?
Die Nutzerfrage „Welche Schutz- und Sanierungsmaßnahmen sind sinnvoll bei Radon in Wohnhäusern in Goslar?“ wird von Fachleuten klar beantwortet: Abdichtungen und Lüftung sind die wichtigsten Schritte. Zudem sollten Hausbesitzer regelmäßig messen, um die Werte im Blick zu behalten. Wer neu baut, sollte präventiv Maßnahmen ergreifen, um spätere Kosten zu vermeiden.
Kosten und Praxisbeispiele im Harz
Lokale Sanierungsbetriebe im Harz berichten von steigender Nachfrage. Messungen beginnen ab etwa 200 Euro, während mechanische Lüftungssysteme ab 2.000 Euro erhältlich sind. Radonabsaugungen kosten im Schnitt rund 3.000 Euro. Für eine umfassende Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung müssen Haushalte mit bis zu 8.000 Euro rechnen. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Radonschutz zwar Investitionen erfordert, aber langfristig Gesundheit und Sicherheit bietet.
Öffentliche Diskussion und Informationsveranstaltungen
Veranstaltungen in Goslar
In Goslar finden regelmäßig Informationsabende statt, bei denen Experten aus Medizin, Geologie und Bauwesen über Radon aufklären. Am 25. September 2025 ist beispielsweise eine öffentliche Veranstaltung im Amsdorfhaus geplant. Dort sollen Bürgerinnen und Bürger über Risiken, Messungen und Schutzmöglichkeiten informiert werden. Diskutiert wird dabei auch die geologische Besonderheit des Harzes, die zu den erhöhten Radonwerten beiträgt.
Stimmen aus den sozialen Medien
In lokalen Gruppen wird das Thema inzwischen kontrovers diskutiert. Bürger fordern mehr Transparenz von der Kommune und eine bessere Aufklärung. Kritisiert wird, dass viele Menschen noch immer nicht ausreichend über die Gefahr informiert sind. „Wir brauchen mehr Sichtbarkeit für das Thema Radon – nicht nur in Fachkreisen, sondern in der gesamten Bevölkerung“, so ein Kommentar aus einer Diskussionsrunde.
Fragen der Bevölkerung
Auch die Nutzerfrage „Wie hoch sind die Radonwerte in Goslar und wann wurden diese zuletzt gemessen?“ wird häufig gestellt. Die Antwort: Die letzten umfassenden Messungen fanden 2019/2020 statt. Sie zeigten deutlich erhöhte Werte im Vergleich zu anderen Regionen. Neue Messungen sind angekündigt, um die aktuelle Lage zu überprüfen und Gefahren besser einschätzen zu können.
Fazit: Radon im Harz – Gefahr ernst nehmen und handeln
Warum Aufklärung und Prävention jetzt entscheidend sind
Radon ist eine unsichtbare Gefahr, die im Harz nicht länger ignoriert werden darf. Die Region weist aufgrund ihrer geologischen Struktur deutlich höhere Belastungen auf als viele andere Gegenden in Deutschland. Offizielle Messungen, gesetzliche Regelungen und konkrete Sanierungsfälle belegen, dass Handlungsbedarf besteht. Ob in Schulen, Wohnhäusern oder am Arbeitsplatz – überall dort, wo Menschen viel Zeit verbringen, müssen Werte gemessen und Schutzmaßnahmen ergriffen werden.
Die Gesundheitsrisiken sind erwiesen und reichen von einer erhöhten Belastung der Atemwege bis hin zu einem deutlichen Anstieg des Lungenkrebsrisikos. Besonders betroffen sind Raucher, deren Risiko zusätzlich steigt. Die Kosten für Sanierungen und präventive Maßnahmen erscheinen auf den ersten Blick hoch, doch sie sind eine Investition in die Gesundheit und die Zukunft. Informationsveranstaltungen, Beratungsangebote und gesetzliche Vorgaben unterstützen die Bevölkerung dabei, Verantwortung zu übernehmen.
Der Harz hat mit Radon eine Herausforderung, die sich nicht verdrängen lässt. Sie ist unsichtbar, aber nicht unlösbar. Entscheidend ist, dass Bürgerinnen und Bürger, Behörden und Fachleute gemeinsam handeln. Mit konsequenter Aufklärung, regelmäßigen Messungen und wirksamen Sanierungsmaßnahmen lässt sich die Gefahr eindämmen. Radon im Harz ist eine Realität – doch mit Wissen und Entschlossenheit kann sie beherrscht werden.